Oberösterreich

Bei Prozess flog auf, wie Online-Liebesbetrug läuft

Eine 26-Jährige soll Teil eines Online-Liebesbetrugs gewesen sein und 95.000 Euro umgesetzt haben. Vor Gericht kam nun heraus, wie die Sache ablief.

Der 34-Jährige wurde Freitag am Landesgericht Linz verurteilt (noch nicht rechtskräftig).
Der 34-Jährige wurde Freitag am Landesgericht Linz verurteilt (noch nicht rechtskräftig).
Johanna Schlosser / picturedesk.com

Die Staatsanwaltschaft warf der 26-jährigen Dominikanerin am Dienstag beim Prozess am Landesgericht Linz vor, im Zeitraum von Mai 2020 bis April 2021 Teil einer kriminellen Vereinigung gewesen zu sein. Ziel der Gruppe: Frauen die große Liebe vorspielen und dann Geld abcashen.

Die Masche der Täter: Über falsche Profile auf diversen sozialen Medien und E-Mail-Adressen nahmen, in diesem Fall Männer, Kontakt zu wahllosen Frauen auf. Darauf folgten lange Gespräche, entstanden Freundschaften und manchmal sogar Liebesbeziehungen - "natürlich nur vorgespielt", so der Staatsanwalt.

Online-Beziehungen liefen über Monate

Die Online-Beziehungen liefen teilweise über Monate, so lange, "bis die Täter sich das Vertrauen der Frauen erschlichen hatten". War das Vertrauen hergestellt, soll es relativ schnell zu Geldforderungen gekommen sein. Sie seien in Not, haben Steuerschulden, "die Täter waren hier sehr erfinderisch".

Waren die Frauen bereit, Geld zu überweisen, kamen sogenannte "Money Mules" ins Spiel. Letztere stellen den Betrugsbanden ihre Konten für Überweisungen zur Verfügung. Ist das Geld erst Mal auf den österreichischen Konten, werden die Beträge weiterüberwiesen oder abgehoben und den Betrügern bar ausgehändigt.

26-Jährige als "Money Mule"?

So ein "Money Mule" soll auch die 26-Jährige gewesen sein. Ihr wird ein Beutewert von 105.800€ - davon 10.000 versucht - angelastet. Sie habe in zumindest 24 Fällen eines ihrer insgesamt vier Konten zur Verfügung gestellt, das Geld abgehoben und dann Bandenmitgliedern übergeben oder weiterüberwiesen, so die Anklage.

Insgesamt soll die kriminelle Vereinigung rund 356.000 Euro erbeutet haben. Die Hintermänner der Betrügergruppe konnten natürlich nicht ausgeforscht werden.

Dominikanerin sieht sich als Opfer

Die 26-Jährige sieht das ganz anders und versteht sich als Opfer. Angefangen habe alles mit der Liebe zu einem Mann. 2019 hatte sie einen Nigerianer, angeblich ein Bauunternehmer, in Rom kennen und lieben gelernt. Die beiden wären schnell in einer festen Beziehung gewesen und hätten sich häufig gegenseitig besucht.

Sie beschrieb die Beziehung als sehr romantisch, den Nigerianer als großzügig und liebevoll. Immer wieder habe er ihr Geschenke gemacht.

Nach einem Jahr fester Beziehung soll sie der angelbliche "Bauunternehmer" dann gebeten haben, ihr Konto für eine Überweisung eines österreichischen Investors nutzen zu dürfen, da er kein Konto in Österreich habe.

"Er war mein fester Freund, wir waren ein Jahr zusammen und er hat mir gesagt, er traue nur mir mit einer so hohen Geldsumme", versuchte die 26-Jährige zu erklären.

Immer wieder Geld überwiesen

Immer wieder habe er Geld auf die Konten der Frau überwiesen und sich die Summe bei Besuchen in Wien dann abgeholt. "Ich dachte, er will es lieber in bar haben, damit er Zeit mit mir verbringen kann."

Wo sich der Mann zurzeit aufhält, wisse sie nicht. Sie habe auch seine Kontaktdaten nicht mehr, "ich hab nämlich mein Handy verloren", so die Dominikanerin. Das letzte Mal soll sie vor einem Jahr mit ihm telefoniert haben, "plötzlich waren nämlich meine Konten gesperrt und ich wusste nicht, was los ist".

Richter glaubt an "Provision"

Zwei Dinge konnte die Frau aber nicht schlüssig erklären. Auf die Frage des Richters, wieso sie vor einem Jahr bei den ersten Einvernahmen durch die Polizei nichts von ihrem Freund erzählt habe, meinte sie trocken: "Ich hatte nichts zu sagen, drum bin ich nicht mehr zur Polizei gegangen, auch nach einem Jahr nicht". Die Sache nehme sie außerdem sehr mit und sie leide unter Depressionen, so ihr Anwalt.

Auffällig auch: Bei einigen Überweisungen wurden genau 15 Prozent der Gesamtsumme am Konto belassen, für den Richter klar ein Zeichen für eine "Provision".

Da sich die 26-Jährige auch weiterhin nicht schuldig bekennt, geht der Fall nun an das Landeskriminalamt und wird dort geprüft. Am 9. September wird am Linzer Landesgericht weiter verhandelt.

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