Spiele-Test

"Mortal Kombat 1: Khaos Reigns" hetzt durch Zeitlinien

Der wilde Ritt durch die Zeitlinien von "Mortal Kombat 1" geht mit der Erweiterung "Khaos Reigns" weiter. Mit neuen Charakteren, aber auch gehetzt.

Rene Findenig
"Mortal Kombat 1: Khaos Reigns" hetzt durch Zeitlinien
"Khaos Reigns" führt sechs neue Charaktere in teils neuen Geschlechterrollen für "Mortal Kombat 1" ein.
Netherrealm Studios

"Mortal Kombat 1" stellte einen atemberaubenden Neuanfang für eine der besten Kampfspiel-Reihen überhaupt dar. Einige Spieler sahen sich mit der Einführung verschiedenster Zeitlinien in "Mortal Kombat 11" damit konfrontiert, dass sich nach dem großen Spiel-Showdown die Frage stellte: Wie soll das alles bitte weitergehen, wie kann es überhaupt weitergehen? "Mortal Kombat 1" war dann so etwas wie ein Neustart für die Reihe, schaffte es aber äußerst clever, die Handlung der Vorgänger fortzuführen, statt einfach zu ignorieren. Protagonist Liu Kang setzte das "Mortal Kombat"-Universum "zurück" und schuf es besser erklärt einfach neu.

Doch nicht nur die Story machte drastische Änderungen durch, auch das Gameplay räumte mit vielen hektischen Elementen auf, nahm etwas Tempo raus und fokussierte mehr auf taktisches Kämpfen. Kritisch standen Spieler dennoch zahlreichen Mikrotransaktionen und mühsamen Freischalt-Marathons für Trophäen sowie Kämpfer-Ausrüstungen gegenüber. Wohl so gut wie jeden Spieler überzeugte aber die spannende Story voller Wendungen und einem Multiversum, das unzählige Möglichkeiten bot, ohne ins Lächerliche abzudriften. Nun soll die Erweiterung "Khaos Reigns" diese Handlung ähnlich zu Ende führen wie "Aftermath" für "Mortal Kombat 11".

"Mortal Kombat 1" im Test – atemberaubender Neuanfang

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    Eine Legende erfindet sich neu und vergisst trotzdem auf ihre Wurzeln nicht. So zeigt sich der neue Prügler "Mortal Kombat 1" des Entwicklerhauses NetherRealm Studios ...
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    Warner Bros. Games

    Probleme, das Story-Niveau des Hauptspiels zu halten

    Gleich vorweg: Darin, das Story-Qualitätsniveau des Hauptspiels zu halten, tut sich "Khaos Reigns" überraschend schwer. Die Erweiterung setzt direkt nach dem Ende von "Mortal Kombat 1" an und dreht sich nicht nur um den bereits im Hauptspiel angekündigten Titanen Havik, sondern spitzt auch den entbrannten Konflikt zwischen dem machthungrigen Sub-Zero und seinem Clan Lin-Kuei und seinem ehemaligen Verbündeten Scorpion mit seinen Shirai Ryu zu. Neu hinzu auf Seiten Sub-Zeros stoßen Cyrax und Sektor, die in "Khaos Reigns" allerdings nicht als Cyborgs, sondern als vollkommen neu gestaltete Figuren auftreten, die Roboanzüge tragen.

    Ohne zu viel zu verraten, denn dann wäre der Reiz der nur rund drei Stunden langen Handlung bereits weg: Die Bösewichte greifen eine Hochzeitsfeier an, scheitern damit aber. Ab da und mit dem Auftauchen des Titanen Havik aus einer anderen Zeitlinie wirkt die Story leider gehetzt, springt von Ereignis zu Ereignis und lässt dabei keines richtig wirken. Havik verfolgt mit der Kontrolle des Universums ein Ziel, das man in den jüngsten "MK"-Teilen bedauerlicherweise etwas zu oft strapaziert hat. Statt die von Liu Kang im Hauptspiel neu gestaltete Zeitlinie in den Mittelpunkt zu stellen, ist "Kahos Reigns" mit wildesten alternativen Figuren vollgestopft.

    Immer wieder schöne Momente, die direkt abgedreht werden

    Gut gefällt, dass sich von den Hauptfiguren einige in neuen Geschlechterrollen finden. Dass aber die letzten Minuten der Erweiterung ein Spießrutenlauf durch die Figuren-Versionen im Stil des finalen Kampfes gegen die Titanen-Form von Shang Tsung mit seinen verschiedensten Helfern ist, fühlt sich irgendwie nur hektisch und nichtssagend an. Immerhin dürfen Spieler dann einen packenden Finalkampf erleben, erzählerisch bleibt man aber dennoch unbefriedigt zurück. Die schwächsten Storymomente sind jene, die in der Zeitlinie des Titanen Havik spielen, leider. Momente in Liu Kangs Zeitlinie mit tollen Figuren-Transformationen gibt es leider wenig.

    Die Handlung wird schlussendlich von einem actiongeladenen Finalkampf und den drei neuen Charakteren – Ggeschlechter-gewechselte Cyrax und Sektor sowie Fan -Liebling Noob Saibot – getragen. Alle drei Figuren zeigen überraschende Emotionen und interessante Entwicklungen, die man so in einem "Mortal Kombat"-Game noch nie gesehen hat. Bevor die Erweiterung aber auf diese teils humorvollen, teils herzerwärmenden Geschehnisse genauer eingehen kann, rollen jedoch bereits die Credits über den Bildschirm.

    Die neuen "Khaos Reigns"-Kämpfer sind dafür fantastisch

    Wirklich glänzen kann "Khaos Reigns", wenn es um die sechs neuen, spielbaren Charaktere geht. Auch da finden sich Cyrax, Sektor und Noob Saibot – später werden noch Conan der Barbar, der "Scream"-Killer Ghostface und der gestaltwandelnde Terminator T-1000 folgen. Noob Saibor zeigt sich mit einigen kleineren Design-Veränderungen, spielt sich aber ähnlich der Version aus "Mortal Kombat 11" – inklusive des geliebten Teleport-Angriffs, der gegen menschliche Spieler größte Stärke und größter Schwachpunkt zugleich sein kann. Sektor wiederum, wie auch Cyrax nun eine Frau, setzt verstärkt auf Fernkampf mit starken Projektilen.

    Cyrax spielt sich im Vergleich mit älteren "Mortal Kombat"-Games schlussendlich vollkommen neu. Die Frau im Exo-Anzug hat zwar die legendären Fähigkeiten wie das Verschießen eines Energienetzes drauf, hat sich aber von einem starken, langsamen Kämpfer in eine schnelle Kämpferin gewandelt, die eine Tonne an verschiedensten Techniken einsetzen kann und damit Spielern gefallen wird, die reaktionsschnell sind und gegen jeden Spielstil eine passende Antwort parat haben wollen. Bleibt abzuwarten, wie gut sich die noch folgenden Charaktere schlagen werden, die drei neuen tun es jedenfalls mit einem tollen Kampfstil-Mix hervorragend.

    "Mortal Kombat 1: Khaos Reigns" hetzt durch Zeitlinien

    Apropos Kampfstil: Zeitgleich, aber nicht als Teil der Erweiterung, feiern auch die tierischen Finisher "Animalities" ein Comeback durch ein kostenloses Update für alle Spieler. Dadurch können alle bisher spielbaren Charaktere für den Todesstoß in einem Match ihr Geisttier entfesseln und auf ihr Opfer loslassen. Die Szenen sind wieder enorm brutal und blutig, die große Auswahl motiviert zudem, die Figuren durchzuprobieren. Neu ist zudem der im Spielverlauf wechselnde Spielmodus "Towers of Time", der aufeinanderfolgende Kämpfe mit Herausforderungen mischt. Außerdem dürfen sich Spieler in vier ganz neuen Arenen messen.

    "Mortal Kombat 1: Khaos Reigns" überzeugt auf ganzer Linie mit fantastischen neuen Kämpfern, die für jeden Spielstil etwas bieten, kann aber die Spannung und den Tiefgang der Handlung des Hauptspiels nicht aufrechterhalten. Das ist kurios, denn einerseits ist eine Schwäche die nur sehr kurze Story, andererseits eine weitere, dass die vielen Geschehnisse zu gehetzt wirken und es keine Zeit gibt, die Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Hätte man die Spielzeit etwas gestreckt und der Story mehr Raum gegeben, hätte man damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. So sind zwar die Kämpfer, aber nicht die Handlung ein Muss für Fans.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die Erweiterung "Mortal Kombat 1: Khaos Reigns" setzt die Handlung des Hauptspiels fort, kann jedoch das hohe Story-Niveau nicht halten und wirkt oft gehetzt
    • Während die neuen Charaktere und Kampfstile überzeugen, bleibt die kurze und überladene Story hinter den Erwartungen zurück
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