Betroffene Wienerin erzählt

Mit 12 schon depressiv: "Wurde systematisch ignoriert"

Borderline, Depressionen, Suizidversuche – Hannah hat einen langen Leidensweg hinter sich. Sie spricht im "Heute"-Gespräch offen über ihr Erlebtes.
Hannah  Maier
31.01.2025, 15:42

Borderline, Autismus, Sozialphobie, Essstörung und Depression – die Liste an Krankheiten, mit denen Hannah zu leben hat, ist lange. Bereits im Alter von zwölf Jahren erlebte sie schwere depressive Phasen; mehrere Suizidversuche zogen Aufenthalte in der Psychiatrie nach sich. Heute befindet sich die Wienerin in ärztlicher Behandlung. Ihr Gesundheitszustand ist ein Auf und Ab.

"Es hat schon in der Schule begonnen. Ich hatte depressive Phasen und habe mir selbst die Schuld daran gegeben. Ich habe teilweise wochenlang nicht geduscht. Die Lehrer haben es systematisch ignoriert. Dadurch ist es noch schlimmer geworden", erzählt die 27-jährige Studentin.

"Habe mich nicht getraut, mich zu outen"

Hannah wurde als Bub geboren, fühlt sich aber als Frau. Aber: Durch die Transition kam es zum Burn-Out und die Einnahme von Hormonen hat auch Auswirkungen auf ihre Krankheiten. "Seit ich weiß, dass ich trans bin, hatte ich Depressionen, weil ich mich nicht getraut habe mich zu outen", so Hannah.

Aufgrund der Geschlechtsumwandlung musste sie sich ärztlicher Untersuchungen unterziehen, darunter auch psychologische Untersuchungen und Screenings. Das führte schließlich dazu, dass sie eine Therapie gemacht hat. Noch heute befindet sich Hannah in ärztlicher Behandlung, denn Rückfälle erleidet sie immer wieder. Mehrere Suizidversuche hat sie hinter sich.

Versorgungslücken sind ein Problem

In der ärztlichen und professionellen Versorgung verortet die Wienerin große Probleme: "Es gibt lange Wartelisten und beschränkte Plätze in Notpsychiatrien. Es wird zu einem Überlebenskampf, denn nicht alle bekommen Hilfe."

Die 27-jährige Studentin erzählt offen über ihre Situation.
Die 27-jährige Studentin erzählt offen über ihre Situation.
Helmut Graf

Sie selbst und auch Bekannte, ebenfalls mit psychischen Erkrankungen, seien in Kliniken schon abgewiesen worden, trotz dringendem Bedarf nach einem Platz. "Sorgen werden dort oft nicht ernst genommen. Das liegt sicher am Personalmangel. Gerade im psychiatrischen Bereich sind die Mitarbeiter auch abgehärtet", erzählt Hannah.

200 Jugendliche wollen etwas ändern

Hannah möchte gegen eine Stigmatisierung kämpfen und spricht daher offen über ihr Erlebtes. Ihre Geschichte ist aber nur eine von vielen, wie der Verein "Change for the Youth" zeigt, in dem auch Hannah Mitglied ist. Eine Gruppe von mittlerweile 200 betroffenen Jugendlichen zwischen 16 bis 21 Jahren kämpfen für eine Verbesserung im mentalen Gesundheitssystem in Österreich.

"Ein großes Problem ist der steigende Bedarf an psychologischer Versorgung. Dadurch haben sich Versorgungslücken gebildet", erklärt Hannah. "Change for the Youth" möchte, dass niemand im Gesundheitssystem untergeht und setzt dafür ein Zeichen bei Demos. Aber auch Aufklärungsarbeit und Lobbying betreibt die Gruppe. Auch bei der Durchsetzung der Verordnung, dass junge Erwachsene mit psychischen Erkrankungen auch nach ihrem 18. Geburtstag durch Kinder- und Jugendpsychiater und Kinderärzte bis zum 25. Geburtstag weiterbehandelt werden können, hat die Gruppe mitgewirkt.

{title && {title} } HTM, {title && {title} } Akt. 31.01.2025, 16:25, 31.01.2025, 15:42
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