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Muslim-Hetzer wurde als russischer Troll enttarnt

Nach dem Attentat von London im März 2017 heizte ein Twitter-Nutzer den Hass gegen Muslime an. Er wurde nun als russischer Troll enttarnt.

Heute Redaktion
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Die Szene kurz nach dem Anschlag bei der Westminster-Brücke.
Die Szene kurz nach dem Anschlag bei der Westminster-Brücke.
Bild: Jamie Lorriman

Am 22. März 2017 fuhr der 52-jährige Attentäter Khalid Masood mit einem gemieteten Fahrzeug in eine Menschenmenge auf der Westminster Bridge in London. Danach raste der Wagen gegen die Umzäunung des Westminster Palace, der Attentäter stach noch auf einen Polizisten ein, bevor er erschossen wurde. Bei dem Anschlag starben sechs Menschen.

Ein rechter Hetzposter und Islamhasser nutzte den schockierenden Vorfall direkt nach dem Attentat dazu, Hass auf Muslime zu schüren. Er postete ein Bild, das eine Frau mit Hijab zeigte, die an einem Terroropfer vorbeilief, während sie zu telefonieren scheint. "Einer Muslimin ist der Terroranschlag egal, sie ignoriert den am Boden liegenden Mann und ist mit ihrem Telefon beschäftigt", kommentierte @Southlonestar auf twitter und scharte 44.000 Anhänger um sich.

"Völlig verzerrte Botschaft"

Einige Nutzer stimmen ihm zu und sahen in dem Foto den Beleg dafür, dass die Terror-Attacke "die Muslime" kalt lässt. Andere waren empört, wie das Foto interpretiert wird. Empört war auch Jamie Lorriman. Der Brite und Fotograf hat die Aufnahme von der Frau im Kopftuch gemacht. "Ich bin entsetzt, dass mein Foto benutzt wird, um eine völlig verzerrte Botschaft hineinzulesen", sagte er zu "20 Minuten". Er sei ja vor Ort gewesen - und jeder andere hätte sich gleich verhalten.

"Die Frau im Kopftuch war, wie alle anderen auch, komplett geschockt. Sie hatte Mühe, sich zusammenzunehmen." In anderen Aufnahmen, die er nur Sekunden später schoss, sei das noch deutlicher zu erkennen. "Aber diese Bilder widerlegen wohl, was gewisse Leute sehen wollen." Könnte er jenen, die sein Foto mit Hassbotschaften versehen und verbreiten, eine Botschaft zukommen lassen, dann diese: "Nehmt mein Foto herunter. Was ihr da tut, ist falsch."

"Staaten destabilisieren"

Behörden gingen schließlich dem Mann hinter dem Twitter-Account, der mittlerweile gesperrt ist, auf den Grund. Der Account war einer von 2.700 Twitter-Fake-Accounts, die in Russland betrieben wurden und mit denen laut Behörden in den US-Wahlkampf zugunsten von Donald Trump eingegriffen wurde.

Außerdem wurden über den Account Pro-Brexit-Botschaften abgesetzt. "Diese Trolle veröffentlichen Hunderttausende Botschaften, um westliche Staaten zu destabilisieren und populistische Politiker und Politik zu fördern", heißt es.

(rfi)