Niederösterreich

Mutter von Leonie-Verdächtigem: "Er hat sie geliebt"

Vier Männer aus Afghanistan sollen Leonie unter Drogen gesetzt und vergewaltigt haben, bis sie starb. Jetzt spricht die Mutter eines Verdächtigen.

André Wilding
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    Leonie mit Burger und gut gelaunt im Zug.
    Leonie mit Burger und gut gelaunt im Zug.
    privat

    Rund sechs Wochen nach Leonies Tod hat sich die Mutter von Ali H. – einem jener vier verdächtigen Afghanen, welche die 13-Jährige in der Nacht auf den 26. Juni in einer Wohnung in der Wiener Donaustadt unter Drogen gesetzt, mehrfach vergewaltigt und getötet haben sollen – in einem Interview zu dem Fall geäußert.

    "Ich will Leonies Eltern mein tiefstes Beileid ausdrücken", sagt die Frau zur "Kronen Zeitung", die kaum Deutsch spricht und einen ihrer Schwiegersöhne zum Dolmetschen zu dem Gespräch in einem Gastgarten in Wien mitgenommen hat. Die Mutter von Ali H. wirkt laut dem Bericht verstört und erklärt, dass ihre jüngste Tochter ebenfalls 13 Jahre alt sei – genauso alt wie Leonie.

    "Mein Sohn hat die Wahrheit gesagt"

    Laut Aussage der Mutter habe ihr Sohn Ali der 13-Jährigen "nichts Böses angetan". Denn: "Er hat sie doch geliebt", erzählt die 50-Jährige der "Krone". Sie sei sich zudem "zu 100 Prozent sicher, dass mein Bub vor der Kripo die Wahrheit gesagt hat." Im Verhör hat ihr Sohn folgende Aussage getätigt, die von "Kronen Zeitung" zitiert wird:

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      Sie bleibt unvergessen: Blumen- und Kerzenmeer für Leonie (13).
      Sie bleibt unvergessen: Blumen- und Kerzenmeer für Leonie (13).
      Denise Auer, privat; "Heute"-Montage

      "Seit Mai waren Leonie und ich ein Paar. Vor dem Drama haben wir uns – wieder einmal – auf der Donauinsel getroffen, dort eine Flasche Whiskey getrunken und einen Joint geraucht. Danach fuhren wir in die Wohnung eines Freundes. Er und ein anderer Kumpel waren im Wohnzimmer, während meine Freundin und ich in der Küche Sex hatten. Danach gingen wir zu den beiden. Einer von ihnen gab uns Drinks, wie ich jetzt weiß, war darin Ecstasy. Nach wenigen Schlucken wurde ich ohnmächtig. Als ich aufwachte, lag Leonie am Boden. Und dann wurde sie weggetragen.“ Einen dritten Afghanen will Ali H. nicht am Tatort gesehen haben; er bestreitet – den Angaben seiner mutmaßlichen Komplizen widersprechend –, an den Missbrauchshandlungen beteiligt gewesen zu sein."

      "Ich weiß, wann Ali zur Welt gekommen ist"

      Auf die Frage, ob ihr Sohn Ali möglicherweise in seiner Einvernahme gelogen hat, antwortete seine Mutter: "Nein. Denn er ist ein guter Mensch." Im Gespräch mit der "Krone" erzählt die 50-Jährige dann von ihrem früheren Leben in einer Stadt im Norden von Afghanistan. Sie habe mit 16 Jahren geheiratet, mit 18, kurz nach der Matura, habe sie dann ihre erste Tochter bekommen. Später dann noch weitere drei Mädchen und zwei Söhne, heißt es in dem Bericht.

      Ali H. gab zudem an, dass er 16 Jahre alt ist. Doch laut eines gerichtsmedizinischen Gutachtens soll das nicht der Wahrheit entsprechen, stattdessen soll er mindestens 19 Jahre alt sein. Aber wie alt ist er nun wirklich, seine Mutter dazu in der "Kronen Zeitung": "Ich bin seine Mutter, ich weiß genau, wann er zur Welt gekommen ist: am 20. Dezember 2004, um elf Uhr vormittags. Seine Geburtsurkunde belegt das",  

      Als sie mit ihrer Familie im Jahr 2016 aus ihrer Heimat geflüchtet sei, habe sie das Dokument mitgenommen, schreibt die "Krone". "Mein Mann war Sicherheits-Chef am Flughafen, ich Lehrerin. Wir sind beide westlich eingestellt, deshalb hatten wir und unsere Kinder laufend mehr Probleme mit den Taliban", erklärt die Mutter weiter.

      "Ali war für mich unkontrollierbar geworden"

      Seit 2019 lebt die Frau in Österreich, ihre älteste Tochter – sie ist verheiratet und hat zwei Kinder – schon länger. Nach und Nach sei der Rest ihrer Familie dann nach Österreich gekommen, "vor einem Monat schließlich mein Mann", erzählt die 50-Jährige mit Hilfe ihres Schwiegersohnes zur "Kronen Zeitung".

      Angesprochen darauf, welche Pläne ihr Sohn hatte, antwortete die Mutter: "Er hätte demnächst einen Deutschkurs beginnen sollen, danach wollte er ein Gymnasium besuchen und später Jus studieren. Um Anwalt zu werden." In seiner Freizeit soll Ali H. häufig spazieren gewesen sein. Manchmal sei er auch erst spät heimgekommen. 

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        Vor dem Gemeindebau wurden viele Kerzen für das <a href="https://www.heute.at/s/mord-in-wiener-donaustadt-opfer-ist-erst-13-jahre-alt-100149552">junge Mädchen</a> angezündet.
        Vor dem Gemeindebau wurden viele Kerzen für das junge Mädchen angezündet.
        HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

        "Etwa eine Woche vor der Tragödie war er eine ganze Nacht hindurch ausgeblieben, ich hatte in meiner Sorge um ihn eine Vermisstenanzeige bei der Polizei gemacht", erklärt die Mutter der "Kronen Zeitung". Und weiter: ""Ich ahnte, dass Ali in schlechten Kreisen verkehrte. Er war für mich eben unkontrollierbar geworden."

        "Wollte Leonie kennenlernen"

        Anfang Juni habe Ali ihr dann Fotos von einem "hübschen, seriös wirkenden Mädchen" gezeigt. ""Das ist Leonie. Ich bin fix mit ihr zusammen. Sie ist 17 Jahre alt", erinnert sich die Mutter an die Worte ihres Sohnes. Sie habe das Mädchen dann kennenlernen wollen. "Es kam aber leider nicht dazu. Aber sie war mitunter bei uns daheim, wenn ich auswärts war."

        Auf die Frage, ob sie gewusst habe, dass ihr Sohn mit Drogen gehandelt und auch selbst genommen hat, antwortete die Mutter in der "Krone": "Davon wusste ich nichts. Und ich wusste auch lange nichts von den schrecklichen Dingen, die mit Leonie geschehen sind."

        Die 50-Jährige glaubt nach wie vor, dass ihr Sohn zu Unrecht in U-Haft sitzt. Die Anklage gegen Ali H. und seine drei mutmaßlichen Komplizen dürfte laut "Krone" auf "Vergewaltigung mit Todesfolge" lauten. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Gefängnisstrafe von 20 Jahren. Für alle Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.

        Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
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