Welt
Nach Sensationsfund muss ganzes Dorf umziehen
Die Stadt Kiruna leidet unter der Entdeckung Seltener Erden. Menschen müssen umziehen, Gebäude werden auf Anhänger verladen und woanders hingestellt.
Erst vor knapp zwei Wochen kündigte das schwedische Bergbauunternehmen LKAB den Fund des größten bekannten Vorkommens Seltener Erden in Europa an. "Das sind gute Nachrichten, nicht nur für LKAB, die Region und die schwedische Bevölkerung, sondern auch für Europa und das Klima", erklärte in dem Moment Vorstandschef Jan Moström. Nun, nicht alle Bewohner und Bewohnerinnen freuen sich wie der LKAB-Chef – rund 6.000 Menschen müssen wegen des Erzabbaus einige Kilometer weit umziehen.
Mit einem Drittel der Bevölkerung werden auch zahlreiche Gebäude umgesiedelt, die Aktion gilt als das extremste Umsiedlungsprojekt der Welt. Unter den vielen Bauten, die bis 2026 an einen neuen Ort verlegt werden, gehört die Kirche von Kiruna, eine märchenhafte, terrakottafarbene Holzkonstruktion aus dem Jahr 1912. Das etwa 600 Tonnen schwere Gebäude soll auf Anhänger verladen und an einen neuen Standort in der Nähe des örtlichen Friedhofs gebracht werden, wie der "Guardian" berichtet.
Lebensweise der indigenen Bevölkerung bedroht
Die Stadt droht durch die Senkungen der örtlichen Eisenmine verschluckt zu werden. Im Spital sind bereits Risse entstanden, eine Schule gilt bereits als nicht mehr sicher. "Wir sind mehr als froh, dass die Kirche umziehen kann", sagt die Pfarrerin Lena Tjärnberg. "Natürlich weiß ich, dass die Leute traurig sind." Die Kirche von Kiruna sei nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern auch ein Treffpunkt für die ganze Gemeinde.
Die Verlegung der Stadt bedrohe zudem die Lebensweise der Samen, des indigenen Volkes im Norden Schwedens, berichtet die britische Zeitung weiter. Bereits Jahrhunderte bevor das Bergbauunternehmen mit dem Abbau von Seltenerdelementen begann, trieben die Samen in den arktischen Gebieten Rentierzucht. Jetzt befürchten sie, dass die Tiere, die bereits durch die Klimakrise Mühe haben, Nahrung im Winter zu finden, noch stärker unter Druck geraten.
Die Auswirkungen der Umsiedlung werden alle in Kiruna zu spüren bekommen. Viele Menschen werden erleben müssen, wie ihr Haus abgerissen wird, sagt Nina Eliasson, die Leiterin der Planungsabteilung in der Gemeinde. Der Ort, an dem sie aufgewachsen sind, wird für immer verschwinden.