Schon in ihrer frühen Jugend kam der erste Schicksalsschlag: Der tragische Tod ihres Vaters führte zum Zerwürfnis der Familie. Mit 21 Jahren lernte sie ihren jetzigen Ex-Freund kennen, zog auch zu ihm nach Linz. Die Beziehung habe sich aber "nicht so entpuppt, wie ich mir das vorgestellt habe", erzählt Fiona ganz offen.
Die Situation sei vollkommen eskaliert, ihr Partner wurde handgreiflich: "Zwei, dreimal habe ich es mir gefallen gelassen, weil er ein Suchtproblem gehabt hat." Nach Streitigkeiten kam die junge Frau immer wieder in der Notschlafstelle in Linz unter.
Nachdem ihr Ex-Partner erneut zugeschlagen hatte, zog sie die Notbremse. Ein halbes Jahr lang lebte die damals erst 22-Jährige auf der Straße. Zurück nach Hause in den Bezirk Rohrbach gehen war keine Option. Denn: Unterstützung von der Familie gab es laut Fiona kaum.
Das Leben auf der Straße war für sie die einzige Option: "Zwei Monate lang habe ich wirklich draußen am Hauptbahnhof geschlafen, das war katastrophal", erzählt die Betroffene von der wohl schwersten Zeit ihres jungen Lebens. "Man hat immer aufpassen müssen, dass einem keiner etwas stiehlt und von den Leuten wird man nur angepöbelt."
„Jede Nacht muss man aufpassen, dass man nicht abgestochen wird.“Fiona H. (27)landete nach Schicksalsschlägen auf der Straße
Damit aber nicht genug: "Jede Nacht muss man aufpassen, dass man nicht abgestochen wird." Noch dazu war Fiona immer Einzelgängerin: "Ich wollte nicht zu den ganzen Alkoholikern dazu." Auch von Suchtgiften hält sie sich bis heute fern – unter anderem um ihren Opa nicht zu enttäuschen. Er sei der einzige, der bis heute hinter ihr steht.
Momentan ist Fiona in der Notschlafstelle in Wels untergekommen. Zurück in die Linzer Einrichtung kann sie aktuell nämlich nicht. Wie sie erfahren hat, soll dort gerade ihr gewalttätiger Ex-Freund wohnen.
Für den Verkauf der Kupfermuckn-Zeitung kommt sie trotzdem jeden Tag nach Linz. Damit finanziert sich die 27-Jährige die Notschlafstelle. Die Tage sind hart, doch Fiona kämpft weiter. Und: Es gibt Licht am Ende des Tunnels.
Die Straßenzeitung Kupfermuckn ist ein Kultur- und Beschäftigungsprojekt der "Arge für Obdachlose". Über die Mitgestaltung und den Verkauf der Zeitung wird Wohnungslosen und in Armut lebenden Menschen ein Zuverdienst geboten. Seit mittlerweile fast 30 Jahren kommt der überwiegende Teil der Texte aus der Betroffenen-Redaktion.
Spendenkonto: Arge für Obdachlose
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Die Spende kommt ausschließlich sozial benachteiligten Menschen zu Gute.
Weil die junge Frau jetzt bei der Welser Notunterkunft eine Meldeadresse hat, kann sie auch wieder Sozialhilfen bekommen. Dank der gebotenen Unterstützung hat sie sogar schon eine Wohnung in Aussicht: "Jetzt wird alles rennat", freut sie sich.
Und: Fiona schmiedet bereits große Zukunftspläne: Sie will im Sozialbereich arbeiten, am liebsten mit Menschen mit Beeinträchtigung. "Nachdem meine Oma einen Schlaganfall gehabt hat, habe ich sie lange betreut. Da habe ich gewusst, dass ich das beruflich machen will." Von der Bevölkerung wünscht sie sich vor allem eines: mehr Verständnis für die Schicksale der Menschen auf der Straße.