Niederösterreich

Medizinerin schlägt Alarm! Kein Schularzt in Volksschule

In Krems werden Pflichtschulkinder nicht mehr untersucht. Denn neben schlechter Bezahlung haben Hausärzte einfach keine Zeit mehr.

Ärztin Iris Solf-Thron schlägt Alarm.
Ärztin Iris Solf-Thron schlägt Alarm.
privat

Vor zwei Jahren ging der letzte Kremser Schularzt in Pension. „Seither wird im Pflichtschulbereich nicht mehr ärztlich untersucht, das hat negative Folgen für die Gesundheit vieler Kinder“, warnt Hausärztin Iris Solf-Thron aus Krems-Stein. Denn manche Eltern kümmerten sich nicht um die Gesundheit ihrer Kinder. Teils aus Unwissenheit, teils aus Desinteresse. Akute oder chronische Krankheiten mit Langzeitfolgen würden oft viel zu spät entdeckt, so die Medizinerin.

In der Pflicht seien jedenfalls die Gemeinden, so Solf-Thron. Zumindest im Pflichtschulbereich. In den höheren Schulen werden Schulärzte vom Bund organisiert. Dort gäbe es kein Problem.

Zu wenig Zeit und Geld

Der Kremser Schulamtsleiter Georg Braunschweig bestätigt das Fehlen eines Schularztes in den Kremser Pflichtschulen, aber: „Wir haben den Job des Schularztes bereits mehrfach ausgeschrieben. Auch mit Hausärzten gesprochen, ob sie die Reihenuntersuchungen an den Kremser Schulen übernehmen – ohne Erfolg.“ Das Argument der Ärzteschaft war meistens Überlastung und begrenzte Zeitressourcen. Denn in Zeiten wie diesen soll generell alles immer schneller gehen, mehr Effizienz ist gefragter denn je, aber der Personalstand wird - quer über alle Branchen - meist verringert.

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    Iris Solf-Thron
    Iris Solf-Thron
    privat

    Zudem erscheinen manchen Ärzten 15 Euro für die Untersuchung eines Schülers zu gering, daher habe man auch schon eine Überzahlung angedacht. Eine Schulärztin hatte man kürzlich gefunden. „Diese hat aber sofort wieder aufgegeben“, womit man erneut ohne medizinische Versorgung in den Schulen dastand, so Braunschweig.

    "Dringender Handlungsbedarf"

    „Gemeinden als Schulerhalter finden keine Ärzte mehr“, meint Niederösterreichs Bildungsdirektor Johann Heuras, das sei eines der Hauptprobleme. Er kritisiert die unterschiedliche Kompetenzaufteilung zwischen Bund und Gemeinden wenn es um die Organisation von Schulärzten geht. „Diese Frage samt der Finanzierung bedarf einer Neuregelung“, empfiehlt Heuras. Außerdem sehe er zunehmenden Versorgungsbedarf der Schülergesundheit nicht nur im physischen sondern vermehrt im psychischen Bereich. Daher gebe es dringend Handlungsbedarf seitens der Politik, so Heuras.

    Bund in der Pflicht

    Doris Denk, Bereichsleiterin für Bildung in Krems, bedauert, "dass Krems seit mehr als einem Jahr das Landesgesetz, das die Gemeinden als Schulerhalter verpflichtet, einen Schularzt zu bestellen, nicht erfüllen könne. Man habe alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Ein Arzt, der sich zur Tätigkeit als Schularzt verpflichten lässt, müsse eben sagen, zu welchen Bedinungen er das mache. Man sei auch zu einer Überzahlung bereit.

    Grundsätzlich wäre es ihr am liebsten, würde die Kompetenzen der Gemeinden auf den Bund übergehen. In Bundesschulen sind Schulärzte zu attraktiveren Konditionen angestellt. Dort gebe es keinen Mangel.