Wien

Serienkiller rastete bei Einvernahme aus, bis WEGA kam

Nach den beiden Mordfällen in Wien hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. Bei seiner Einvernahme rastete er völlig aus.

Heute Redaktion
In Wien-Floridsdorf wurde am Sonntag die Leiche einer 31-jährigen Frau gefunden.
In Wien-Floridsdorf wurde am Sonntag die Leiche einer 31-jährigen Frau gefunden.
FLORIAN WIESER / APA / picturedesk.com

Das neue Jahr ist erst neun Tage alt und in Wien kam es bereits zu drei Mordfällen. In der Silvesternacht wurde ein Apotheker in seinem eigenen Haus getötet, die Umstände blieben rätselhaft. Nur zwei Tage später die nächste grauenhafte Tat: Ein Mann wurde vor einem Kebap-Lokal in Margareten erstochen. Und am Sonntag folgte die dritte Tragödie – ein Floridsdorfer kam aus dem Urlaub zurück und fand die Leiche seiner 31-jährigen Ehefrau vor.

Wie die Polizei am Montag bei einer Pressekonferenz bekannt gab, dürfte es sich bei der Tötung des Apothekers und der 31-jährigen Mutter, um denselben Täter handeln. Ein polnischer Staatsbürger (50) aus dem Obdachlosen-Milieu wurde nahe des Tatortes bei einem versuchten Einbruch festgenommen. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Video: Mutmaßlicher Serienkiller gefasst

Apotheker mit Gurt gefesselt

Eine wichtige Rolle spielten dabei DNA-Spuren, sowie Hinweise von Journalisten. Weiters erklärte Oberstleutnant Dietmar Berger, dass der Apotheker "massive Kopfverletzungen" aufwies und seine Beine mit einem Gurt gefesselt waren.

Der Polizist sprach von einem chaotischem Tatort: "Im Laufe der Jahre sieht man viele Tatorte, aber das war schwer zu erklären. Das war nicht einfach ein Einbruch oder eine Home Invasion. Der mutmaßliche Täter hat sich einige Stunden am Tatort aufgehalten, er hat Getränke konsumiert und seine Schuhe dort hinterlassen", so Dietmar Berger. Der Verdächtige habe zudem auch eine Tasche mit Diebesgut im Garten des Gebäudes zurückgelassen. Einzig die Brieftasche und die Schuhe des Opfers habe er mitgenommen.

Verdächtige nahm in beiden Fällen Schuhe der Opfer mit

Ein ähnliches Bild fanden die Ermittler auch beim zweiten Tatort vor. "Es war surreal und nicht zu erklären. Man wusste, das ist kein 'normaler Einbruch', der schiefgegangen ist. Er hat nicht einmal versucht, Spuren zu verbergen", so der Ermittler. Das Opfer habe neben den Kopfverletzungen auch "massive“ Stichverletzungen" erlitten.

Der Verdächtige hat auch beim zweiten Tatort Schuhe des Opfers mitgenommen und Alkohol konsumiert. Die beiden Kinder im Alter von vier und sechs Jahren waren zum Tatzeitpunkt zu Hause. Sie werden erst von einem ausgebildeten Team befragt. Nähere Angaben konnte Berger nicht machen.

Journalisten wiesen schließlich die Polizei dann auf eine verdächtige Person in der Nähe des Tatorts hin. "Es wurde relativ schnell klar, dass es sich um den Täter handeln konnte. Warum er sich zum Tatort zurückbegeben hat, ist unklar", so Berger. Es wurden Blutspritzer an seiner Kleidung gefunden. Durch die Auswertung der DNA-Spuren konnte der Mann im ersten Fall des Apothekers überführt werden. Die Auswertung der Spuren vom zweiten Vorfallsort steht aus. Die DNA-Abgleiche deuten auch darauf hin, dass der Mann in Deutschland Delikte begangen haben könnte.

Tatverdächtiger konnte nicht einvernommen werden

Am Montag war die Einvernahme des Tatverdächtigen um 14 Uhr angesetzt. Im Polizeiverhör zeigte sich der mutmaßliche Täter – für ihn gilt die Unschuldsvermutung – äußerst aggressiv. Er tobte und musste von Polizisten fixiert werden. Auch die Spezialeinheit WEGA musste angefordert werden.

Infos zu einem möglichen Motiv gibt es somit noch nicht. Berger gab an, dass der Mann auch betrunken war. Gegen den Verdächtigen gab es seit August einen fremdenrechtlichen Festnahmeauftrag.

"Willkürliche Taten"

Wie Berger betonte, fehlt ein erkennbares Motiv. "Es scheint sich um willkürliche Taten gehandelt zu haben." Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, sagte, man wolle nach der Einvernahme die U-Haft verhängen und ein psychiatrisches Gutachten anordnen. Der Mann gelte als hochgefährlich.

Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen 50-jährigen Polen, der obdachlos ist und in Österreich 2020 bereits aufgrund eines Ladendiebstahls amtsbekannt ist. In Deutschland soll er zwischen 2001 und 2018 ebenfalls mehrere Delikte begangen haben. 

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