Oberösterreich
"Massive Einbrüche" – kein Ende der Krise am Bau
Die Bau-Branche zittert: Derzeit ist sie noch gut ausgelastet, für die kommenden Monate werden aber enorme Rückgänge befürchtet.
Die allgegenwärtige Teuerung, dazu hohe Materialpreise und löchrige Lieferketten: Seit Monaten sind die Herausforderungen am Bau enorm und werden auch in den kommenden Jahren nicht abreißen.
Die Wirtschaftskammer appellierte zuletzt an die Politik, rasch gegenzusteuern. Ihr stoßen etwa die verschärften Richtlinien für Wohnbaukredite und der Arbeitskräftemangel auf.
Die Krise reißt nicht ab: In der zweiten Jahreshälfte könnte es zu "massiven Einbrüchen" kommen, fürchten Branchen-Vertreter. Die Fertighaushersteller haben sich dem Vernehmen nach schon an Mitglieder der Bundesregierung und der Sozialpartner gewandt, berichten die "Oberösterreichischen Nachrichten".
Ein Unternehmer hat in einem offenen Brief vor Einbrüchen von mehr als 50 Prozent gewarnt.
"Wir können es noch schwer einschätzen, aber es ist tatsächlich zu hören, dass es deutliche Auftragsrückgänge geben könnte", sagt der Geschäftsführer des Zieglerverbands, Rudolf Ecklmayr. Schon jetzt sei eine gewisse Zurückhaltung zu verzeichnen.
„"Wir können es noch schwer einschätzen, aber es ist tatsächlich zu hören, dass es deutliche Auftragsrückgänge geben könnte." Zieglerverband-Chef Rudolf Ecklmayr“
"Das kann am Wetter liegen, sicher aber an der verordneten Zurückhaltung bei der Kreditvergabe der Banken. Es kann auch sein, dass sich manche deshalb zurückhalten, weil sie hoffen, dass die Preise nachgeben", sagt Ecklmayr.
Es gibt tatsächlich mehrere Gründe, dass Häuslbauer vorerst nicht bauen wollen oder können. Die Zinsen sind stark gestiegen, gleichzeitig die Anforderungen der Banken, die auf Geheiß der Aufsichtsbehörden strenge Regeln bei der Kreditvergabe befolgen müssen.
"Diese sind zwar jetzt gelockert worden, aber noch nicht zufriedenstellend", sagt Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (VP). "Warum eine Eigentumswohnung nur zu 80 Prozent als Eigenkapital gelten soll, hat mir bis jetzt niemand erklären können."
Sanierung statt Neubau
Baufirmen würden sich oft auf Sanierung konzentrieren, um Verluste beim Neubau wettzumachen. Weniger betroffen sind Tiefbau und Gewerbebau. Dort sei die Auftragslage stabil, heißt es.
Ein "differenziertes Bild" sieht der stellvertretende Bau-Innungsmeister Stefan Mayer: "Es wird Unternehmen geben, die schwer zu kämpfen haben." Das seien jene, die sich auf Einfamilienhäuser spezialisiert hätten. Er höre von eklatanten Rückgängen, so Mayer. "Wer breit aufgestellt ist, wird besser durchkommen."
„"Es wird Unternehmen geben, die schwer zu kämpfen haben. Wer breit aufgestellt ist, wird besser durchkommen." Stv. Bau-Innungsmeister Stefan Mayer“
Christian Wimberger, Chef des gleichnamigen Fertighaus-Produzenten in Lasberg (Bez. Freistadt), sagt: "Billiger wird es grundsätzlich nicht werden. Aber wir haben zuletzt Prozesse optimiert und Kalkulationen angepasst, damit es für die Kunden leistbarer wird."
Auch die Bauherren selbst haben laut Wimberger Planungen anders aufgesetzt und Abstriche gemacht, um die Kosten zu dämpfen. Sein Unternehmen sieht sich bis zum Sommer gut ausgelastet, vor allem dank des verstärkten Geschäfts in Sanierung, Umbau oder Photovoltaik.
"Brauchen Impulse in allen Sektoren"
Die düsteren Aussichten spiegeln sich auch im jüngsten Wirtschaftsbarometer der WK Oberösterreich wider: 61 Prozent der befragten Unternehmen der Branche rechnen mit einem Einbruch der Aufträge.
"Wir brauchen Impulse in allen Sektoren", sagte zuletzt Wirtschaftskammer-Präsidentin Doris Hummer. Sie verweist auf die Leitfunktion des Baus für die regionale Wertschöpfung: Als Konjunkturlokomotive strahle er auf viele andere Branchen über das Gewerbe und Handwerk hinaus aus.