Josef Muchitsch

Mächtiger Gewerkschafter fordert Babler-Kurskorrektur

Spitzenkandidat Andreas Babler ist Josef Muchitsch weiter zu links, um bei der Nationalratswahl erfolgreich zu sein. Die SPÖ soll zurück in die Mitte.

Newsdesk Heute
Mächtiger Gewerkschafter fordert Babler-Kurskorrektur
Gewerkschafter Josef Muchitsch fordert den SPÖ-Chef zu einer Kurskorrektur auf.
Helmut Graf

Mit seinen bisherigen Äußerungen hat sich der SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Babler ein deutlich linksgerichtetes Profil aufgebaut. Das ist vielen Roten aber zu weit am Rand, die Partei müsse in die Mitte rücken, tönt nun Gewerkschafter Josef Muchitsch (56) lautstark in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung".

"Es ist Babler gelungen, die linke Hälfte zu binden. Aber mit ihr ist das große Ziel nicht zu schaffen, und das Ziel lautet: Es darf rechnerisch keine Regierungskonstellation an der SPÖ vorbeigehen", gibt er die gewünschte Marschrichtung vor.

Intern läuft die Imagekampagne bereits, Babler solle wirtschaftsaffiner positioniert werden, sich mit gewichtigen Unternehmern treffen. "Der Andi darf nicht als Schreckgespenst der Wirtschaft dastehen", so der Chef der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH).

"Sollten nicht dauernd über Kickl reden"

Generell solle sich die Sozialdemokratie erst auf die eigenen Werte besinnen, ehe nach rechts und rechter ausgeteilt werde: "Es läuft noch nicht rund. Die Zahnräder greifen nicht ineinander. Wir sollten nicht dauernd über Kickl und die ÖVP reden, sondern darüber, was die SPÖ in einer Regierung umsetzen will, vor allem in den Kompetenzfeldern der Gesundheit und der Sozialpolitik." Aktuell, so kritisiert Muchitsch, würde man nur unkoordiniert rote Luftballons in den Themenhimmel steigen lassen. 

Auch das Babler-Bollwerk Vermögenssteuern will er aufbrechen, plädiert im "Kleine"-Gespräch auf Pragmatismus. "Die SPÖ weiß, dass sie das mit keiner anderen Partei zusammenkriegen wird", weshalb man daraus keine unüberwindbare Hürde machen solle. Stattdessen solle man sich nur auf die Besteuerung von Vermögenszuwächsen fokussieren und in der Unternehmenswelt "willige" Verbündete suchen. "Mateschitz war so einer. Haselsteiner", sagt der Gewerkschafter, der Neiddebatten zutiefst ablehnt.

Bei Migration "ins richtige Wasser gerudert"

Selbst Bablers Forderung nach einer 32-Stunden-Woche erhält von Muchitsch eine knallharte Abfuhr. Das könne er als Vision samt Stufenplan vor sich hertragen, aber "aber nicht von heute auf morgen" umsetzen wollen.

Doch nicht überall ist Neo-Frontmann für den Roten Kern mit seiner Themensetzung komplett über Bord, so sei er in der Migrationsfrage inzwischen "ins richtige Wasser gerudert". Die Sozialdemokratie müsse sich laut Muchitsch um jene kümmern, die schon da seien, "und nicht um jene, die rein wollen". Daher auch die Forderung für eine Arbeitserlaubnis für Asylwerbern bis zur Bearbeitung ihres Antrags.

FPÖ billiger für VP-Machterhalt

Am Ende des Tages würde Muchitsch gerne wieder mit der ÖVP eine große Koalition schmieden, hinter den Kulissen werkele man bereits daran. Doch könnte der Preis der SPÖ zu hoch sein: "Man spürt: Die ÖVP zieht es zur FPÖ. Weil die billiger für den Machterhalt ist."

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