Niederösterreich

Miese Bewertung! Rotes Kreuz klagt Sani auf 16.000 €

Nach einem Streit mit dem Roten Kreuz bewertete Sani Ingmar Höppner das Rote Kreuz NÖ negativ. Dieses klagte ihn jetzt auf 16.000 Euro.

Im Streit mit dem Roten Kreuz: Sanitäter Dr. Ingmar Höppner
Im Streit mit dem Roten Kreuz: Sanitäter Dr. Ingmar Höppner
privat

Das Rote Kreuz Niederösterreich will sich keinesfalls aufs Kreuz legen lassen und schon gar nicht von Sanitäter Ingmar Höppner. Der 47-jährige, seit 20 Jahren im Rettungsdienst tätige Sanitäter aus Vösendorf (Mödling), hatte im Jänner das Rote Kreuz NÖ negativ auf Facebook bewertet (siehe Bilderserie, Foto Nummer 3) und dabei auch einige Vorwürfe erhoben.

"Aus Hass zum Menschen"

"Aus Hass zum Menschen trifft es leider eher. Intrigen und Mobbing sind an der Tagesordnung. Ehrenamtliche werden nicht mehr geschätzt, sondern als Ressourcen behandelt. Menschlichkeit? Bei den Freiwilligen "Ja", in den Chefetagen "Nein". Unliebsame Mitarbeiter werden entsorgt, teilweise werden sie verfolgt, gedemütigt bis sie von selbst gehen. Eine sehr sehr traurige Entwicklung, die sich in der Motivation der Freiwilligen niederschlägt", so das Posting auf Facebook von Höppner, das noch immer nicht gelöscht wurde.

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    Ingmar Höppner als Sanitäter des Roten Kreuz
    Ingmar Höppner als Sanitäter des Roten Kreuz
    privat

    Der Geschäftsführer einer Lüftungstechnikfirma war im Jahr 2020 als Rettungssanitäter in Brunn am Gebirge tätig. Dabei habe Höppner 17.023 Coronatestungen durchgeführt, bei einer Frau sagte der 47-Jährige als Auflockerungs-Schmäh: "Bitte kommen Sie näher, nehmen Sie Platz und machen schon mal den Oberkörper frei!"

    Beschwerde wegen sexueller Belästigung

    Die Patientin beschwerte sich wegen sexueller Belästigung, Ingmar Höppner entschuldigte sich vielmals. 

    Daraufhin soll ihm nahegelegt worden sein, die Dienststelle zu verlassen, sodass er nicht ausgeschlossen werden müsse und sich woanders bewerben könne. "Das tat ich auch", so Höppner. Zwei Jahre später gab es einen Wechsel an der Bezirks-Führungsspitze, Höppner sah seine Chance und bewarb sich erneut. Daraufhin soll sich der Bezirksstellenleiter laut Ingmar Höppner massiv quer gelegt haben. "Ich sei ein hoch toxischer Mitarbeiter, sei entsorgt worden und eine Aufnahme sei unbedingt zu verhindern. Es gab aber kein Gespräch mit mir, gar nichts."

    Aus Enttäuschung bewertete Höppner im Jänner 2023 das Rote Kreuz auf Facebook negativ, das Rote Kreuz will jetzt das Posting via einstweiliger Verfügung und Zivilklage entfernen lassen. Und: Der Vösendorfer wurde vom Roten Kreuz ausgeschlossen.

    Das Ziel des 47-Jährigen, als "First Responder" zu arbeiten, ist somit hinfällig: "Ich habe 2.500 Euro in die Ausbildung und 20.000 Euro privat in die Ausrüstung investiert", zuckt Höppner mit den Schultern. Mittlerweile sind die Fronten verhärtet, Höppner spricht von Mobbing und Intrigen beim Roten Kreuz: Rund 60 Prozent der Ehrenamtlichen seien mittlerweile nicht sehr aktiv, weil die Motivation fehle. Und: Es werde eine bessere Versorgung durch ehrenamtliche First Responder in Gebieten, wo Dienststellen oft unbesetzt seien, verhindert. 

    "Nur Anschütten unserer Organisation"

    "Heute" konfrontierte das Rote Kreuz mit den mutmaßlichen Missständen schon Ende Jänner. Eine Sprecherin des Roten Kreuzes ging ausführlich auf die Behauptungen ein und stellte im Februar klar: "Wo sind die unbesetzten Dienststellen? Wir empfinden das eigentlich nur noch als Anschütten unserer Organisation durch ein enttäuschtes ehemaliges Mitglied. Mit Fakten hat das nichts zu tun." Auch könne niemals die Rede von nicht engagierten Ehrenamtlichen sein, die 60 Prozent seien absolut nicht nachvollziehbar. Man wolle hier offensichtlich nur das Rote Kreuz desavouieren.

    Zivilklage

    Das Rote Kreuz holte jetzt zum Gegenschlag aus, klagte Ingmar Höppner zivilrechtlich. Der (technische) Streitwert: 16.000 Euro. Ein Termin am Gericht Wr. Neustadt steht noch aus. Sogar die zuständige Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SP) hatte auf die Negativ-Kritik auf Facebook Ende Jänner geantwortet: "Wir sollten uns bitte treffen, da kann man die Dinge besser besprechen."

    Anfang März kommentierte ein Sprecher der SP-Landesrätin die Klage so: "Das ist eine interne Sache. Wir kommentieren das nicht weiter." Das Rote Kreuz wollte am Donnerstag zur Zivilklage und zur gesamten Causa auch keinen weiteren Kommentar abgeben.