Dramatischer Anstieg
Masernfälle verdoppelt – Experte warnt vor den Folgen
Die Zahl der Masernfälle ist über das Wochenende weiter gestiegen. In welchem Bundesland es die meisten Fälle gibt und warum zur Impfung geraten wird.
Innerhalb weniger Tage hat sich die Zahl der Masernfälle in Österreich fast verdoppelt. Waren es vergangene Woche noch 60 Meldungen, so wurden mittlerweile 110 Fälle gemeldet – und das nur seit Jahresbeginn 2024. Im Vergleich dazu: Im Vorjahr gab es insgesamt 186 Masern-Infektionen im Land.
„Es ist mit weiteren Fällen zu rechnen.“
Davon sind wir aktuell nicht mehr weit entfernt. Schließlich "ist mit weiteren Fällen zu rechnen", betont die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). "Es reicht ein einziges Kind in einem Kindergarten zwischen ein paar Ungeimpften, schon steigt die Zahl weiter", heißt es auf "Heute"-Anfrage.
Die Hotspots in Österreich
Besonders dramatisch ist die Lage derzeit in Tirol, wo es in diesem Jahr bereits 34 Fälle der hochansteckenden Infektionskrankheit gibt. Gefolgt von Wien mit 32.
Der Grund dafür sollen schwere Impflücken sein. Laut Bericht des Gesundheitsministeriums sind rund 8 Prozent der 2- bis 5-Jährigen völlig ungeimpft. Dabei stecken sich 98 von 100 Menschen ohne Impfschutz, die mit dem Virus in Kontakt kommen, an.
Deshalb hat zuletzt auch Ärztekammer-Wien-Vizepräsidentin Naghme Kamaleyan-Schmied zur Impfung aufgerufen: "Ich appelliere an die Bevölkerung, das kostenlose Masern-Impfangebot in Anspruch zu nehmen. So schützen Sie Ihre Kinder, sich selbst und andere am besten." Empfohlen sind zwei Impfdosen ab dem 9. Lebensmonat.
Anfälliger für weitere Krankheiten
Schließlich können Masern schwere gesundheitliche Folgen mit sich bringen. Sie sind nicht nur hochansteckend und können zu einer lebensgefährlichen Lungenentzündung oder Gehirnhautentzündung führen, sondern auch das Immunsystem schwächen. Das erklärt Molekularbiologe und "Science Buster" Martin Moder auf X: "Bei Masern gibt es keine 'gut überstandene Infektion'."
„Bei Masern gibt es keine 'gut überstandene Infektion'.“
Masern würden die Gedächtniszellen des Immunsystems zerstören. Der Körper vergesse, wie er Krankheiten bekämpft, gegen die man bereits einen Immunschutz aufgebaut hatte, erläuterte der Forscher. "Die Wahrscheinlichkeit an anderen Infektionskrankheiten zu sterben, bleibt nach einer Masern-Infektion zwei bis drei Jahre erhöht."
Dieses "Auslöschen des Immun-Gedächtnisses" würde sowohl bei leichten als auch schweren Maserninfektionen stattfinden. Außerdem weist Moder auf den Unterschied zur Impfung hin: "Eine Infektion reduziert die Vielfalt der vorhandenen Antikörper um bis zu 73 Prozent. Die Impfung verursacht dieses Problem nicht."