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Mutant Year Zero punktet mit seiner Postapokalypse
Ein knallhartes Wildschwein und eine vorlaute Ente sind die Helden von Mutant Year Zero: Road to Eden. Wer Strategie mag, ist hier richtig.
Beim Kampfsystem ihres Werks vergleicht sich das Entwicklerstudio The Bearded Ladies mit den Gefechten von XCOM. Dabei hat es der durchgeknallte Titel Mutant Year Zero: Road to Eden für PC, PlayStation 4 und Xbox One gar nicht nötig, irgendwelche Vergleiche mit anderen Games zu suchen. Klar, auch hier wird rundenbasiert gekämpft, dazu gibt es aber Schleichen und Entdecken in Echtzeit, verrückte Figuren, eine packende Welt sowie einen gekonnten Mix aus Strategie und Adventure.
Zugegeben, gerade bei den Kämpfen fühlt man sich stark an XCOM erinnert. Auch hier planen Spieler und Gegner mit ihren Einheiten Runde für Runde jeden Zug und bei Schießereien wechselt das Geschehen von der Übersichts- und die Über-die-Schulter-Perspektive, dennoch entscheiden sich die Kämpfe und das Drumherum drastisch vom großen Vorbild.
So beginnt Mutant Year Zero: Road to Eden erst einmal mit einer kinoreifen Handlung: Mutanten-Tierwesen wie das Wildschwein Bormin und die Ente Dux leben in einer atomaren Postapokalypse, in der von einstigen Zivilisationen nur wenig übrig ist und in der die Natur wieder die Kontrolle übernommen hat. Die letzten Mutanten-Überlebenden der "roten Pest" leben in einer riesigen Konstruktion namens "Die Arche", Menschen gibt es keine mehr.
Besonderheit kommt zum Vorschein
In der unwirtlichen Welt suchen Dutzende Mutanten, Tiere und unbeschreibbare Wesen nach Nahrung und sicheren Unterschlüpfen. Dem Spieler obliegt es, ein solches Mutanten-Team zusammenzustellen und damit die Welt zu erforschen. Neben Nahrung sind die Gefährten nämlich auf der Suche nach etwas Größerem: Eden, für die einen die einzig wahre Zuflucht, für die anderen die Hölle. Dort sollen die Antworten zu den Fragen zu finden sein, was mit der Welt passiert ist und warum die Mutanten eigentlich hier sind.
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Nach und nach kann man das eigene Team im Verlauf des Spiels mit fünf Figuren besetzen. Von der "Arche" aus kann man in Dutzende Gebiete aufbrechen, wobei der erste Besuch aus einem tatsächlichen freien Erkunden in Echtzeit besteht. Später kann man dorthin per Schnellreise gelangen. Bei dieser Erkundung kommt auch die Besonderheit von Mutant Year Zero: Road to Eden zum Vorschein.
Anspruchsvoller Schwierigkeitsgrad
In den Zonen läuft man nämlich vorerst in Echtzeit umher, sammelt Ressourcen und deckt Unentdecktes auf, bei Feindkontakt wechselt das Spiel aber in den rundenbasierten Kampf. Wobei der Übergang schlau umgesetzt wurde: Sieht man Gegner im Echtzeitmodus, kann man sich weiter frei um sie herum- oder an sie heranschleichen. Erst, wenn der Gegner ein Teammitglied entdeckt, ist es mit der Echtzeit vorbei und der rundenbasierte Kampf beginnt. Die Kämpfe sind selbst im niedrigsten der vier Schwierigkeitsgrad hart, auch für Kenner des Genres. Im höchsten herrscht schließlich Permadeath, bei einem Tod geht es nur mit einem kompletten Neustart weiter.
Im Kampf kann man pro Zug jeder Spielfigur zwei Aktionspunkte verpassen, mit denen die Einheiten sich auf Positionen mit höherer Trefferwahrscheinlichkeit bewegen, Feuern oder Nachladen können. Jede Figur verfügt dabei noch zusätzlich über zum Charakter passende Spezialfähigkeiten – so kann Wildschwein Bormin etwa Wände durchbrechen und Gegner rammen oder Ente Dux kurzzeitig in die Luft abheben. Neue Fähigkeiten schaltet man für jede Figur bei einem Levelaufstieg über einen eigenen Fähigkeitenbaum frei.
Durchdachte Umsetzung
Die Kämpfe selbst sind toll inszeniert und führen immer wieder zu Wow-Momenten, wenn man mit einer Spezialfähigkeit einen aussichtslos angenommenen Kampf noch herumreißt. Toll ist auch, dass es keine Zufallskämpfe gibt, sondern auf der Karte individuelle Kampfszenarien warten, bei denen man Feinde beobachtet und die beste Angriffsstrategie entwickeln kann. Bei Zufallsbegegnungen wäre jede Menge Taktik, aber auch der Schleich-Aspekt des Spiels verloren gegangen.
Einzig: die Gegnertypen hätten etwas umfangreicher ausfallen dürfen. Satt gespielt hat man sich in der 30-stündigen Kampagne aber nicht so schnell und vor allem die Gefechte haben unfassbar gute Details wie zerstörbare Umgebungen, begehbare Objekte und nutzbare Natur zu bieten. Die Areale unterscheiden sich auch grundlegend voneinander: mal kämpft man in einem nebligen Waldstück mit Bäumen als Deckung, mal auf einem nächtlichen Schrottplatz mit Lagerfeuer als Beleuchtung.
Ein Hochglanz-Machwerk
Neben den Kämpfen streift man auf der Suche nach Ressourcen und Storyfetzen durch die Welt, in der "Arche" rüstet man mit dem Gefundenen Waffen und Ausrüstung auf oder kauft sich neue Gegenstände bei Händlern. Wobei die ruhigen Streifzüge genauso fesseln wie die spannenden Kämpfe: die Figuren bewegen sich grandios animiert über den Bildschirm, die Umgebungen sind liebevoll detailliert umgesetzt und die Story zeigt kaum Schwächen, ob sie nun durch Videosequenzen oder die Fundstücke in der Spielwelt erzählt wird.
Grafisch und musikalisch gibt es nichts zu bemängeln, der Titel zeigt sich in Videosequenzen als Hochglanz-Machwerk. Szenen scheinen teuren Animationsfilmen entsprungen, das Gameplay samt Bewegungen läuft flüssig, schnell und realistisch umgesetzt ab. Dialoge (mit grandiosen englischen Sprechern) sprühen zwar vor Witz, ins Lächerliche gezogen wird die Handlung aber nicht, sie hält die Spannung bis zum Ende hoch. Der Wiederspielwert dürfte nach Beenden der Kampagne und dem Aufdecken der Geheimnisse klein sein, dennoch ist der Titel eine absolute Empfehlung, nicht nur für Taktik-Freunde. Vor XCOM braucht man sich damit keinesfalls verstecken. (rfi)