Wien

Mafia-Treffen gescheitert –"Mein Chef wurde erschossen"

Kiloweise Kokain, jede Menge Bargeld, 1 erschossener Boss: Echter Mafia-Stoff wurde nun in Wien verhandelt. Vier Männer vom Balkan wurden verurteilt.

Christian Tomsits
Die fünf Angeklagten vor Gericht – sie sollen Mitglieder der Balkan-Mafia sein.
Die fünf Angeklagten vor Gericht – sie sollen Mitglieder der Balkan-Mafia sein.
Denise Auer

6 Kilo reinstes Koks um 220.000 Euro, doch die ausgemachte Übergabe in einem Wiener Design-Hotel scheiterte vorerst: "Mein Chef wurde erschossen“, meinte einer von fünf mutmaßlichen Mitgleidern des berüchtigten Skaljar-Clans im vergangenen Herbst zu verdeckten Ermittlern. Kurz zuvor war in Istanbul tatsächlich Jovan Vukotic (42) – der den Mafiamord in der Wiener City befohlen haben soll – in seinem Auto in Istanbul von Bleikugeln zersiebt worden.

Die Juristen Alexander Philipp, Mathias Burger, Philipp Wolm und Heike Sporn (v.l.n.r.) vor dem Gerichtssaal.
Die Juristen Alexander Philipp, Mathias Burger, Philipp Wolm und Heike Sporn (v.l.n.r.) vor dem Gerichtssaal.
Denise Auer

Der 42-Jährige Boss der montenegrinischen Mafia-Gruppierung Skaljar war weltweit berüchtigt, nicht zuletzt durch den seit Jahren blutig geführten Clan-Krieg mit dem Kavac-Clan (dessen Boss seine Feinde als Ćevapčići verspeist haben soll – siehe hier) um die Vorherrschaft in der Hafenstadt Kotor. Am 21. Dezember 2018 war ein 32-jähriger Mann vor einem bekannten Lokal in der Wiener Innenstadt erschossen worden – wir berichteten.

Haftstrafen für vier Beteiligte

Reichlich Stoff eines echten Mafiathrillers wurde also am Montag am Wiener Landl thematisiert. Die Urteile fielen am Nachmittag: Einmal 6 Jahre Haft für den Hauptangeklagten, 3,5 Jahre, 2,5 Jahre Haft und 24 Monate teilbedingt für weitere Mittäter (Verteidigung: Philipp Wolm, Mathias Burger), sowie ein Freispruch für den Mandanten von Alexander Philipp – alle Urteile sind nicht rechtskräftig.

Der Kavac-Clan führt seit Jahren Krieg gegen den ebenfalls nach einem Viertel der montenegrinischen Hafenstadt Kotor benannten Skaljari-Clan – gemeinsam kontrollieren die beiden Gruppierungen den Drogenmarkt in ganz Europa. Eine Bande soll der anderen Ende 2014 rund 200 Kilo Kokain gestohlen haben, das in einer Wohnung im spanischen Valencia versteckt war.
Blutige Abrechnungen in Großstädten rund um den Globus waren die Folge – zuerst in Valencia, danach in Montenegro, Serbien und Athen und sogar mitten in Wien.
Im September wurde der Skaljar-Boss von einer Attenäterin auf einem Motorrad in Istanbul erschossen (s.o.) – drei Jahre zuvor war sein Vater in Kotor unter mysteriösen ums Leben gekommen.  Mindestens 50 Personen starben insgesamt – etwa durch Schusswaffenangriffe, Autobomben auf offener Straße oder in Gefängnissen.

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