Musik
Lou Asril im Interview: "Weiß nicht, wie's weitergeht"
Die Karriere des österreichischen Popsängers Lou Asril kennt von Anfang an nur eine Richtung: nach oben. Im Gespräch mit "Heute" verrät er, warum.
Anfangs wollte er gar keine Interviews geben. Der Sänger aus der Nähe von Linz behandle seine Themen ohnehin in seinen Songtexten, und habe daher nie den Wunsch gehabt, etwas hinzuzufügen, lässt er mich wissen. Dem zum Trotz treffe ich Lou Asril an einem sonnigen Tag im Park vor unserer "Heute"-Redaktion zum Interview. "Lass uns irgendwo hin setzen, wo kein Licht ist", sagt Lou, der seine Sonnenbrille über das gesamte Interview hinweg aufbehalten wird.
Das Video zu "Berlin, Pretty City"
Equality-Pop ohne Zeigefinger
"Lou Asril hat sich in Berlin verliebt", sagt man mir vor unserem Gespräch. Davon handle seine neue Single. Aber hat er sich nun in Berlin verliebt, oder in Berlin verliebt? Asril liebt die klare Message, und lässt dabei gerne an den richtigen Stellen genau so viel offen, dass er interessant bleibt. Der 20-Jährige spricht in seinen Liedern von Gleichheit, von persönlicher und sexueller Freiheit, aber schafft es, diese Inhalte mit einer Selbstverständlichkeit rüber zu bringen, dass man nie dieses "I am what I am"-Bauchweh bekommt. "Es ist halt auch selbstverständlich. Ich frage nicht um Erlaubnis, ob ich eh so sein darf", sagt Lou, und hat eben voll recht damit.
Konsistenz trotz Experimentierfreude
Und auch der Erfolg gibt ihm recht – Lou Asril hat mit seinen ersten beiden Singles "Divine Goldmine" und "Soothing Moving" das Musikjahr 2019 zu dem seinen gemacht. Die Szene sprach über vieles – und vor allem über ihn. Dieses Stimmtalent, wo war es die letzten Jahre? Wer hat es ausgegraben? Da müssen doch die ganz großen Major-Firmen dahinterstecken. Der Soul-Sänger ist vor allem eines: konsistent. Wo sein Name drauf steht, ist seine Seele drin. Doch er arbeitet keineswegs allein: "Ich bin sehr experimentierfreudig, wenn es um Zusammenarbeiten, oder die Zusammenstellung meines Teams geht", sagt Asril, der aktuell jeden Tag im Studio an neuem Material arbeitet. Es ist keine Seltenheit, dass größere Namen aus Hamburg oder Berlin hinzugezogen werden, mit denen er dann an seinen Ideen feilt. Input lässt Lou Asril zu – "vor allem auf instrumentaler Ebene", sagt er. Die Melodien und Texte kommen vorwiegend von ihm selbst, wobei er sich auch da nicht gegen Ideen wehrt. Es ist ein offenes, freies Arbeiten.
Das Video zu "Friek"
"Jede Chance beim Schopf gepackt"
Sein Team habe er gefunden, "indem ich jede Chance beim Schopf gepackt, und wiederum jeder Zusammenarbeit eine Chance gegeben hab", so der Oberösterreicher. Dennoch delegiert er nichts zu hundert Prozent, ist bei jeder Entscheidung dabei. "Sogar bei Instagram-Postings, die mache ich natürlich selber. Alles andere wäre absurd", lacht Lou, und denkt während der nächsten Minuten über die Erstellung eines eigenen Instagram-Filters nach. So wie er da sitzt, sitzt er mir gleichermaßen als Privatperson und als Bühnenfigur gegenüber. "Ich trenne das nicht", sagt er, "Ich bin immer dieselbe Person. Ob am Frühstückstisch oder auf der Bühne". Nur hat er auf der Bühne weniger Platz für Andere in seinem Denken: "Auf der Bühne will ich bei mir selbst bleiben".
"Weiß nicht, wie's weitergeht"
Auf die Frage nach der Zukunft will er nicht so recht eine Antwort finden, und sagt: "Heute denke ich an heute. Morgen denke ich an morgen. Ich weiß nicht, wie's weitergeht." – eine Karriereformel, die sichtlich aufgeht.
Lou Asril live
05.09.2020 Andelsbuch, FAQ Bregenzerwald
11.09.2020 Salzburg, Jazzit -- Take The A-Train Festival
18.10.2020 Klosterneuburg, Galerie der Künstler aus Gugging
24.10.2020 Innsbruck, Treibhaus
13.11.2020 Graz, Orpheum extra
21.11.2020 Krems an der Donau, Kino im Kesselhaus