Schwere Vorwürfe gegen Israel
Mitarbeiter tot: Wütender Starkoch trauert um Freunde
Bei einem israelischen Luftangriff sieben Mitarbeiter der World Central Kitchen (WCK) gestorben. Der trauernde NGO-Chef erhebt jetzt schwere Vorwürfe.
In der Nacht auf Dienstag sind sieben ausländische Helfer bei einem israelischen Luftangriff gestorben. Sie waren in drei markierten Fahrzeugen als Köche für die Hilfsorganisatoin World Central Kitchen (WKC) unterwegs, um die Menschen im Gazastreifen zu versorgen. Die Route soll mit der israelischen Armee abgesprochen gewesen sein, dennoch wurde der Konvoi abgeschossen.
Starkoch trauert um Freunde
Starkoch José Andrés trauert um seine sieben Freunde: Lalzawmi Frankcom, Damian Sobol, Saif Abu Taha, John Chapman, James Henderson und James Kirby sowie Jacob Flickinger hatten am Montagabend Lebensmittel verteilt, die über einen Seekorridor in den Gazastreifen gebracht worden waren.
Chefkoch Andrés kannte die Verstorbenen gut: Laut "Gault & Millau" war er mit dem Team bereits in der Ukraine gewesen, in Mexiko, in Indonesien – überall dort, wo Menschen Essen nötig hatten. "Sie waren mehr als Helden. Sie riskierten alles, für die humanste aller Tätigkeiten: Anderen Menschen Essen zu bringen."
"Wo Menschen hungern, schicke ich Köche"
Der Spanier hatte seine NGO im Jahr 2010 gegründet, als er nach dem verheerenden Erdbeben nach Haiti gereist war. "Die simple Idee entstand zu Hause zusammen mit meiner Frau Patricia: Wenn Menschen hungern, schicke ich ihnen Köche", erklärte Andrés. Köche haben seiner Meinung nach "eine der größten Verantwortungen der Welt".
Im Gaza-Krieg ernährte die WCK "von der Hisbollah vertriebene Familien im Norden", schreibt Andrés in der "New York Times". "Wir haben trauernde Familien im Süden verpflegt. Wir haben Mahlzeiten in Spitäler geliefert, wo Geiseln mit ihren Familien vereint wurden. Wir haben permanent gefordert, dass alle von der Hamas entführten Geiseln freigelassen werden", gab der Spanier an. Insgesamt seien bis jetzt 43 Millionen Mahlzeiten verteilt worden, in 68 Gemeinschaftsküchen wird gekocht.
Schwere Vorwürfe gegen Israel
Gleichzeitig kritisierte er die israelische Regierung stark: Nichts rechtfertige, die Zivilbevölkerung in einen Krieg, in eine Hungersnot, zu stürzen. "Lasst uns ihnen Essen geben", hieß es in einem Aufruf.
Der Starkoch äußerte sich am Mittwochabend in einem Interview zur Attacke und machte dabei Israel schwere Vorwürfe: Das israelische Militär habe "systematisch, Auto für Auto" die WCK-Mitarbeitenden ins Visier genommen. "Das war nicht nur eine Pechsituation, in der wir die Bombe an der falschen Stelle platzen ließen", sagte Andrés zu Reuters.
Auch gegenüber der israelischen Zeitung "Jediot Ahronot" sagte der Spanier, dass Israel sofort aufhören müsse, "Zivilisten und Helfer zu töten". Weiter: "Man kann nicht die Geiseln retten, indem man jedes Gebäude in Gaza bombardiert. Man kann diesen Krieg nicht gewinnen, indem man eine ganze Bevölkerung aushungert".
Leiche an Familie übergeben
Am Mittwoch wurden die Leichen von sechs WCK-Mitarbeitenden über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten gebracht. Die Leiche des getöteten palästinensischen Fahrers Saif Abu Taha soll an seine Familie übergeben worden sein, um ihn im Gazastreifen zu bestatten.