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Messner bleibt Achttausender-König – doch er will nicht

Jahrzehntelang galt Reinhold Messner unbestritten als "König der Achttausender". Dann kam ein Bergchronist zu dem Ergebnis, dass das nicht stimmt.

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Bergsteiger-Legende <strong>Reinhold Messner</strong> im August 2019 in Bozen.
Bergsteiger-Legende Reinhold Messner im August 2019 in Bozen.
EXPA / APA / picturedesk.com

Bergsteiger-Legende Reinhold Messner soll nach hitzigen Debatten wieder zurück ins Guinness-Buch der Rekorde – als erster Mensch, der alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hat. Inzwischen will der 79-Jährige aber nicht mehr. Messner kündigte am Freitag an, dass er gegen den Guinness-Verlag vorgehen werde, sollte sein Name auf einer neuen Liste mit den Bezwingern aller Achttausender nun doch wieder erscheinen.

"Wenn das ins Guinness-Buch kommt, werde ich das verbieten", sagte der Südtiroler der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Ich bin dagegen, dass mein Name auf einer solchen Liste steht."

Messner galt bei Guinness lange Zeit als erster Mensch, der auf allen 14 Achttausendern stand. In der nächsten Ausgabe sollte der Titel nun jedoch dem US-Kletterer Ed Viesturs zugesprochen werden, weil Messner nach Berechnungen des deutschen Himalaya-Chronisten Eberhard Jurgalski 1985 den Gipfel des 8.091 Meter hohen Annapurna angeblich um wenige Meter verpasste. Auf der Guinness-Webseite wird Viesturs seit einigen Wochen bereits als erster "Echt-Gipfelbesteiger" geführt. Messner gibt sich dagegen weiterhin sicher, dass er ganz oben stand.

<strong>Reinhold Messner</strong> bleibt der "König der Acttausender"
Reinhold Messner bleibt der "König der Acttausender"
PIERSANTI,SILVIO / Action Press / picturedesk.com

Nach einem Bericht des Magazins Der Spiegel will Guinness die Entscheidung nun wieder rückgängig machen. Auf der Webseite 8000ers.com, die von Jurgalski geführt wird, steht Messner aktuell bereits wieder auf Platz eins. Die Berechnungen des deutschen Chronisten waren auch Grundlage für den Beschluss der Rekordezähler von Guinness. Offiziell gab es aus London dazu am Freitag zunächst keine Stellungnahme.

"Toleranzzone" von 190 Metern

Messner wehrt sich schon seit Jahren gegen Jurgalskis Darstellung, dass er bei der gemeinsamen Expedition mit Hans Kammerlander (siehe Video ganz unten) vor bald vier Jahrzehnten den Annapurna-Gipfel verpasst habe. Als die Geschichte im vergangenen Monat wieder hochkam, erklärte er, ihm sei egal, ob sein Name im Guinness-Buch stehe oder nicht.

Nun kündigte er jedoch an, sich künftig dagegen wehren zu wollen. "Mir war das wurscht. Ich hatte noch nie ein solches Buch in der Hand", sagte er der dpa. Das Bergsteigen habe aber grundsätzlich "mit Rekorden nichts zu tun". "Das ist eine Auseinandersetzung Mensch gegen Natur." Jurgalski habe von Alpinismus keine Ahnung und wolle sich nur mit dem Namen Messner profilieren. Der Chronist war nach der Auswertung von Satellitenbildern und anderen Daten zu dem Schluss gekommen, dass Messner und Kammerlander den Gipfel verpasst hätten.

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    Am Set von "Still Alive" (Credit: Reinhold Messner)
    Am Set von "Still Alive" (Credit: Reinhold Messner)
    (Bild: kein Anbieter/Verleih)

    "The Himalayan Database" bleibt Alpinisten-Nonplusultra

    Dem Spiegel-Bericht zufolge will Jurgalski nun aber einlenken. Dazu soll für frühere Besteigungen des Annapurna nun eine "Toleranzzone" von 190 Metern gelten. Messner soll nach Jurgalskis Berechnungen 65 Meter vor und fünf Meter unter dem eigentlichen Gipfel entfernt auf dem Gipfelgrat gestanden haben – also innerhalb der neuen "Toleranzzone". Auf seiner Homepage schreibt Jurgalski: "Abschließend möchte ich zu dem Schluss kommen, dass alles gut gemeint war und nicht die Absicht bestand, die Geschichte neu zu schreiben oder historische Aufstiege abzubrechen."