12-Jährige missbraucht

Mutter packt aus –"Sah die Verzweiflung in ihren Augen"

Schwer getroffen von Freisprüchen und der Hetze im Netz meldet sich die Mutter des missbrauchten Mädchens aus Wien-Favoriten zu Wort – und packt aus.
Christian Tomsits
20.01.2025, 06:45

Zwei Freisprüche in zwei Vergewaltigungsprozessen gegen zwei Peiniger ihrer Tochter gingen nicht spurlos an der mutigen Mutter des missbrauchten Mädchens aus Wien-Favoriten vorüber – sogar Elon Musk meldete sich zu den Urteilen zu Wort, mehr dazu hier. "Es war wie ein Schlag ins Gesicht, dass sie ohne Strafe davonkamen", meinte die 35-Jährige kämpferisch zu "Heute". Ebenso verletzend waren für die berufstätige Alleinerzieherin anonyme Anschuldigungen, die ihr unzureichendes Reagieren oder Abwesenheit unterstellten. "Das tut wirklich weh", so die Wienerin, die sich größtenteils alleine um ihre Großfamilie kümmert.

Zu ihrer Tochter Anna-Sophia (Name geändert) pflegte sie immer eine enge Beziehung: "Daher habe ich sofort gemerkt, dass etwas Schlimmes mit ihr passiert ist." Vor Freunden äußerte die Mutter mehrfach ihre großen Sorgen um sie. Denn die damals 12-Jährige hatte sich im Jahr 2023 plötzlich zurückgezogen und all ihre Fröhlichkeit verloren. Über ihre offensichtlichen Probleme sprach sie jedoch mit niemanden.

"Ich hab ihre Angst und Verzweiflung in ihren Augen gesehen, flehte sie an, sich zu öffnen und über ihren Kummer mit mir zu reden", bedauert die Mutter heute, damals nicht früher das gesamte Ausmaß des monatelangen Missbrauchs herausgefunden zu haben. "Wir waren bei Ärzten, Sozialarbeitern. Doch sie redete nicht, war komplett verschlossen und verängstigt. Es war die Hölle", erinnert sich die Mutter. Die Fachleute beruhigten da noch und meinten, dieses Verhalten sei in der Pubertät normal. "Ich war verzweifelt, weil keiner meine Ängste ernst nahm", ärgert sie sich.

Über viele Fehlzeiten in der Schule, in denen sie immer wieder per Snapchat und Co. zu den Burschen gelockt worden sein soll, sei sie "viel zu spät" informiert worden. Als Anna-Sophia am Tag im April, als es in einem Hotelzimmer am Hauptbahnhof zu massiven Missbrauchshandlungen gekommen sein soll, bis in die späten Abendstunden nicht erreichbar war, machte die Mutter sofort eine Abgängigkeitsanzeige. "Kurz vor Mitternacht konnten wir sie mit dem Taxi bei einer Freundin, bei der sie danach Zuflucht gesucht hatte, abholen lassen. Sie war völlig fertig, hatte besorgniserregend viel Hunger und Durst."

Dennoch sollte es noch Monate dauern, bis im Herbst 2023 alles herauskam: Als das Kind endlich sein Schweigen über die furchtbaren Erlebnisse brach, "ging ich noch am selben Abend mit ihr zur Polizei." Anschließend wurde sogar ein zweiwöchiger Aufenthalt auf der Kinderpsychiatrie notwendig, da ihr Zustand so schlecht wurde. "Umso erstaunlicher ist, dass das Gerichtsgutachten meiner traumatisierten Tochter keine bleibenden Schäden zugestehen will", ist die Mutter immer noch fassungslos.

Und die Auswirkungen sind weiterhin augenscheinlich: Zuletzt habe die 14-Jährige begonnen, sich wieder kindlicher zu verhalten, "sie spielte viel mit ihren kleinen Geschwistern und sah sich viele alte Fotos an." Das Bild mit den von ihr aufgetürmten Steinen stammt aus einem Familienurlaub in Tirol. "Damals war die Welt noch in Ordnung. Mir kommen die Tränen, wenn ich daran denke, was danach alles auf Anna-Sophia zukommen soll", so die Mutter. Ermittlungen gegen weitere Vergewaltigungsverdächtige laufen, die Familie bittet weiterhin um Hilfe.

Konto: Spende Anna

AT04 3227 5000 0031 3692

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