Niederösterreich

Gift-Krimi – Millionen-Bauer nach Liebestrunk blind

Eine 31-Jährige soll es in Niederösterreich auf das Millionen-Vermögen eines Landwirts abgesehen gehabt und einen Mord-Anschlag inszeniert haben.

Die Justiz in Korneuburg beschäftigt eine mysteriöse Liebesbeziehung – ein Mann ist nun fast blind.
Die Justiz in Korneuburg beschäftigt eine mysteriöse Liebesbeziehung – ein Mann ist nun fast blind.
Sabine Hertel

Ein mutmaßlicher Gift-Krimi beschäftigt derzeit – wie berichtet – die Kripo in Niederösterreich. Eine 31-jährige gebürtige Mistelbacherin soll einem vermögenden Landmaschinenmechaniker den Kopf verdreht haben. Er hatte nur Augen für sie; sie laut derzeitigem Ermittlungsstand für sein Vermögen in der Höhe von rund drei Millionen Euro – die Unschuldsvermutung gilt. 

On-off-Liebe seit 2018

Bereits im Jahr 2018 hatten sich die 31-Jährige und der 41-Jährige kennengelernt und waren eine Beziehung eingegangen. Irgendwann beendete der Landmaschinenmechaniker-Meister die Liaison – er vermutete, dass seine Freundin noch andere Männer datete. Ganz kam er offenbar aber nie von ihr los: Im September 2021 wurde die junge Frau, die ein Kind mit in die Beziehung brachte, wieder ein Paar. Obwohl körperlich topfit, setzte der gut situierte 41-Jährige seine Partnerin im Mai 2022 als Alleinerbin ein – und zwar notariell beglaubigt.

1/4
Gehe zur Galerie
    Ein Landwirt saß zwei Monate lang offenbar unschuldig in Korneuburg in Haft.
    Ein Landwirt saß zwei Monate lang offenbar unschuldig in Korneuburg in Haft.
    Ernst Weingartner / Weingartner-Foto / picturedesk.com

    "Trink das, dann mach’ ich ***** für Dich"

    Für die Zeit ab dem 8. Juli 2022 interessieren sich nun die Ermittler. Damals soll die Verdächtige ihrem Freund im Rahmen einer Feier ein Spezialgetränk zubereitet haben. "Trink das, dann mach’ ich ***** für Dich", stellte sie ihm ein amouröses Abenteuer in Aussicht. Der Spruch verfehlte die Wirkung nicht: Der 41-Jährige kippte den mit Drogen versetzten Trunk hinunter. Danach verschlechterte sich sein Zustand rapide. Der Landwirt lag fünf Tage lang im künstlichen Tiefschlaf. Als er wieder aufwachte, war er beinahe vollständig erblindet– die Sehkraft lag nur noch bei knapp 10 Prozent.

    Testament annuliert

    In der Folge, Ende August 2022, annullierte er das Testament. Die Folge: Die junge Frau eröffnete dem Landwirt jedoch, von ihm schwanger zu sein. Sie soll ihn vor die Wahl gestellt haben: Gemeinsames Leben, Alleinerbin im Testament – oder Beziehungs-Aus samt Abtreibung.

    Offene Pulsadern

    Am 21. Oktober 2022 tat er tatsächlich, was von ihm verlangt wurde und setzte die 31-Jährige beim Notar erneut als Alleinerbin ein. Zwei Wochen später die dramatische Wende: Der 41-Jährige wurde mit schwersten Verletzungen ins Landeskrankenhaus Mistelbach eingeliefert. Die junge Mutter gab an, den Verletzten so in der Früh gefunden zu haben; er habe von Selbstmord gesprochen. An seiner Wohnadresse stellten Ermittler tatsächlich Schlafmittel sicher.

    Er machte Schluss, nahm sie aus Testament

    Als er wieder dazu in der Lage war, gab der Mann jedoch an, dass man gemeinsam gegessen hätte, nach dem Verzehr von selbst gebackenen Muffins könne er sich an nichts mehr erinnern – totales Blackout. Brisant: Der 41-Jährige schloss jegliche Suizid-Absicht aus und beendete die Beziehung. Er nahm die Frau wieder aus dem Testament und erstattete Anzeige. Dennoch hielten beide telefonisch Kontakt.

    Am 17. Mai 2023 alarmierte die zehnjährige Tochter der 31-Jährigen um 6.15 Uhr den Polizeinotruf. Ihre Mutter sei vom 41-jährigen niedergestochen worden – mehr dazu hier. Er habe mehrmals mit einem Messer auf sie eingestochen, dabei brach auch die Klinge ab. Nach Abbruch der Klinge habe der Angreifer einen Schraubenzieher genommen und der Mutter zwei Mal in den Rücken gerammt. 

    "Mordversuch" am 17. Mai

    Gegenüber der Polizei gaben Tochter und Mutter übereinstimmend an, dass der Ex in die Wohnung eingedrungen sei und rasend vor Eifersucht gebrüllt haben soll: "Wenn ich Dich nicht haben kann, dann keiner." Erst als die 10-Jährige einen Warnschuss aus einer Schreckschusspistole abgegeben hätte, sei der Ex-Freund mit dem Fahrrad davongefahren. Die Mutter konnte eine genaue Beschreibung der mutmaßlichen Tatkleidung (Arbeitshose, Arbeitsschuhe usw.) angeben. Gleichzeitig wurde seltsamerweise von einem unbeteiligtem Passanten das Mobiltelefon des 41-Jährigen auf der Straße gefunden.

    "10 km per Rad für einen fast Blinden und retour sind unmöglich" - Gutachter

    In der Folge wurde er dennoch als Tatverdächtiger festgenommen und – obwohl er sämtliche Vorwürfe bestritt – in U-Haft genommen. Alles dazu hier. Die Frau wurde ins Klinikum Donaustadt gebracht und beschuldigte ihren früheren Freund beharrlich. An seiner rund zehn Kilometer entfernten Wohnadresse fanden Polizisten tatsächlich blutgetränkte Kleidungsstücke; im Sack der Arbeitshose steckte zudem das Keramikmesser mit abgebrochener Klinge. Doch: Wie soll ein laut Gutachten nahezu Blinder zu solch einem Verbrechen fähig sein?

    Sie dürfte Handy gestohlen und Blut verschmiert haben

    Die Polizei rekonstruierte die Tat penibel. Dabei verstrickte sich die 31-Jährige immer mehr in Widersprüche. Ebenso belastend: Es gab zwar 13 Kontaktaufnahmen vom Handy des 41-Jährigen, aber diese wurden nicht per Sprachsteuerung ausgeführt – alle Anrufe und Nachrichten wurden ohne Sprachsteuerung gemacht. Außerdem war das Mobiltelefon unweit der Frau, nicht bei der Wohnung des Verdächtigen eingeloggt. 

    Er aus der Haft, sie in Haft

    Jetzt, am 14. Juli 2023, brach das Konstrukt zusammen. Der 41-Jährige wurde enthaftet und fast gleichzeitig die 31-Jährige wegen des Verdachtes der schweren Körperverletzung mit Dauerfolgen, Mordversuchs und anderer Delikte in U-Haft (unter anderem auch wegen Verdunkelungsgefahr, da sie weitere Zeugen beeinflussen könnte) genommen. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft laufen weiter. Es könnte Komplizen geben.

    "In meinen 25 Jahren gibt es keinen vergleichbaren Fall", Anwalt Arthur Machac, Verteidiger des Landwirtes

    Der Anwalt des 41-Jährigen, Arthur Machac, sagte am Montag zu "Heute": "In 25 Jahren meiner Berufserfahrung kam mir kein derartiger Fall unter." Er dankt der Kripo und der Staatsanwaltschaft "für die tolle Ermittlungsarbeit".

    1/53
    Gehe zur Galerie
      <strong>04.11.2014: Luxus durch 399-€-Parkstrafen – nun spricht Mastermind</strong>:&nbsp;Jener Wiener Jurist, der die Strafenfirma "Zupf di" erfand, soll von den Einnahmen aus Besitzstörungsklagen im Luxus leben – <a data-li-document-ref="120068653" href="https://www.heute.at/s/luxus-durch-399-parkstrafen-nun-spricht-mastermind-120068653">jetzt packt er aus</a>.
      04.11.2014: Luxus durch 399-€-Parkstrafen – nun spricht Mastermind: Jener Wiener Jurist, der die Strafenfirma "Zupf di" erfand, soll von den Einnahmen aus Besitzstörungsklagen im Luxus leben – jetzt packt er aus.
      privat