Wien

Lueger-Denkmal wird für 500.000 € um 3,5 Grad gekippt

Das umstrittene Lueger-Denkmal in Wien wird neu – irgendwie: Nach einem Wettbewerb steht fest: Es wird geputzt und um 3,5 Grad nach rechts gekippt.

Claus Kramsl
Das Lueger-Denkmal wurde bereits mehrfach beschmiert. Nun soll es geputzt und gekippt werden.
Das Lueger-Denkmal wurde bereits mehrfach beschmiert. Nun soll es geputzt und gekippt werden.
Denise Auer

"In einer prekären Lage, dem Moment zwischen Stehen und Fallen, wird sich die Figur Karl Luegers künftig wiederfinden – so sieht es der Entwurf des Wettbewerbssiegers für die permanente Kontextualisierung des Lueger-Denkmals vor:  3,5 Grad wird sich die Figur Luegers, nach den Plänen von Klemens Wihlidal, künftig nach rechts neigen", heißt es am Mittwoch in der Presseaussendung.

Am Vormittag präsentierten Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), City-Bezirksvorsteher Markus Figl und Künstler Klemens Wihlidal den Siegerentwurf. Der Wiener konnte mit seinem Projekt "Schieflage (Karl Lueger 3,5°)" den Wettbewerb zur permanenten Kontextualisierung des Lueger-Denkmals für sich entscheiden. Tatsächlich war der Entwurf bereits bei einem Open Call (2009/2010) der Universität für angewandte Kunst gekürt worden. Nun hat er sich auch in einem demokratisch legitimierten, geladenen internationalen Wettbewerb durchgesetzt.

1/4
Gehe zur Galerie
    City-Bezirkschef Markus Figl, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SP), Künstler Klemens Wihlidal
    City-Bezirkschef Markus Figl, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SP), Künstler Klemens Wihlidal
    Denise Auer

    Die Details zu "Schieflage (Karl Lueger 3,5°)"

    Ab sofort läuft die Planung für die Umsetzung der Kontextualisierung durch die Umgestaltung: Die Statue wird abgebaut und gereinigt, auch der Sockel wird gesäubert, geprüft und nach Notwendigkeit erneuert, damit er auch die gekippte tonnenschwere Statue tragen kann. Anschließend wird alles wieder neu und um 3,5 Grad gekippt aufgebaut. Die Gesamtkosten sollen sich auf rund 500.000 Euro belaufen.

    So begründet die Jury ihre Entscheidung

    "Sein Entwurf verwandelt das Denkmal in eine Störung im öffentlichen Raum. Die Skulptur wird um 3,5 Grad geneigt und verliert optisch die Balance. Die minimale formale Irritation erweist sich in der Stadt als starkes Zeichen. Der künstlerische Vorschlag wirft Fragen auf und hält sie offen. Durch die Schieflage wird der Anspruch auf Monumentalität gebrochen. Diese visuelle Pointe erschließt sich auch ohne Vorinformation", so die Jury in ihrem Statement. "Der Entwurf vermag die öffentliche Debatte lebendig zu halten und so zu einer Bewusstseinsschärfung in der Zivilgesellschaft zu führen. Die Transformation des Denkmals unterläuft die affirmative Betrachtung von Luegers Politik der Ausgrenzung und seiner rassistischen und antisemitischen Hassreden. Die ‚Schieflage‘ verändert Perspektiven auf Vergangenheit und Gegenwart."

    Eindeutige Reaktionen auf Twitter

    Die Stadt Wien informierte auf Twitter über den Wettbewerbssieger, stellte dazu eine Fotomontage des bereits gekippten Denkmals. Die Kommentare darunter sind überwiegend weniger freundlich. Ein User fragt sich sogar, ob der Account der Stadt Wien gehackt worden sei…

    Heftige Kritik und Farbaktionen

    In den vergangenen Jahren wurde das Denkmal des antisemitischen Altbürgermeisters Karl Lueger mehrmals beschmiert, zuletzt in der Nacht auf den 22. Mai. 

    Bereits im Sommer 2022 wurde – nachdem sich die Kritik an dem Denkmal gehäuft hatte – eine temporäre Kunstinstallation am Lueger-Platz aufgebaut. Das Konstrukt aus Holz kostete damals schlanke 100.000 Euro.

    1/52
    Gehe zur Galerie
      <strong>23.11.2024: Verschwunden! Rätsel um Goldschatz aus Wiener Villa</strong>. In einer alten Villa in Wien-Penzing sollen 30 Kilo Gold gefunden worden sein. <a data-li-document-ref="120073714" href="https://www.heute.at/s/verschwunden-raetsel-um-goldschatz-aus-wiener-villa-120073714">Plötzlich will niemand mehr wissen, wo das Edelmetall ist.</a>
      23.11.2024: Verschwunden! Rätsel um Goldschatz aus Wiener Villa. In einer alten Villa in Wien-Penzing sollen 30 Kilo Gold gefunden worden sein. Plötzlich will niemand mehr wissen, wo das Edelmetall ist.
      Leserreporter