Vorarlberg

Mann verliert bei Cyber-Deals fast eine halbe Mio. Euro

Eine ganz bittere Pille musste ein 69-jähriger Vorarlberger schlucken. Durch eine vermeintliches Onlinegeschäft verlor weit über 400.000 Euro.

Michael Rauhofer-Redl
Die Polizei warnt vor einer neuen Welle an Verbrechen.
Die Polizei warnt vor einer neuen Welle an Verbrechen.
Bodo Marks / dpa / picturedesk.com

Von einem Online-Betrug in astronomischer Höhe berichtet die LPF Vorarlberg am Freitagnachmittag. Ein 69-Jähriger aus dem Unterland verlor 443.000 Euro bei einer vermeintlichen Online-Tradingplattform. Das Opfer investierte auf einer vermeintlichen Online-Tradingplattform in der Zeit von September 2022 bis Jänner 2023 insgesamt 443.000 Euro. Dabei wurde ihm vorgespielt, dass sein Investment in Rohöl, Gold und in Währungen am Kapitalmarkt angelegt wird.

Unter Anleitung eines angeblich geschulten Trading Spezialisten (Broker), der versprach immer noch höhere Gewinne zu erzielen, führte der Anleger in weiterer Folge mehrere Geschäftsabschlüsse (Trades) durch. Um das Vertrauen beim Opfer zu stärken, wurden auch kleinere vierstellige Beträge als Gewinne ausbezahlt.

Enorme Verluste alleine im Ländle 

Die einbezahlten Gelder gelangen dann in weiterer Folge über ein schwer durchschaubares Geldwäschenetzwerk zu den unbekannten Tätern ins Ausland. Das Phänomen Cyber Trading Fraud stellt die Kriminalpolizei vor eine immer größere Herausforderung. Der Schaden belief sich im Jahre 2022 alleine in Vorarlberg auf 3,4 Millionen Euro. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen.Sollten Sie Opfer eines Anlagebetruges geworden sein, erstatten Sie Anzeige bei Ihrer zuständigen Polizeiinspektion.

Die Polizei warnt vor den Betrügern – darauf solltest du achten

► Beachte Investorenwarnungen der Finanzmarktaufsicht in Österreich unter www.fma.gv.at und gegebenenfalls anderen Staaten.
► Internetrecherche zum Unternehmen/Anbieter (im jeweiligen Land zugelassen, Betrugswarnungen) – ACHTUNG: oftmals werden scheinbare Bewilligungen auf den Plattformen angeführt – sei skeptisch und hinterfrage diese.
► Bei Aussicht auf hohe Gewinne/Renditen in kürzester Zeit ist äußerste Vorsicht geboten.
► Wenn du nach der ersten Einzahlung sofort kontaktiert wirst und nach mehr Geld verlangt wird, zahle keinesfalls weitere Summen ein.
► Lasse die angeblichen Broker unter keinen Umständen über Fernzugriffe auf Ihren Computer oder ihr Handy zugreifen.
► Oft stimmt der angebliche Firmensitz mit dem Empfängerland (Konto) nicht überein. Ein absolutes Warnsignal!
►Wenn Plattformen kein Impressum aufweisen, ist dies ein starker Hinweis auf eine betrügerische Plattform.

Was ist Cyber Trading Fraud?

Die international hochprofessionell agierenden Tätergruppierungen errichten eine aufwendige, konzernartige Struktur und folgen dabei annähernd dem gleichen Modus:

Mittels regelmäßig wechselnden Betreiberfirmen werden unter verschiedenen Domainnamen nicht lizenzierte Online-Trading Plattformen für den bloß vorgespiegelten Handel am Kapitalmarkt betrieben. Dabei werden europaweit potentielle Anleger per Werbebanner, Massenmails, etc. durch das in Aussicht stellen überdurchschnittlich hoher Gewinne zur Registrierung auf den betrügerischen Plattformen animiert.

Die Opfer werden sodann unmittelbar durch einen angeblich speziell geschulten Trading Spezialisten (= Broker) telefonisch, über Messenger-Dienste oder E-Mail kontaktiert. Dafür werden im Ausland professionelle Call-Center betrieben, in denen dutzende Personen mit den notwendigen Fremdsprachenkenntnissen unter Alias-Namen agieren. In der Folge führen die Anleger unter der Anleitung des Brokers und eben der Versprechung noch höhere Gewinne zu erzielen weitere angebliche Geschäftsabschlüsse (= Trades) durch.

Geldwäsche zur Verschleierung

Nach Überweisung des Geldes durch die Kunden simulieren die zuständigen Broker den angeblichen Handel auf dem Kapitalmarkt. Die den Opfern dabei präsentierten Charts werden beliebig manipuliert. Ziel ist es Vertrauen zu erwecken, um noch mehr Überweisungen zu lukrieren. Versucht das Opfer die Auszahlung des vermeintlichen Gewinns zu erwirken bzw. weigert sich weitere Zahlungen zu leisten, wird der Kontakt abgebrochen – eine Auszahlung erfolgt nicht.

Die betrügerisch herausgelockten Gelder werden im weiteren Verlauf in einem internationalen Geldwäschenetzwerk über Bankkonten oder mittels Kryptowährungen verteilt und die Zahlungsflüsse durch Gesellschaften und Scheinfirmen verschleiert.

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