Ukraine

Mann täuscht seinen Tod vor, wird Söldner in der Ukraine

Seine Frau denkt, er sei in den Bergen verunglückt. Doch Pietro Martini hat seinen eigenen Tod nur inszeniert – und ist in die Ukraine durchgebrannt.

Jochen Dobnik
Am 9. Juni ist Pietro Martini spurlos verschwunden – ist der Münchner als Söldner in die Ukraine durchgebrannt?
Am 9. Juni ist Pietro Martini spurlos verschwunden – ist der Münchner als Söldner in die Ukraine durchgebrannt?
Screenshot Sat1

"Hi Schatz, ich bin gerade in den Bergen unterwegs. Ich liebe dich. Es wäre schön, wenn du hier wärst. Bis später, ciao." Diese Sprachnachricht vom 9. Juni 2022 ist das letzte Lebenszeichen, das seine Frau Katja von ihm erhalten hat. Zunächst wird vermutet, dass Pietro Martini beim Klettern im Val Genova-Tal (Italien) verunglückt war. Doch nach und nach tauchten immer mehr Hinweise auf, die darauf hindeuteten, dass der Mann sein Verschwinden inszeniert hat.

Mit Rucksack und 11.000 Euro in Richtung Osten?

Drei Tage haben rund 100 Einsatzkräfte mit Hubschraubern nach dem 43-Jährigen gesucht. Dann wurde die Suche eingestellt, nachdem alles darauf hindeutete, dass er den geplanten Klettersteig gar nicht genommen hat. Reporter der Sat1-Sendung "akte." begaben sich jetzt auf Spurensuche und fanden Ungeheuerliches heraus: Offenbar ist Pietro in die Ukraine durchgebrannt, um dort als Söldner im Krieg zu kämpfen!

Tatsächlich zeigen Aufnahmen von Überwachungskameras auf dem Parkplatz, wie der Münchner bei seinem Auto auftaucht – zu einem Zeitpunkt, als er sich eigentlich in den Bergen befinden sollte. Er packt hastig einen großen Rucksack, den er sich vor seinem Ausflug online bestellt hatte (dazu auch noch ein Zelt, einen Campingkocher und eine Uhr). Auf dem Video ist zu sehen, wie er sich eine FFP2-Maske aufsetzt, seine Baseballkappe tief ins Gesicht zieht und verschwindet.

Pietros Frau – das Paar war erst seit eineinhalb Jahren verheiratet, scheinbar glücklich – fand außerdem eine Wanderkarte für Georgien. Im Google-Sucherverlauf, der auf seinem PC wiederhergestellt werden konnte, scheint u.a. die Eingabe "Ukrainisch lernen" auf. Dazu soll er vor seiner Abreise 11.000 Euro vom gemeinsamen Konto abgehoben haben.

Für seine Frau ist das Kapitel beendet

Die Ermittler vermuten nun, der 43-Jährige wolle sich bis in die Ukraine durchschlagen, um dort als Söldner an der Front zu kämpfen. Der Ukraine-Krieg hatte ihn vor seinem Verschwinden sehr gefesselt, erzählt seine Frau dem Fernsehteam. Mit dem Sold plane er wahrscheinlich die Schulden seiner Kletterschule in München zu begleichen. Doch dafür seine Familie verlassen und seinen eigenen Tod inszenieren?

Für seine Frau Katja ist das Kapitel beendet. "Wenn er in den nächsten Wochen oder Monaten vor meiner Tür stehen würde, würde ich nicht öffnen", erklärt sie vor laufender Kamera. Allein bei dem Gedanken daran, ihr Mann habe sein Vorgehen von langer Hand geplant und sie tagelang im Ungewissen gelassen, laufe es ihr eiskalt den Rücken hinunter: "Das ist das Schlimmste, was man Menschen antun kann".