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Mammografie-Programm ein einziges Desaster
Das Anfang des Jahres in Österreich gestartete Mammografie-Programm ist gründlich in die Hose gegangen. Nur jede zwanzigste in Form eines Briefes eingeladene Frau ging zur Untersuchung. Die Statistik ist somit schlechter als vor Beginn des Programms.
. Die Statistik ist somit schlechter als vor Beginn des Programms.
Für die Vorsorge-Mammografie erhalten im Rahmen des Programms alle Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren nunmehr alle zwei Jahre direkt eine Einladung zu der Untersuchung. Doch die Radiologen schlagen Alarm - nur fünf Prozent der Frauen leisten der Einladung Folge. Die Situation ist damit schlechter als vor dem Beginn des Programms. Sogar ein Anstieg der Brustkrebsmortalität könnte drohen.
Ärzte dürfen nur auf Verdacht überweisen
Dabei sollte das organisierte Mammografie-Screeningprogramm gerade Frauen zu der Untersuchung bringen, die bisher noch nicht teilnahmen. Doch gerade das ist bisher ausgeblieben. Der möglicherweise entscheidende Punkt: Mit dem Start des Programms darf kein Arzt eine Frau zu einer Vorsorge-Mammografie schicken bzw. formal "überweisen".
Eine Überweisung ist nur möglich, wenn schon der Verdacht auf eine Erkrankung oder Symptome bestehen. Dafür sind zehn "Indikationen" vorgesehen. Franz Frühwald, Bundesfachgruppenobmann der österreichischen Radiologen, formulierte zu der gegenwärtigen Situation trocken: "Die, die (zur Mammografie; Anm.) dürfen, wollen nicht. Die, die wollen, dürfen nicht."
Die ersten bedrückenden Details wurden bereits am vergangenen Freitag aus dem Burgenland bekannt. Dort ist die Teilnahme der eingeladenen Frauen sehr schwach. In dem Bundesland haben beispielsweise bisher von monatlich 2.400 eingeladenen Frauen lediglich 250 das Angebot angenommen, nur 26 hatten zuvor noch nie eine Mammografie-Untersuchung bekommen.
"Bisher kommt fast keine Frau"
Doch eine ähnliche Situation zeigt sich in ganz Österreich. "Bisher kommt auf die schriftliche Einladung fast keine Frau. Das bedeutet, dass diese Einladungen die Frauen, denen seit rund 30 Jahren von ihren Gynäkologen oder Hausärzten die Vorsorge-Mammografieuntersuchung empfohlen worden ist und die auch überwiesen worden sind, auf den Brief kaum reagieren", sagte Frühwald.
Man schätzt, dass bisher in Österreich bis zum Start des neuen Programms, es wurde seit Jahren von Fachleuten gefordert, etwa 45 Prozent der Frauen zur Vorsorge-Mammografie wegen Brustkrebs gingen. In Österreich gibt es jedes Jahr rund 5.000 Neuerkrankungen, 1.600 Frauen sterben jährlich an einem Mammakarzinom. Eine Beteiligung von 70 Prozent sollte die Sterberaten um rund 30 Prozent senken.
Frauen zwischen 40 und 44 Jahren und 70 bis 74 Jahren werden derzeit nicht durch einen Brief informiert, können aber eine Einladung anfordern. Doch hier gibt es Kritik, wonach diese Frauen über die Möglichkeit, sich eine Einladung zu besorgen, zu wenig informiert werden.
Die Ergebnisse des Mammografie-Programms im Detail:
Im Österreich-Durchschnitt ist seit Anfang des Jahres ein Rückgang der Häufigkeit von Mammografien von 21 Prozent zu verzeichnen.
In Salzburg betrug der Rückgang bisher sogar 57 Prozent.
Nur fünf Prozent der eingeladenen Frauen erscheinen zur Mammografie.
Nur 0,3 Prozent der eingeladenen Frauen kommen aufgrund der Einladungen erstmals zu der Untersuchung zur möglichst frühen Entdeckung verdächtiger Veränderungen.
95 Prozent der Mammografien finden derzeit infolge von direkten Verdachtsmomenten (kurative Zuweisungen durch Ärzte) statt.