Giftig, groß und stark behaart

"Mache ich Licht an, sind Nosferatu-Spinnen überall"

Ein Leser berichtet von vielen Nosferatu-Spinnen in seiner Dachwohnung. Ein Experte bestätigt: Die giftige Spinne breitet sich weiter aus.

"Mache ich Licht an, sind Nosferatu-Spinnen überall"
Eine Nosferatu-Spinne in Wartau SG.
20min/News-Scout

Vor einigen Monaten hat Mike Ackermann aus Wartau SG in der Schweiz sie zum ersten Mal bei sich zu Hause gesehen – eine giftige Nosferatu-Spinne, ein Eindringling aus dem Mittelmeerraum. "Zuerst war es nur eine, und dann wurden es immer mehr", sagt der 36-Jährige. "Das sind wirklich riesige Viecher."

Am Anfang hat er sie nicht erkannt, aber die charakteristische Zeichnung auf dem Spinnenrücken und eine Recherche im Internet gaben ihm Gewissheit. Die eigentlich in Südeuropa und Nordafrika vorkommende Nosferatu-Spinne ist nun auch in seiner Wohnung angekommen.

Keine Insekten mehr in der Wohnung

"Vor allem, wenn ich nachts nochmal aufstehe und das Licht anmache, sind sie überall. Sie kommen immer in der Dunkelheit raus." Die Spinne kann groß wie ein Handteller werden, Beine mit eingerechnet. "Eine der Spinnen war so groß, dass sie noch nicht einmal unter ein Glas gepasst hat", sagt Ackermann.

Dabei wohnt Mike Ackermann in einer Dachwohnung. Nicht einmal Höhe hält die Spinnen also auf. Aber es gibt auch einen Vorteil: "In meiner Wohnung habe ich seitdem keine Insekten mehr gesehen, denn diese werden offenbar von den Spinnen gefressen", so Ackermann.

Bald auch in weiten Teilen von Städten?

Die Nosferatu-Spinne gibt es in der Ostschweiz noch nicht so lange und sie breitet sich immer weiter aus. "Ich gehe davon aus, dass es die Nosferatu-Spinne auch weiter in urbane Gegenden zieht, also zum Beispiel in die Stadt St. Gallen", sagt Elia Heule. Er ist Leiter Umweltbildung im Walter Zoo in Gossau. Bisher seien ihm noch keine Sichtungsberichte aus der Stadt St. Gallen bekannt, vom Naturmuseum St. Gallen wird nur ein Fund in der Stadt St. Gallen gemeldet.

Gift der Spinne ist meist ungefährlich

"Die Nosferatu-Spinne ist aus meiner Sicht kein großes Problem", sagt Heule. Viel grösser als einheimische Spinnen sei sie nicht, allerdings fleischiger. Sie kann – zumindest an dünnen Hautstellen – auch durch die Haut des Menschen beißen und ihr Gift freisetzen. "Der Biss ist von der Heftigkeit zwischen einem Wespenstich und Mückenstich angesiedelt", erklärt Heule.

Das Gift nutzt die Spinne eigentlich für die Erbeutung von Insekten. Wenn sie sich angegriffen fühlt, also zum Beispiel in die Enge getrieben wird, beißt sie im äußersten Notfall auch Menschen. Für Menschen ist das Gift in der Regel unproblematisch.

Spinne stirbt, wenn die Jungspinnen geschlüpft sind

"Die Nosferatu-Spinne lebt hauptsächlich in und an Häusern", sagt Heule. Ursprünglich lebte sie im Mittelmeerraum in Höhlen und an Felsvorsprüngen. Die moderne Behausung der Menschen erinnert die Spinnen an ihr natürliches Habitat. "Vor allem im Winter zieht es sie in Häuser und Wohnungen", erklärt Heule.

Für die Fortpflanzung baut die Spinne eine gut versteckte Brutkammer aus Seide, in der der Eikokon mit zahlreichen Eiern zu finden ist. "Die jungen Spinnen sind direkt nach dem Schlüpfen auf sich alleine gestellt, denn die Spinnen verausgaben sich für ihren Nachwuchs und sterben meist, nachdem die Jungspinnen geschlüpft sind", erläutert Heule.

So wird man die Spinne wieder los

Die Nosferatu-Spinne ist an sich nicht gefährlich, sie zählt sogar zu den Nützlingen und hilft, Fliegen und Mücken zu fangen. Trotzdem gibt es wohl nur wenige Spinnenfreunde, die Nosferatu-Spinnen in der Wohnung sehen wollen.

"Wer sich mit einer Spinne in der Wohnung nicht wohlfühlt, nimmt ein Glas und ein Stück Karton oder Papier zur Hilfe und trägt diese unter dem Glas lebend nach draußen", empfiehlt Karin Urfer, Kuratorin Wirbellose des Naturmuseums St. Gallen.

Wichtige Schritte zur Spinnenvermeidung sind: Sauberkeit, aber auch Abdichten von Rissen beziehungsweise Spalten und Fenstergittern. Ganz allgemein zu beachten ist, direkten Kontakt zur Spinne zu vermeiden, damit man nicht gebissen wird.

Kokon entfernen und einfrieren

Einen Eikokon kann man einfrieren, um die Spinneneier abzutöten. Aber Vorsicht bei der Entfernung, denn die Spinne verteidigt ihren Nachwuchs. Mit einem Pinsel kann sie verjagt werden. Und immer wichtig beim Kontakt mit den Spinnen: Ruhe bewahren. Das Tier greift nur an, wenn es sich bedroht fühlt oder gereizt wird. Das Spinnentier sollte nicht mit der Hand angefasst werden.

Professionelle Hilfe kann bei Spinnenphobie helfen

"Es ist wichtig. sich bewusst zu machen, dass Spinnen nichts Gefährliches sind", sagt Heule vom Walter Zoo. Allerdings wissen vermutlich die meisten auf einer rationalen Ebene, dass die meisten Spinnen nicht gefährlich sind, aber die Emotionen überwiegen – und der Körper löst beim Anblick von Spinnen ein Notfallprogramm mit starker Abwehrreaktion aus.

Eine Möglichkeit, mit der Spinnenangst umgehen zu können, sind Angstseminare, in denen man sich mit dem Verhalten von Spinnen auseinandersetzt. Vielen bereitet zum Beispiel Angst, dass eine Spinne wegrennt und plötzlich stehen bleibt. "Der Grund ist jedoch nur, dass auch eine Spinne mal verschnaufen muss." Und auch: Die Spinnen wollen keine Begegnung mit dem Menschen, sie leben sehr versteckt und zurückgezogen.

Schrittweise Annäherung an das Angstproblem

Von privaten Experimenten bei Spinnenangst rät Heule allerdings ab und empfiehlt eine schrittweise Annäherung an das Problem unter professioneller Anleitung. In Angstseminaren wird ganz vorsichtig an die Angst herangegangen, angefangen vom Foto bis zum Kontakt zur lebendigen Spinne. Im Walter Zoo gibt es dreimal pro Jahr ein Seminar, um Spinnenangst zu mindern.

Gift-Spinne auch in Österreich

Doch nicht nur in Schweiz oder in Deutschland fühlt sich die Gift-Spinne offenbar richtig wohl – sondern auch bei uns in Österreich! Laut ORF breitet sich der haarige Krabbler etwa in Vorarlberg immer mehr aus. Erstmals wurde die Spinne im Jahr 2014 gesichtet, seither gab es bereits zahlreiche Beobachtungen.

Laut dem Biologen Klaus Zimmermann von der inatura wurde der Achtbeiner habe es Sichtungen im ganzen Rheintal bis zum Walgau gegeben. Die Spinne ist für den Menschen zwar harmlos, ein Biss könne aber mit dem Schmerz eines Wespenstichs verglichen werden, berichtet ORF Vorarlberg.

Die Nosferatu-Spinne habe laut Zimmermann einen braunen wuchtigen Körper und könne mit ausgestreckten Beinen eine Länge von etwa fünf Zentimetern erreichen. Am liebsten hält sich der kleine Krabbler übrigens in Gebäuden auf, wo es warm ist.

Vor allem der Klimawandel sei ein Grund dafür, warum man der Spinne auch in Österreich immer öfters begegnet– und auch in Zukunft wird man daher die Nosferatu-Spinne in der Alpenrepublik wohl noch öfters zu Gesicht bekommen.

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    Karl Schöndorfer / picturedesk.com
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