Ukraine
Nach Eklat: Schallenberg stellt Putin-Diplomat zur Rede
"Keine Gnade der ukrainischen Bevölkerung", twitterte der in Wien tätige russische Diplomat Uljanow. Nun zitiert ihn Minister Schallenberg zu sich.
Michail Uljanow sorgte am Samstag mit seinem in englischer Sprache verfassten, inzwischen gelöschten, Tweet für einen Eklat. Nachdem die Reaktionen nicht lange auf sich warten ließen – Selenski-Berater Michajlo Podoljak warf ihm vor, zum Völkermord aufzurufen – beklagte der Diplomat, dass er sich missverstanden fühle. In einem Telefonat mit der APA erklärte er, dass er "natürlich nicht" für einen Völkermord an den Ukrainern eintrete. "Ich habe aber auf die Mitteilung von Selenski emotional reagiert – wieder nur Waffen, keine Diplomatie", erläuterte Uljanow.
Schallenberg: "Wir sind empört"
Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) genügt diese Erklärung jedoch nicht. „Wir sind empört über die menschenverachtenden Aussagen des russischen Ständigen Vertreters und über seine Versuche zu relativieren, was nicht zu relativieren ist“, erklärte Schallenberg gegenüber krone.at.
Schon für Sonntag wurde Uljanow daher ins Außenministerium zitiert: „Wir stehen für freie Meinungsäußerung. Aber wir sind auch frei darin, entschieden gegen solch verhetzende Äußerungen einzutreten“, so Schallenberg weiter.
Nicht erster Twitter-Wirbel
Der zuletzt vor allem auch als russischer Verhandler bei den Wiener Atomgesprächen mit dem Iran tätige Uljanow ist nicht der erste russische Diplomat in Wien, dessen Aktivitäten in sozialen Netzwerken für Diskussionen sorgen. Auch der in Wien für Abrüstungsverhandlungen zuständige Konstantin Gawrilow brachte sich Mitte August durch einen Tweet eine parlamentarische Anfrage der NEOS bei Schallenberg ein.
Der hochrangige russische Diplomat hatte zuvor eine Twitter-Meldung geteilt, in der ein selbst erklärter Stalinist die Wiedereinführung eines stalinistischen Staatsterrors in Russland forderte. Gawrilows persönliche Einstellung zu dieser Forderung war dabei jedoch unklar geblieben.