Verschärfung des Haltegesetzes
Nach Hundeattacken – jetzt sind strenge Regeln geplant
Sie sind in böser Erinnerung: die Hundeattacken auf Joggerinnen, die tödlich bzw. mit schweren Verletzungen endeten. OÖ reagiert mit strengen Regeln.
Das ansonsten so beschauliche Naarn (Bez. Perg) fiel vor gut einem Monat in Schockstarre: Eine 60-jährige Läuferin war am Ortsrand auf einem Feldweg unterwegs, als sich plötzlich ein American Stafford in sie verbiss.
Das Tier richtete die Frau so arg zu, dass sie selbst ihr Mann später nur mehr an der Kleidung identifizieren konnte. Für das Opfer kam jede Hilfe zu spät. Hund "Elmo" wurde eingeschläfert. Heftige Diskussionen über eine Verschärfung des Haltegesetzes waren die Folge.
Dann vor einer Woche der nächste Angriff: Eine 55-jährige Joggerin war auf einem Weg zwischen Zwettl an der Rodl und Eidenberg (beide Bez. Urfahr-Umgebung) unterwegs. Zur selben Zeit ging dort eine Frau (69) mit ihren beiden Vierbeinern spazieren.
Als die Sportlerin vorbeikam, stürmte Schäferhündin "Vicky" auf sie zu und biss sie in den Unterarm. Die Frau wurde schwer verletzt. Die Halterin gab die Hündin später im Tierheim ab. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Verschärfungen für größere Hunde
Der zuständige Landesrat Michael Lindner (SPÖ) kündigt unterdessen als Reaktion Gesetzesänderungen an: Mit einer "40/20-Regelung" sollen größere Hunde – mit mehr als 40 Zentimeter Widerristhöhe (quasi die Schulterhöhe; Anm.) oder über 20 Kilo Gewicht – künftig strenger behandelt werden.
"Es ist klar, dass von einem Malteser potenziell weniger Gefahr ausgehen kann als von einem Schäferhund", so der Landesrat zum Grundgedanken der Novelle. Und: Man nehme die Schutzbedürfnisse der Menschen ernst.
„Es ist klar, dass von einem Malteser potenziell weniger Gefahr ausgehen kann als von einem Schäferhund.“
In den vergangenen Wochen wurde immer wieder über die Einführung eine Rasseliste in Oberösterreich diskutiert. Lindner dazu: Gerade der aktuelle tragische Vorfall zeige, dass sie als Instrument der Differenzierung mit vielen Makeln behaftet sei. "So findet sich beispielsweise der am Montag in den Bissvorfall involvierte Schäferhund auf keiner mir bekannten Rasseliste im deutschsprachigen Raum."
Hundeführerschein gefordert
Für den Politiker steht fest, dass es ein erhöhtes Ausbildungserfordernis für Halter großer Tiere brauche. "Mit dem sogenannten Hundeführerschein, bestehend aus einem theoretischen und einen praktischen Test, wird auch aus Sicht der Experten ein ganz wesentlicher Beitrag zu mehr Sicherheit geleistet."
Lindner will seine Vorschläge im November dem Landtag vorlegen. Mit einer Weiterarbeit im zuständigen Unterausschuss sei demnach mit Ende des Jahres zu rechnen. Sobald die Eckpunkte fixiert sind, soll ein Fach- und Begutachtungsentwurf formuliert werden.
Dem Landesrat ist wie bei der Evaluierung des Jugendschutzgesetzes "eine transparente und offene Diskussion" wichtig. So könne rasch eine gute und verbesserte Novelle auf den Weg gebracht werden.
Tödlicher Biss: Ex-Militärhund weiterleben
Eine Großmutter war Ende Juli in Niederösterreich von einem früheren Heeres-Rottweiler zerfleischt worden. Jetzt starb sie im Spital. Der Hund wurde nicht eingeschläfert.
Das nicht heerestaugliche Tier war vom Bundesheer an eine 20-Jährige übergeben worden. Nach dem folgenschweren Biss nahm ihn das Militärhundezentrum im Burgenland zurück, bis er dauerhaft in einem Tierheim unterkam.