Ehrliche Worte

"Mein Leben aufgefressen" – Hype um Wanda vorbei?

"20 Minuten" hat vor den Schweiz-Konzerten von Wanda mit Frontman Marco gesprochen. Dabei ging es nicht nur um neue Musik der Band.

20 Minuten
"Mein Leben aufgefressen" – Hype um Wanda vorbei?
Marco Wanda aka Michael Marco Fitzthum spricht über seinen Erfolg.
HARALD SCHNEIDER / APA / picturedesk.com

Im Rahmen ihrer "Ende Nie"-Clubtour gastiert Wanda am 25. und 26. April unter anderem in Zürich und Bern. "Ich freue mich sehr auf die Schweiz. Zwar haben wir noch Luft nach oben, was unseren Erfolg hier betrifft, aber wir haben eine sehr treue Fangemeinde", so Sänger Marco Wanda (37), mit bürgerlichem Namen Michael Marco Fitzthum, über die anstehenden Konzerte gegenüber "20 Minuten".

Marco, was würdest du tun, wenn du nicht Marco von Wanda wärst?
Den Verstand verlieren. Ich brauche schon das, was ich tue.

Ihr spielt demnächst zwei Konzerte in der Schweiz. Wie fühlt ihr euch?
Wir sind sehr hungrig. Es ist die erste Tournee mit unserem neuen Schlagzeuger, was es aufregend macht.

Gibt es einen Ort während der Tour, auf den du dich besonders freut?
Das Hotelbett. Meistens fährt man mit dem Nightliner und liegt da in dieser sargähnlichen Koje. Alle drei, vier Tage gibt es dann mal eine Nacht im Hotel.

Auch nach über zehn Jahren habt ihr viel Energie auf der Bühne. Was ist euer Geheimnis?
Das muss man wollen und immer wieder entscheiden, es zu lieben. Das passiert auch nicht von selbst und an manchen Abenden ist es eine unfassbare Überwindung. Und das Publikum zündet einen auch noch mal mit an.

Was macht ihr als Vorbereitung auf die Tour?
Sehr viel Sport. Ich habe ein ganz spezielles Programm zwischen Kraft- und Ausdauertraining. Und es ist gut, zwei bis drei Wochen vor Tourstart das Rauchen einzuschränken. Ich bin schon darüber von der Zeit.

Ich bin froh, dass wir eher in einer konstanten Karriere angekommen sind, die nicht mehr die wahnsinnigen Höhen und Tiefen aufweist.
Marco Wanda
Wanda-Sänger

Bei der Tournee 2015 war euer Zürich-Gig sofort restlos ausverkauft. Für das Konzert im X-Tra gibt es noch Tickets. Ist der Hype um Wanda vorbei?
Der Hype hat mein Leben aufgefressen und ist ein schreckliches Momentum. Es ist wie eine Droge – total beglückend, macht aber abhängig. Ich bin froh, dass wir eher in einer konstanten Karriere angekommen sind, die nicht mehr die wahnsinnigen Höhen und Tiefen aufweist.

Am 7. Juni erscheint euer Album "ENDE NIE". Gibt's unerwarteten Inspirationsquellen, die dich beeinflusst haben?
Kurz bevor wir die Platte aufgenommen haben, habe ich sehr viel Harry Styles gehört. Sonst beziehe ich meine musikalische Inspiration aus älterem Zeug wie Beatles oder Nirvana. Harry Styles zu hören, war sehr speziell. Zwei, drei Wochen war ich fast auf einem Besessenheit-Level. Aber das ist auch wieder vorbei. Irgendwas an seinem Sound habe ich studieren wollen, da ich dachte, es sei nützlich.

War es das?
Zumindest wusste ich dann, was ich nicht will.

Eurer Song "Bei niemand anders" setzt ihr euch mit Verlust auseinander. Kamen dir bei der Live-Performance des Songs schon mal die Tränen?
Auf der Bühne sind mir grundsätzlich schon ein paar Mal die Tränen gekommen. Manchmal gibt es Momente, die packen einen am Herz, manchmal gibt es Momente, wo du so eine Verbindung zum Publikum spürst und fast keine Wahl hat, außer zu weinen.

Wo war das zum Beispiel?
In der Wiener Stadthalle. Da hatte ich das Gefühl, dass wir uns alle in unserem Trauerprozess einmal gemeinsam sehr nahe sind. Verlust ist etwas, das man sowieso nur begreift, wenn man ihn erfahren hat und in dem Moment hatte ich das Gefühl, waren genug Menschen in diesem Raum, die das alle erlebt haben. Es hat eine Atmosphäre der Verbundenheit geschaffen, wie ich sie selten erlebt habe.

Die neuen Songs sind nachdenklicher und auch balladiger. Ist es ein musikalischer Neuanfang?
Die Qualität meiner literarischen Arbeit ist vor 12 Jahren genauso nachdenklich gewesen wie heute. Es ist eine Image-Verwirrung der Presse und der Öffentlichkeit geschuldet, dass man die Tiefe meiner Arbeit nicht gesehen hat. Aber ich blicke auf eine wundervolle Karriere zurück, die mir ein ganz anderes Leben geschenkt hat, als ich jemals dachte. Insofern passt das schon.

Bereust du irgendetwas?
Der Typ, der ich die letzten Jahre war, war so unbelehrbar. Ich hätte dem Vergangenheits-Marco nichts einreden können, der hätte alles ganz genau so gemacht, wie es passiert ist.

Welche Bedeutung haben die Fans für euch?
Ich finde es cool, Wanda-Fan zu sein. Ich finde Wanda nämlich auch super. Und die Fans schenken uns seit zehn Jahren dieses Leben, weshalb ich eine Verantwortung, Dankbarkeit, Demut habe.

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