Sportmix
Mit 86 zur Tischtennis-EM: "Bin gute Vorkriegs-Ware"
Mit 86 Jahren im Kampf um den Titel! Robert Loreth ist Österreichs ältester Athlet bei der Tischtennis-Senioren-EM. "Heute" traf ihn beim Training.
Pension ja, Ruhestand nein! Robert Loreth ist auch im Alter höchst aktiv – und sogar auf Titeljagd. Der rüstige Niederösterreicher tritt für die Alpenrepublik bei der Tischtennis-Senioren-EM in Sandefjord (ab 26. Juni) an. "Ich will so weit wie möglich kommen, idealerweise unter die ersten drei", erklärt er im "Heute"-Talk beim Training in Wiener Neudorf. "Ich trete im Einzel und im Doppel an. In der Jugend habe ich im Doppel mit mehreren Partnern alles gewonnen. Da war ich wirklich gut. Aber jetzt werde ich etwas langsam. So ist das im Leben, man wird nicht schneller."
Für sein Alter ist Loreth allerdings bemerkenswert schnell, das beweist er auch im Trainingsspiel mit dem "Heute"-Redakteur. Auch die Technik des "Sparring-Partners", der nicht einmal halb so alt wie Loreth ist, wird genau unter die Lupe genommen. "Ganz gut, aber mehr durchziehen bei der Vorhand", hat der Senior gute Tipps auf Lager.
Der Erfolg gibt Loreth recht. "Bei der WM in Stockholm war ich in der Klasse 75+ im Halbfinale, habe sogar deutlich geführt. Wäre ich ins Endspiel gekommen, hätte ich mein Flugzeug nach Hause verpasst. Doch mein Gegner bekam Tipps von seinem Trainer, daher bin ich am Ende Dritter geworden. Erst habe ich mich geärgert, aber später war ich zufrieden."
Wie man in diesem Alter so rüstig bleibt? Loreths einfache Formel: Immer aktiv bleiben! "In der Jugend hab ich neben Tischtennis auch Fußball und Handball gespielt. Außerdem rudere ich gerne. Im Bad schwimme ich jeden Tag drei Stunden. Das schöne an Tischtennis ist, dass man das ewig machen kann, solange man sich bewegen kann. Die Verletzungsgefahr ist sehr gering."
Auch bei der Ernährung ist das Tischtennis-Ass konsequent, aber nicht zu streng: "Ich esse jeden Tag in der Früh mein Müsli, einen halben Apfel und eine halbe Banane. Davor gibt es zwei Häferl Kaffee mit einem Butterbrot. Insgesamt esse ich viel Obst und Gemüse. Gelegentlich Alkohol ist in Ordnung, aber nie mehr als eine Flasche Bier am Tag. Gestern zum Beispiel habe ich mir eine Flasche Zwettler Stiftsbräu gegönnt. Denn was die 'Pfaffen' trinken kann nur gut sein", lacht Loreth.
Wovon der frühere EDV-Spezialist mittlerweile konsequent die Finger lässt, ist das Auto. "Zwei Monate nach dem Tod meiner Frau wollte ich zum Tischtennis-Klub fahren. Ich habe die Augen zugemacht, bin dann mit 45 km/h in einen Lichtmast gefahren. Das Auto war leicht beschädigt. Dann habe ich mir gedacht ich will nicht in der Zeitung lesen, dass der alte Depp Gas und Bremse verwechselt hat. Also hab ich mein Auto fortgegeben. Seither mache ich alles zu Fuß. Das tut mir gut, um das gesparte Geld gehe ich zwei Wochen länger in der Therme schwimmen."
Nach Norwegen reist Loreth per Bus und Bahn. Wie es für ihn nach der EM weitergeht? "Wenn möglich will ich noch mit 100 Tischtennis spielen. Schließlich bin ich gute Vorkriegs-Ware", grinst der 1937 in Wien geborene Senior. "Die Form stimmt jedenfalls soweit. Ich bemühe mich. Das ist das Motto, das ich immer sage."