Österreich
Mord an Filialleiterin: Sohn sah Festnahme des Vaters
Der Mord an Filialleiterin Birgit G. (52) war für die Beamten wochenlang eine harte Nuss. Dann ging den Fahnder Rene F. (39) per Zufall ins Netz. Jetzt spricht er über seinen Anwalt.
Der kniffelige Fall rund um die tote Filialleiterin Brigitte G. aus dem Bezirk Perg (OÖ) ist offenbar geklärt, Rene F. sitzt seit Ende Juli in U-Haft. Doch wer ist der unbekannte Deutsche, der auf Parkplätzen schlief und eine 52-jährige Filialleiterin ermordet haben soll?
Der 39-Jährige hatte lange Zeit eine Beziehung mit einer Niederösterreicherin, mit der er einen gemeinsamen Sohn (4) hat. Doch die Liaison ging Ende 2017 in die Brüche. Rene F. verlor in der Folge seinen Job, erwirkte aber im Mai 2018 ein Besuchsrecht für seinen Sohn, wollte oft in der Nähe seines Kindes sein und um die Obsorge kämpfen. Im Frühjahr 2019 lernte er eine neue Frau in Deutschland kennen, pendelte zwischen Hamburg und dem Raum Amstetten, um möglichst oft seinen Sohn zu sehen.
Die Tat
Da er nur Arbeitslosengeld bezogen hatte und selbst das mit Februar 2019 eingestellt worden war, war das Geld knapp und bei NÖ-Besuchen ein Hotelaufenthalt niemals drinnen, er nächtigte mehrmals in seinem VW Golf auf dem EKZ-Parkplatz in Greinsfurth (insgesamt im Mai 2019 rund zehn Mal). Dabei soll er am Abend des 28. Mai 2019 die Filialleiterin aus Habgier ermordet haben.
Die Frau wurde erdrosselt und wies eine Schnittverletzung am Arm auf, der Wagen der Toten wurde mehrere hundert Meter weiter sichergestellt - mehr dazu hier. Die Beweislast ist erdrückend: DNA von Rene F. an drei Fingern der Toten und Mischspuren am Lenkrad und Auto-Sitz der 52-Jährigen. Über seinen Anwalt Farid Rifaat lässt der 39-Jährige ausrichten: "Ich war das nicht. Warum sollte ich die Frau auch töten?"
Doch nicht obdachlos
Bereits rund um den 5. Mai - Rene F. feierte am 4. Mai seinen 39. Geburtstag - hätte er Besuch von seiner neuen Freundin in NÖ gehabt (Anm.: er war mit ihr gemeinsam in Deutschland gemeldet und nicht obdachlos wie immer behauptet). Man wollte Geburtstag feiern, dabei schenkte ihm seine neue Lebensgefährtin bei einem Wienbesuch ein neues Handy.
Immer dann, wenn Rene F. seinen Sohn besuchte und am EKZ-Parkplatz übernachtete, kaufte er im Supermarkt dort ein. Kurz vor dem 29. Mai war der 39-Jährige wieder in der NORMA-Filiale einkaufen, dabei kam es laut ihm zu einem kleinen Missgeschick, er schnitt sich an einer beschädigten Ware. Die Filialleitern half ihm, es gab Körperkontakt, Brigitte G. gab Rene F. laut seinen Angaben sogar noch ein Pflaster. Der Deutsche maß dem Vorfall keine weitere Bedeutung zu.
Handy der Toten gekauft
Ende Juni ging das neue Handy jedoch durch eine Unachtsamkeit kaputt, Rene F. war am Donauufer in Grein spazieren, das Smartphone fiel in die Donau. In der Folge, noch Ende Juni, kaufte er von einem sehr flüchtigen Bekannten (Melker Kennzeichen, fährt einen VW Passat), der ebenfalls zeitweise auf Parkplätzen nächtigte, ein gebrauchtes Handy ohne Sim-Karte, das Handy der Toten. Davon will der Deutsche jedoch keine Ahnung gehabt haben. Dann erwarb Rene F. eine neue Sim-Karte, gab diese ins Handy und nutzte fortan das Gerät.
Bub sah Cobra-Zugriff
Am 12. Juli fuhr Rene F. mit seinem Sohn nach Deutschland, kehrte Ende Juli zurück - nur da war die Ortung der Polizei schon im Gange. Am 29. Juli hatte die Exekutive den genauen Standort des Besitzers des Handys der Ermordeten, zog Rene F. aus dem Verkehr. "Mein Sohn musste das alles miterleben. Es war viel Polizei, inklusive der Cobra, beim Zugriff dabei. Der Kleine war danach irrsinnig geschockt."
In der Folge wurde der schwarze VW Golf des Tatverdächtigen untersucht, im Wagen wurden auch einige Messer gefunden. Aber kein Messer wies DNA-Spuren (die zur Schnittverletzung der Toten passen könnten) auf. Auch am Hals der Toten wurde keine DNA-Spur von Rene F. sichergestellt. Einzig unter drei Fingern der Toten - und jene Spuren sollen vom Vorfall kurz vor dem 29. Mai in der Supermarktfiliale stammen.
Woher stammen DNA-Spuren?
Für die Kripo ist der Fall indes klar, Rene F. soll Brigitte G. zufällig am Parkplatz getroffen haben und aus Geldnot ermordet haben. Für die Beamten stammen die DNA-Spuren von der Gegenwehr des Opfers, Brigitte G. wollte ihre Handtasche schützen, die Erzählungen von Rene F. sind für die Polizisten reine Schutzbehauptungen. "Die Erklärung, wie seine DNA-Spuren unter ihre Finger und in ihren Wagen kommen sind abenteuerlich", so ein Mordermittler. Zudem war gegen den bis dato unbescholtenen Rene F. ein laufendes Betrugsverfahren anhängig. Laut Gutachten ist der 39-Jährige übrigens zurechnungsfähig.
Für seinen neuen Anwalt Farid Rifaat (Rene F. hat die Verteidiger ausgetauscht) macht Rene F. indes überhaupt nicht den Eindruck, ein Mörder zu sein. Noch heute bzw. spätestens am Dienstag bringt der renommierte Strafverteidiger einen Beweisantrag bei der Staatsanwaltschaft Sankt Pölten ein. Für Rene F. gilt die Unschuldsvermutung.