Sticken ist keine Frauensache

Männer an die Nadel! Wiener Duo erobert die Textilwelt

In ihrem "Stickladen" verwandeln zwei Wiener Shirts, Kappen und mehr in individuelle Unikate – und erfüllen dabei auch ungewöhnliche Kundenwünsche.

Hannah  Maier
Männer an die Nadel! Wiener Duo erobert die Textilwelt
Benjamin Hilscher und Pascal Nimführ (v.l.) haben den "Stickladen" gegründet.
Helmut Graf

Zwei Jungunternehmer in Wien-Hernals zeigen, dass Näh- und Handarbeit nicht nur etwas für Frauen ist. Pascal Nimführ (26) und Benjamin Hilscher (29) haben den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und sich ein eigenes Textilstudio, den "Stickladen", aufgebaut. Dort werden T-Shirts, Kappen, Socken, Rucksäcke, Hauben und vieles mehr in Unikate verwandelt.

Die beiden Wiener haben viel Zeit, Mühe und Geld in ihr Unternehmen gesteckt. "Wir haben im Keller meiner Eltern gestartet, somit haben wir uns einiges erspart. Bis vor einem Jahr haben wir nebenbei noch gekellnert und alle Einnahme sofort investiert", erzählt Pascal. Nach den ersten Aufträgen begann das Geschäft ganz gut zu laufen. Es zeigte sich: Der Bedarf an individuell verzierten Textilien sowie Stickereien für Arbeitskleidung und -uniformen ist groß.

Vom Bild zum bestickten T-Shirt

Handsticken können die zwei Wiener übrigens selbst nicht, geben sie zu. Grundsätzlich übernehmen drei große Maschinen im Atelier die Arbeit. "Basics wie Löcher stopfen oder Knöpfe annähen beherrschen wir aber", sagen die beiden Freunde. Für die Arbeit in ihrem Studio bedarf es zudem viel Kreativität und Know-How, das sie sich ausschließlich selbst angeeignet haben: von der richtigen Nadel-Größe, über die Garnauswahl, bis zur passenden Fadenspannung.

An ihren ersten Auftrag erinnern sich die beiden noch gut. Es war ein "Berlin"-Schriftzug auf einem T-Shirt. "Das Logo haben wir bestimmt 50 Mal probiert, bevor es uns gelungen ist", so Benjamin. Heute sind sie schon routiniert. Das gewünschte Motiv oder der Schriftzug werden als Vektorgrafik oder Bilddatei in einem speziellen Computerprogramm in eine Datei für die Stickmaschine umgewandelt. Auf den Stoff kommt ein Stickvlies. "Das braucht man für die Stabilität, ansonsten verzieht sich das Motiv und die Stiche sind unsauber", erklärt Pascal.

Der Stickladen

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    Zunächst muss per Computerprogramm aus dem Motiv eine Stick-Date erstellt werden.
    Zunächst muss per Computerprogramm aus dem Motiv eine Stick-Date erstellt werden.
    Helmut Graf

    Dann wird der Stoff in einen Rahmen eingespannt und in die Maschine gegeben. Die richtigen Farben werden ausgewählt und schon startet die Maschine den Stickvorgang. Mit 900 bis 1.000 Stichen pro Minute dauert ein zehn Zentimeter großes Motiv nur ca. zwölf Minuten.

    Kurioses aus dem Stick-Fundus: Selbstporträts und Unterhose

    Wer gerne ein Motiv auf ein Shirt oder Kappe gestickt haben will, ist im "Stickladen" genau richtig. Auch große Aufträge nehmen die Jungunternehmer entgegen und diese werden zu ihrer großen Freude immer mehr. "Wir besticken für viele Firmen Arbeitsbekleidung, darunter auch größere Firmen, Organisationen und Sportvereine", erzählt Pascal stolz.

    Wenn man personalisierte Textilien anbietet, hat man es meistens auch mit ungewöhnlichen Kundenwünschen zu tun. Lieblingstiere oder Selbstporträts als Stickmotiv wurden bei den Wienern schon angefragt; auch der Bund einer Unterhose sollte einmal bestickt werden. Eine der größten Herausforderung bisher war ein Auftrag für die Getränkemarke "Hawara". Die Maschine benötigte dafür 140.000 Stiche, insgesamt fünf bis sechs Stunden. "Da mussten wir viel herumprobieren, denn eigentlich sind so große Motive weniger als Stickerei geeignet", erklären die beiden.

    Ambitionierte Zukunftsvision

    Die Idee zum "Stickladen" ist entstanden, weil Pascal eine Sportmarke gründen wollte. Diesem Traum kommen die beiden bald ein Stück näher. Pascal und Benjamin arbeiten an einem eigenen Label. Auch ein neues Studio ist in Aussicht; mit einziehen soll dann eine vierte Stickmaschine, außerdem eine Druckmaschine, denn auch Textildruck wollen die beiden in Zukunft mehr anbieten. "Auch wenn der Weg in die Selbstständigkeit nicht leicht ist, freuen wir  uns auf alle Herausforderungen, die noch auf uns zukommen. Es ist immer wieder schön, Kunden mit individuell bestickten Textilien eine Freude zu bereiten und mit kreativen Lösungen zu helfen", so die beiden abschließend.

    Der Stickladen
    Adresse: Antonigasse 59, 1170 Wien
    Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 10 bis 16.30; Freitag bis 15.30 Uhr
    Kontakt: [email protected] oder +43 68110438003
    Website: www.derstickladen.at

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      <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
      21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
      REUTERS

      Auf den Punkt gebracht

      • Zwei Jungunternehmer aus Wien-Hernals, Pascal Nimführ und Benjamin Hilscher, haben mit ihrem "Stickladen" bewiesen, dass Näh- und Handarbeit nicht nur Frauensache ist
      • Sie bieten individuell bestickte Textilien an und planen, ihr Geschäft mit einem eigenen Label und erweiterten Druckmöglichkeiten weiter auszubauen
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