Politik

FPÖ-Politiker überwies Betrügern 600.000 Euro

"Heute" berichtet immer wieder über Betrugsfälle im Internet – Cybercrime-Delikte explodieren. Ein besonders prominenter Fall findet sich in Salzburg. 

Der Neo-Landesrat Christian Pewny im Zuge der Vorstellung der neuen Salzburger Landesregierung.
Der Neo-Landesrat Christian Pewny im Zuge der Vorstellung der neuen Salzburger Landesregierung.
BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com

Vor einer Woche wurde die schwarz-blaue Landesregierung in Salzburg präsentiert. Neben die vier ÖVP-Regierungsmitglieder gesellen sich drei der freiheitlichen Landespartei. Im Zuge der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Landtags am 14. Juni werden sie angelobt. Christian Pewny (55) übernimmt die Ressorts Soziales, Lebensmittelaufsicht, Regionalentwicklung und EU-Regionalpolitik, Lehrlingsförderung und Verbraucherschutz. Bei letzterem Thema bringt der FPÖ-Mann sogar eigene, schmerzhafte Erinnerungen mit in die politische Arbeit. 

Der bisherige Bürgermeister von Radstadt, Fahrschulbesitzer und Ex-Nationalratsabgeordnete wurde im Jahr 2020 selbst Opfer von Betrügern. Dies bestätigte der Neo-Landesrat gegenüber dem "Kurier": "Ja, aber das Thema ist für mich abgeschlossen. Allerdings werde ich die Erfahrungen sicher in mein Amt mitnehmen". Er wolle beispielsweise Informationsabende für die Bevölkerung organisieren: "Hinter diesen Betrugsmaschen steckt ein System. Das man leider viel zu oft und viel zu spät durchschaut. Das unterschätzt man."

Liebe des Lebens

Er warnt: "Das kann jedem passieren." In seinem persönlichen Fall belief sich die Schadenssumme auf beträchtliche 600.000 Euro. Pewny will dazu keine Details nennen, war allerdings nicht der einzige Betroffene. Es soll sich laut "Kurier" dabei um eine Love-Scam-Masche gehandelt haben, er selbst deutet dagegen einen Betrug bei einem Immobiliendeal an.

Bei "Love Scams" vermitteln Betrüger ihren Opfern das Gefühl, die Liebe des Lebens zu sein. Laut Bundeskriminalamt erfolgt die Kontaktaufnahme in der Regel über Soziale Netzwerke wie Facebook. Mittels verschiedener Methoden erschleichen sich die Betrüger das Vertrauen ihrer Opfer. Dann folgt die Hiobsbotschaft: Die Betrüger machen ihren Opfern glaubhaft, dass sie sich in einer Notsituation befinden und dringend Hilfe in Form von Geld benötigen. In den meisten Fällen passiert dies, kurz bevor ein erstes persönliches Treffen anstehen würde. 

60.195 Anzeigen im Jahr 2022

Wegen der schlechten Rückverfolgbarkeit soll das Geld dann per Money-Transfer-Dienst verschickt werden. Auf den ersten folgt sofort der nächste "schwere Schicksalsschlag", der natürlich eine weitere Überweisung erfordert. In einer Aussendung des Bundeskriminalamts heißt es: "Durch die zum Teil sehr emotionalen Affären wurden so Geschädigte bereits um sehr hohe Beträge betrogen."

Die Zahl der einschlägigen Anzeigen schnellte in den letzten Jahren in die Höhe. 2013 waren es noch 10.053 Anzeigen wegen Internetkriminalität – 2022 bereits 60.195. Im Vergleich zu 2021 bedeutete das ein Plus von 30,4 Prozent, wobei fast die Hälfte der Fälle Betrugsfälle waren. Da die Täter meist in ausländischen Callcentern sitzen, werden sie selten ausgeforscht und geschnappt: Nur ein Drittel der Cyber-Crime-Delikte wird aufgeklärt. 

Stellungnahme von Pewnys Anwalt
"Ing. Christian Pewny wurde im Jahr 2020 im Zusammenhang mit einer geplanten internationalen Immobilientransaktion unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, insbesondere mittels Vorlage und Verwendung gefälschter Verträge, gefälschter Bankunterlagen, gefälschter öffentlicher Urkunden sowie gefälschter Anwaltskorrespondenz Opfer eines professionell angelegten Betrugs. Dadurch wurde er in seinem Privatvermögen erheblich geschädigt. Gegen den mutmaßlichen Täter behängt ein strafrechtliches, dem Gesetz entsprechend nicht öffentlich geführtes Ermittlungsverfahren, wobei mein Mandant von Beginn an mit den Ermittlungsbehörden eng kooperiert hat. Die Angelegenheit betrifft den höchstpersönlichen Lebensbereich meines Mandanten und berührt in keiner Weise seine beruflichen bzw. politischen Tätigkeiten und Ämter. In der Sache selbst werden - auch um den Ermittlungserfolg nicht zu gefährden - keine weiteren Auskünfte erteilt. Die Medien werden aufgefordert, die Privatsphäre unseres Mandanten und seiner Familie zu wahren und davon Abstand zu nehmen, diese, insbesondere durch reißerische Berichterstattung, zu verletzen. Unser Mandant behält sich für den Fall seine Persönlichkeitsrechte verletzender Berichterstattung vor, dagegen straf-, medien- und zivilrechtliche Ansprüche gerichtlich geltend zu machen."

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    Karl Schöndorfer / picturedesk.com