"Motor der Reform-Ära" – so trauert Politik um Androsch

Der frühere Finanzminister und SPÖ-Urgestein Hannes Androsch ist tot. Der frühere Politiker und Industrielle verstarb am Mittwoch im Alter von 86 Jahren. Androsch wurde 1967 Abgeordneter zum Nationalrat. Nur drei Jahre später wurde der Sozialdemokrat von Bruno Kreisky zum Finanzminister gemacht – dieses Amt hatte er bis 1981 inne.

Dann kam es zum Bruch mit Förderer Bruno Kreisky. Fortan war Androsch auch in der Privatwirtschaft – unter anderem als Unternehmer und Berater –eine prägende Stimme im öffentlichen Diskurs.

"Maßgeblich geprägt" – SPÖ-Spitze hebt Reformen hervor

Nach Bekanntwerden der traurigen Nachricht meldeten sich zahlreiche Weggefährten und Politiker zu Wort. SPÖ-Chef Andreas Babler würdigt "das sozialreformerische und wirtschaftspolitische Großprogramm der Sozialdemokratie der 1970er-Jahre", das Androsch "maßgeblich geprägt" habe. "Mit Hannes Androsch verliert unser Land einen innovativen Industriellen und einen Sozialdemokraten mit Weitblick und Tiefgang", trauert die Dritte Nationalratspräsidentin Doris Bures um Androsch. Sie bezeichnet ihn als "Motor der Reform-Ära unter Bruno Kreisky".

Als "herausragenden Politiker" würdigt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig das Werk von Androsch. Dessen Art sei stets von Weitsicht geprägt gewesen, so Ludwig.

"Persönlichkeit, die fehlen wird" – Präsident würdigt Werk Androschs

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen sieht in Androsch eine "prägende Persönlichkeit der 2. Republik". Und weiter: "Er war eine Persönlichkeit, die fehlen wird. Sein plötzlicher Tod macht mich tief betroffen, meine Anteilnahme gilt seiner Familie".

Ebenfalls zu Wort meldete sich am Abend Bundeskanzler Karl Nehammer zum überraschenden Ableben: "Er war langjähriger Finanzminister und ist zeit seines Lebens ein hochpolitischer Mensch und zudem ein höchst erfolgreicher Unternehmer gewesen. Ich werde die Gespräche und den Gedankenaustausch mit ihm vermissen", so Nehammer.

Auch FPÖ-Chef meldet sich zu Wort

In einer Aussendung würdigt FPÖ-Chef Herbert Kickl Hannes Androsch abseits unterschiedlicher politischer Standpunkte als "Persönlichkeit mit großem Haus- und Sachverstand" und als "politischen Pragmatiker". "In seinen öffentlichen Wortmeldungen scheute er nicht vor kritischen Bemerkungen zurück, wenn er es für angebracht hielt und selbst auch dann nicht, wenn es seine eigene politische Heimat betraf. Auch das zeichnete den großen Österreicher Hannes Androsch aus. Gleichzeitig ist mir aus persönlichen Gesprächen mit ihm der Eindruck geblieben, dass er trotz unterschiedlicher Zugänge die Fähigkeit besessen hat, zuzuhören und sich auf die Argumente seines Gesprächspartners einzulassen. Auch dafür gebührt ihm Respekt", so der FPÖ-Bundesparteiobmann.