Ärger in Wien-Meidling

"Möchte nicht mehr raus" – Homophobe Attacken in Wien

Ein 22-Jähriger hat mit homophoben Angriffen auf der Straße zu kämpfen – Fremde spucken ihn an. Die Wohnung zu verlassen, fällt ihm derzeit schwer.

"Möchte nicht mehr raus" – Homophobe Attacken in Wien
Der Junge aus Meidling traut sich nicht mehr aus dem Haus. Seit mehreren Wochen belästigen ihn andere Jungs, weil er zu "weiblich" sei.
Leserreporter

Für Matthias (Name von der Redaktion geändert) gibt es momentan nichts zu Lachen. Der 22-jährige Mann lebt offen homosexuell, in seinem Grätzel wird er deshalb regelmäßig gemobbt. Mittlerweile ist es so schlimm geworden, dass sich der Wiener nicht mehr aus seiner Wohnung traut: "Ich weiß nicht mehr weiter. Ich habe wirklich Angst."

Beschimpft, geschlagen und angespuckt

Der jüngste Vorfall ereignete sich am späten Sonntagabend vor einer Woche. Matthias war gerade auf dem Weg nach Hause, als er von mehreren Männern verfolgt wurde: "Ich bin etwas femininer. Das dürfte den Typen gleich aufgefallen sein. Allerdings gingen sie mit ihren Übergriffen zu weit. Erst wurde ich beschimpft, dann boxten sie mir zweimal in den Rücken und spuckten mir ins Gesicht sowie auf meine Jacke."

Matthias hat in der Vergangenheit wegen der Übergriffe bereits die Polizei kontaktiert. Damals konnte man dem 22-Jährigen allerdings nicht weiterhelfen. Da die Situation jedoch immer schlimmer wird, möchte er es demnächst wieder versuchen und gegen die unbekannten Männer Anzeige erstatten. 

Wiener hat Angst – traut sich nicht mehr raus

"Ich halte das einfach nicht mehr aus. Derzeit traue ich mich nicht mehr rauszugehen, weil ich wirklich Angst habe. Ich bin doch auch ein Mensch! Wieso lassen Sie mich nicht einfach in Ruhe?!“ Laut Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 – Rat auf Draht Österreich, ist es durchaus verständlich, dass bei solchen Vorfällen Angst entsteht und man sich verkriechen möchte. Auf die psychische Gesundheit kann sich eine längere Isolation von der Außenwelt allerdings sehr negativ auswirken.

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"Zum einen kann sich die Angst verstärken, zum anderen können psychosomatische Erscheinungen und psychische Erkrankungen die Folge sein. Durch das Abkapseln fehlen auch soziale Kontakte, die ebenfalls für das psychische Wohlbefinden wichtig sind. Wir hören in unseren "Er kann sich gerne bei uns melden" Beratungsgesprächen sehr oft, dass Betroffene diese Isolation aus Angst sehr lange durchhalten und sich einem hohen Leidensdruck hingeben. Aber auch, wenn es sehr schwerfällt: Man sollte auf keinen Fall mit der Angst alleine bleiben und sich Hilfe und Unterstützung holen", so die Leiterin. Sich jemandem anzuvertrauen, ist oft der erste Schritt aus dieser Spirale, in der sich auch Matthias gerade befindet.

"Gerade weil das kein Einzelfall zu sein scheint, sollte er sich auf jeden Fall jemandem anvertrauen und darüber sprechen. Vom Alter her fällt er auch noch in unsere Zielgruppe – wir beraten Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 24 – und er kann sich sehr gerne unter der Nummer 147 bei uns melden", schlägt Satke vor. Auch die Männerberatung Wien (01 603 28 28) wäre eine geeignete Anlaufstelle für Männer mit Ängsten und Unsicherheiten.

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