Ukraine

Massenmörder soll Putins engster Vertrauter werden

"Putins Bluthund" Ramsan Kadyrow hat angekündigt, als Präsident Tschetschenien zurücktreten zu wollen. Als Nachfolger steht sein Cousin bereit.

Nachfolger als "Putins Bluthund" könnte Adam Delimchanow werden, ein Cousin von Ramsan Kadyrow.
Nachfolger als "Putins Bluthund" könnte Adam Delimchanow werden, ein Cousin von Ramsan Kadyrow.
REUTERS

Ramsan Kadyrow, Anführer der russischen Region Tschetschenien, erklärte am Samstag in einer Telegram-Nachricht, dass er eine "lange Pause auf unbestimmte Zeit" von seinem Amt nehmen wolle. "Ich habe gemerkt, dass ich schon sehr lange auf meinem Posten sitze", sagte er in einem Video. "Ich denke, meine Zeit ist gekommen." Die Botschaft löst nun darüber Spekulationen aus, ob Kadyrow ernsthaft beabsichtige, zurückzutreten.

In der Vergangenheit hatte er sich in ähnlicher Weise geäußert, blieb dann aber auf seinem Posten. Ivan Klyszcz, Kaukasus-Experte am Johan Skytte Institute of Political Studies in Estland, ist skeptisch. Solche Aussagen kämen in der Regel, "wenn er etwas von Putin will", meint der Experte. Auch Anton Barbashin vom Portal "Riddle Russia" nannte den Zeitpunkt "merkwürdig". Mit seiner Ankündigung würde Kadyrow der allgemeinen Stimmung in Russland widersprechen, so der Journalist.

1/20
Gehe zur Galerie
    Immer wieder gibt es Gerüchte über schwere Erkrankungen von Wladimir Putin. Nun heißt es, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde.
    Immer wieder gibt es Gerüchte über schwere Erkrankungen von Wladimir Putin. Nun heißt es, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde.
    via REUTERS

    Delimchanow wurde von Interpol gesucht

    Sollte an dem Rücktritt wirklich etwas dran sein, so könnte sein Cousin in seine Fußstapfen treten. Der 52-jährige Adam Delimchanow ist Mitglied der Staatsduma und der Putin nahestehenden Partei "Einiges Russland". Er gilt als Kronfavorit für den Präsidentenposten in Tschetschenien, wie das Portal Wjorstka unter Berufung auf eine Quelle beim Verteidigungsministerium schreibt. Delimachnow soll im Zweiten Tschetschenienkrieg (1999–2000) einer der Anführer der Leibwächtergarde von Achmat Kadyrow, dem verstorbenen Vater von Ramsan Kadyrow, gewesen sein. In der russischen Staatsduma sitzt der 52-Jährige seit 2007.

    2009 war Delimchanow von der Polizei in Dubai beschuldigt worden, die Ermordung des tschetschenischen Kriegsherren und russischen Militärführers Sulim Jamadajew auf dem Staatsgebiet des Emirats angeordnet zu haben. Delimachnow bestreitet die Vorwürfe. Nach ihm und sechs weiteren russischen Staatsbürgern wurde im Zusammenhang mit diesem Mord via Interpol gefahndet. 2012 wurde er von der Fahndungsliste gestrichen.

    Der 52-Jährige war im Ukraine-Krieg auch mehrmals auf Aufnahmen aus dem damals umkämpften Mariupol zu sehen. Er soll unter anderem für Massenmorde in der Ukraine verantwortlich sein. Trotzdem ist er von Putin mit der höchsten Auszeichnung Russlands, "Held der Russischen Föderation", geehrt worden. Auch in seiner Heimat werden Delimchanow Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

    So beschuldigte ihn 2009 der mittlerweile ermordete tschetschenische Exilant Umar Israilow Delimchanow, ihn in Gegenwart Kadyrows verprügelt zu haben.

    Kadyrow schickte seine Truppen in den Ukraine-Krieg

    Der 45-jährige Kadyrow, der auch als "Putins Bluthund" bekannt ist, regiert Tschetschenien seit 2007 mit eiserner Hand und ist der dienstälteste Führer einer russischen Region. Er unterhält enge Beziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin und trifft sich regelmässig mit dem Kremlchef.

    Kadyrow hat eine wichtige Rolle bei der Förderung des russischen Krieges in der Ukraine gespielt und hat Kämpfer rekrutiert, die an der Seite der russischen Truppen kämpfen.