Sieben Babys getötet

Mörderin unschuldig? Ex-Minister will neuen Prozess

Der britische Ex-Kabinettsminister Sir David Davis hat Zweifel an der Verurteilung von Lucy Letby geäußert. Sie soll sieben Babys getötet haben.

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Mörderin unschuldig? Ex-Minister will neuen Prozess
Lucy Letby wurde wegen des Mordes an sieben Babys und des versuchten Mordes an sieben weiteren verurteilt.
- / AFP / picturedesk.com

Ein ehemaliger britischer Kabinettsminister, Sir David Davis, auch als Brexit-Minister bekannt, hat erklärt, er sei zu über 90 Prozent sicher, dass die verurteilte Babymörderin Lucy Letby unschuldig sei.

Die 34-jährige Letby, eine frühere Kinderkrankenschwester, wurde 2023 wegen des Mordes an sieben Babys und der versuchten Ermordung von sieben weiteren zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Die ihr zur Last gelegten Verbrechen ereigneten sich zwischen 2015 und 2016. Letby hat vergeblich versucht, Berufung gegen das Urteil einzulegen.

Er prüfte monatelang Beweise

Davis, der laut der "Daily Mail" Monate damit verbracht hat, die Beweise zu prüfen, fordert nun einen neuen Prozess. Er sagte in einem Interview: "Ich denke, es ist sehr wahrscheinlich, dass sie unschuldig ist, zu etwa 90 Prozent."

Er nennt als mögliche Gründe für die Todesfälle im Spital – entweder schlechtes Management oder einen Spitalkeim. Beides sei in verschiedenen Untersuchungen festgestellt worden. Davis betonte jedoch, er wolle nicht behaupten, Letby sei unschuldig, sondern nur, dass ein ordentlicher neuer Prozess erforderlich sei.

Experten äußern Zweifel

Auch andere Experten, darunter der Statistikprofessor John O'Quigley von der University College London, haben Zweifel an Letbys Schuld geäußert. Dr. O'Quigley kritisierte die Schlussfolgerungen der Anklage, dass Letby allein für die Todesfälle verantwortlich gewesen sei, da sie während der Vorfälle im Dienst war.

Ein weiterer wichtiger Zeuge der Anklage, Dr. Dewi Evans, hat seine Aussage zu einem der Todesfälle, bekannt als "Baby C", inzwischen revidiert. Ursprünglich behauptete er, das Baby sei durch das Einführen von Luft in seinen Magen getötet worden. Später erklärte Evans jedoch, dass das Baby vermutlich an einer Luftembolie, also Luft in der Blutbahn, gestorben sei.

Opfer-Familien verurteilen neue Spekulationen

Die Familien der Opfer haben die erneuten Spekulationen über Letbys Unschuld ihrerseits verurteilt und erklärt, dass dies ihren Schmerz und ihre Trauer nur vergrößere. Anfang September 2023 leitete die britische Regierung eine öffentliche Untersuchung zu den Todesfällen ein. Die Vorsitzende der Untersuchung, Lady Justice Thirlwall, sagte, dass die Zweifel an Letbys Schuld nur von Personen geäußert wurden, die nicht am ursprünglichen Prozess beteiligt waren.

Lucy Letby war seit Januar 2012 im Countess of Chester Hospital tätig, nachdem sie ihr Studium der Kinderkrankenpflege abgeschlossen hatte. Während des Prozesses kamen belastende Aussagen von Kollegen ans Licht. So sagte eine Krankenschwester aus, Letby habe am ersten Tag ihrer Arbeit auf der Neugeborenenstation beiläufig gesagt, sie könne es "kaum erwarten, bis ihr erstes Baby stirbt".

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    DOKU-NÖ, Thomas Lenger

    Auf den Punkt gebracht

    • Der britische Ex-Kabinettsminister Sir David Davis glaubt, dass Lucy Letby unschuldig sein könnte
    • Letby wurde 2023 wegen des Mordes an sieben Babys zu lebenslanger Haft verurteilt
    • Davis hat monatelang Beweise geprüft und fordert nun einen neuen Prozess
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