Jacht-Unglück in Italien

Milliardär Lynch hatte engen Kontakt zu Geheimdiensten

Die Leiche von Milliardär Mike Lynch wurde aus der Jacht geborgen. Der 59-Jährige soll engen Kontakt zu mehreren Geheimdiensten gehabt haben.

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Milliardär Lynch hatte engen Kontakt zu Geheimdiensten
Milliardär und Eigentümer der Segeljacht "Bayesian"´, Mike Lynch, soll engen Kontakt zu Geheimdiensten gepflegt haben.
"Heute"-Montage; Material: REUTERS/Henry Nicholls//File Photo

Unter den von der Luxusjacht "Bayesian" Geborgenen, befindet sich der schwerreiche britische Technologieunternehmer Mike Lynch. "Corriere della Sera" zufolge wurden die anderen Leichen noch nicht offiziell identifiziert, doch aufgrund der Körpergröße gehen die Taucher davon aus, dass es sich um den US-amerikanischen Anwalt Chris Morvillo und den Präsidenten des Finanzinstituts Morgan Stanley International, Jonathan Bloomer, handelt.

Experten rätseln immer noch, wie die 56 Meter lange "Bayesian" in angeblich nur 60 Sekunden sinken konnte. Spekuliert wird derzeit über eine offen gelassene Luke während einer riesigen Welle oder ein falsch eingestelltes Schwert am Rumpf, mit dem der Tiefgang des Schiffes reguliert werden kann. Hinweise auf Fremdverschulden gibt es bislang nicht – obwohl Details zum Leben von Tycoon Mike Lynch Platz für Spekulationen lassen.

Milliardär Lynch "tief in der Welt der Geheimdienste verwurzelt"

Der Unternehmer hat sich in den letzten drei Jahrzehnten mit seiner Firma Autonomy auf Fingerabdruckerkennung spezialisiert, eine Technologie, die die IT-Sicherheit und Datenverarbeitung bereits 1996 revolutionierte. Diese Innovation erregte die Aufmerksamkeit zahlreicher Organisationen, darunter auch Geheimdienste, da sie das Potenzial hatte, Insider-Bedrohungen und Datenlecks zu verhindern.

Dubioser Milliarden-Deal

Die Softwarefirma Autonomy wurde 2011 für elf Milliarden US-Dollar an den US-Konzern Hewlett Packard verkauft. Der Deal endete mit einem Prozess in San Francisco, bei dem Mike Lynch völlig überraschend freigesprochen wurde.

Der Autonomy-Kauf gilt als eines der schlimmsten Übernahme-Debakel im Silicon Valley. Lynch und der frühere Finanz-Manager Steve Chamberlain – der ausgerechnet wenige Tage vor dem Schiffsunglück beim Joggen tödlich von einem Auto erfasst wurde – sollen Hewlett-Packard über den finanziellen Zustand des Unternehmens getäuscht haben. Doch die Geschworenen sahen es anders – und entschieden überraschend auf Freispruch.

Am Montag ist die 56 Meter lange Segeljacht "Bayesian" vor Sizilien gesunken.
Am Montag ist die 56 Meter lange Segeljacht "Bayesian" vor Sizilien gesunken.
Baia Santa Nicolicchia/Fabio La Bianca/via REUTERS

Vor über zehn Jahren finanzierte Lynch auch die Gründung der Firma Darktrace, die im Bereich der Cybersicherheit führend ist und künstliche Intelligenz zum Schutz von Netzwerken und sensiblen Daten einsetzt. Das Ziel von Darktrace besteht darin, Informationslecks im Stil von Wikileaks zu verhindern.

Wie das Portal "Decrypto" berichtet, sei Darktrace "tief in der Welt der Geheimdienste verwurzelt". Lynch rekrutierte zahlreiche ehemalige Agenten von britischen und US-Geheimdiensten: von MI5, MI6, CIA, NSA bis zu FBI. Zu den Mitbegründern gehörte Stephen Huxter, eine prominente Figur im Cyberabwehrteam des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, der die Leitung von Darktrace übernahm.

Beziehungen zum israelischen Geheimdienst

Doch nicht nur das: Das Portal "Agenzia Nova" schreibt, dass Lynch auch enge Beziehungen zum israelischen Geheimdienst pflegte. Die Israelis sollen die Systeme der britischen Firma nutzen, um einige der Spitzenführer der Hamas ausfindig zu machen.

Seine Vorliebe für Spionage zeigte Lynch auch bei der Wahl der Namen der Sitzungszimmer in seiner ehemaligen Firma Autonomy: Laut "Politico" waren die Konferenzräume nach den Bösewichten der James-Bond-Filme benannt, darunter Dr. No und Goldfinger. Im Empfangsbereich der Firma habe Lynch zudem ein Aquarium mit Piranhas bauen lassen, als Hommage an eine Szene aus dem Film "Man lebt nur zweimal".

Auf den Punkt gebracht

  • Milliardär Mike Lynch, der bei einem Bootsunglück ums Leben kam, hatte enge Verbindungen zu Geheimdiensten aufgrund seiner Firma Autonomy, die sich auf Fingerabdruckerkennung spezialisiert hatte
  • Die Bergung der Leichen von anderen Insassen der Luxusjacht "Bayesian" steht noch aus, während Experten über die Ursache des Unglücks spekulieren
  • Lynch war auch in die Gründung der Cybersicherheitsfirma Darktrace involviert, die ebenfalls Verbindungen zu Geheimdiensten hatte, und pflegte enge Beziehungen zum israelischen Geheimdienst
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