Szene

Mozart, Kostüme und Touristen-Terror in Wien

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Wiener Mozart Orchester

Ein Musikerlebnis der bizarren Art ist ein Besuch im Musikverein, wenn gerade nicht Neujahrskonzert ist. Am 28. und 29. Juni spielt das Wiener Mozart Orchester unter der Führung von Dirigent Matthias Manasi noch einmal auf.

Ein Musikerlebnis der bizarren Art kann ein sommerlicher Besuch im Musikverein sein, wenn gerade nicht Neujahrskonzert ist. Am 28. und 29. Juni spielt das Wiener Mozart Orchester unter der Führung von Dirigent Matthias Manasi noch einmal auf.

eine der Top-Sehenswürdigkeiten von Wien. Das wird Einheimischen erst dann so richtig bewusst, wenn sie in die fotografierenden Trauben von Menschen geraten, die vor dem wunderschönen Gebäude wild drauflosklicken.

Bald stellt sich heraus, warum die Touristen scharenweise die Veranstaltung stürmen. Gleich vorab: Es liegt nicht an der legendär traumhaften Akustik des Saals. Das Wiener Mozart Orchester tritt im Kostüm auf. Egal, ob Musikerinnen oder Musiker, jeder hüpft vor dem Auftritt in Kniebundhosen, Satinfrack und Jarbot - und darf erst dann zum Instrument greifen, wenn die weiße Perücke à la Wolferl auf dem Haupte thront. Nur die erste Geige darf zum Kleid greifen. Diese Ehre hat sonst nur die Mezzosopranistin. Leider sind die Kostüme weder historisch korrekt, noch qualitativ hochwertig. Vor dem Prunk des Goldenen Musikvereinssaals wirken Orchester und Sänger fast armselig.

Orchester Top, Zuhörer aber sowas von Flop!

Das ist eine Schande, denn Musiker, Sänger und Dirigent liefern eine gute Leistung und spielen sonst unter anderem bei den Wiener Philharmonikern oder den Symphonikern. Allerdings hatte  die erste Geige am Mittwoch nicht ihren besten Tag. Leider geht die Musik unter, wenn Scharen von flüsternden Touristen gleichzeitig (!) filmen und fotografieren. Ständig blitzen Fotoapparate, jedes Mozart-Stück wird vom Auslösergeräusch der Handys mehrfach unterbrochen. Gegeben wurde ein "Best of Mozart", gefolgt vom Donauwalzer. Als Dirigent Matthias Manasi das Publikum schließlich beim Radetzkimarsch zum Mitklatschen aufforderte, war man froh, da die Zuschauer endlich beide Hände benötigten, und so keine Möglichkeit mehr hatten, ihre Telefone zu bedienen.

Liebes Team des Musikvereins: Wäre eine Durchsage (wenn möglich in 20 verschiedenen Sprachen), man möge doch sein Mobiltelefon vor dem Konzert ausschalten, zu viel verlangt? Jedes Kino sieht ein, dass das störend ist. Vom Musikverein könnte man wirklich mehr erwarten.

Vorstellungen gibt es noch am 28.(ohne Dirigent Manasi) und 29. Juni, jeweils um 20.15 Uhr

Musikverein

Bösendorferstraße 12

1010 Wien

Ticketpreise: 45 Euro (Kat. 4)- 89 Euro (Kat. 1)