Sportmix

"Macht uns sprachlos!" Schiedsrichter stirbt nach Match

Bei einer Partie in der Schweizer Traditionssportart "Hornuss" wurde der Schiedsrichter tödlich vom "Nouss" getroffen.

Sebastian Klein
Die sogenannte "Nouss" wird im Schweizer Mannschaftssport geworfen.
Die sogenannte "Nouss" wird im Schweizer Mannschaftssport geworfen.
imago images/Geisser

"Wir sind tief betroffen, schockiert und sprachlos", sagt Sandra Widmer, die Pressechefin des Eidgenössischen Hornusserverbandes (EHV). Widmer bezieht sich auf den schweren Unfall, der sich vergangenes Wochenende in Neuenegg BE zugetragen hat. Der Schiedsrichter einer Hornusser-Partie wurde vom "Nouss" – die Kunststoffscheibe, die von der einen Mannschaft möglichst weit geschlagen werden muss (siehe Box) – am Kopf getroffen und erlitt tödliche Verletzungen. "Ich hoffe, dass wir so etwas nicht noch einmal erleben müssen", so die Sprecherin.

Auch die Hornusser Recherswil-Kriegstetten meldeten sich zu Wort. "Der traurige Vorfall hinterlässt eine große Lücke und macht uns sprachlos. Was niemand für möglich gehalten hatte, ist nun geschehen", heißt es auf der Website. Der Familie des Verstorbenen sei es wichtig zu erwähnen, dass die Hornusser nun die richtigen Schlüsse aus diesem Ereignis ziehen sollten und sich "so etwas niemals wiederholen darf".

Der Schweizer Sport "Hornuss"
Beim «Hornuss», meist nur «Nouss» genannt, handelt es sich um das schwarze Flugobjekt beim Hornussen. Er wird aus Kunststoff hergestellt, ist 78 Gramm schwer und misst 62 x 32 mm. Während die eine Mannschaft den «Nouss» möglichst weit zu schlagen versucht, versucht das gegnerische Team, die anfliegende Kunststoffscheibe so früh wie möglich, spätestens jedoch vor dem Auftreffen am Boden des Spielfeldes, mit einer flachen Abfangschaufel (der «Schindel») zu stoppen. Beim Abschlag weist der «Nouss» eine Geschwindigkeit bis zu 300 km/h auf, am Ende der Flugbahn bis zu 160 km/h.

"Noch nie schwerwiegende Verletzung erlebt"

Zum genauen Unfallhergang kann Widmer keine Angaben machen. Im Allgemeinen sei Hornussen aber nicht gefährlicher als andere Sportarten. "Wahnsinnig viel passiert nicht. Ich selbst bin seit 20 Jahren als Schiedsrichterin im Einsatz und habe während eines Spiels noch nie eine schwerwiegende Verletzung erlebt", sagt die 35-Jährige. Meist bleibe es nach Treffern durch den "Nouss" glücklicherweise bei blauen Flecken. "Der Eisspray kommt schon ab und zu zur Anwendung."

Dass es im Schweizer Traditionssport, wenn auch relativ selten, auch zu schwereren Verletzungen kommen kann, hat eine Studie des Berner Inselspitals von 2016 gezeigt. Das universitäre Notfallzentrum zählte innerhalb von 14 Jahren 27 Fälle. 23 von ihnen mussten operiert werden, etwa wegen gebrochener Kiefer, Wangenknochen, Nasen oder anderer Gesichtsteile.

Helmpflicht für Jahrgang 1984 und jünger

Für Spielerinnen und Spieler wie auch Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, die jünger als Jahrgang 1984 sind, gilt im Hornussen eine Helmpflicht. Die Älteren dürfen den Helm anziehen, müssen aber nicht. Ob der verstorbene Schiedsrichter einen Helm trug, ist unklar. Wie hoch der Anteil derer ist, die freiwillig den Kopfschutz tragen, kann Widmer nicht sagen. Dies sei unter anderem vereinsabhängig. Manche Hornusser würden den Helm als Spieler tragen, als Schiedsrichter aber nicht.

Nach dem Unglück vom Wochenende werde der Zentralvorstand des EHV sicherlich über eine allgemeine Helmpflicht im Hornussen diskutieren, kündigt Widmer an. Persönlich spricht sie sich zwar nicht direkt für ein generelles Obligatorium aus, sagt aber: "Ich würde mich freuen, wenn mehr Spieler einen Helm tragen würden."

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