Die Chance auf den Gewinn eines riesigen Lotto-Jackpots ist verschwindend gering. Wer den Jackpot aber knackt, sollte einiges beachten. Die lebensverändernde Erfahrung könne schnell überwältigend werden – und nicht so angenehm wie gedacht, sagt Emily Irwin von der US-Bank Wells Fargo zum Finanzmagazin "Business Insider".
Die Finanzexpertin arbeitete mit Familien, die beim Lotto abgeräumt haben. Auch der erste Schweizer Lottomillionär verlor sieben Jahre nach dem Gewinn 1979 wieder alles und ging in Privatkonkurs.
Was Lotto-Gewinner sofort tun sollen
Wenn die Leute von dem Reichtum wissen, kann es laut der Wells-Fargo-Expertin schwierig werden. Plötzlich kommen Anfragen von Freunden, der Familie und verschiedenen Organisationen. "Am besten zieht man woanders hin, wo einen niemand kennt", zitiert das Schweizer "Migros-Magazin" den früheren Swisslos-Kundendienstleister Willy Mesmer.
Für viele gelte, dass ein Lottogewinner nichts dafür gemacht habe, also könne er doch ein bisschen teilen. "Die Hemmschwelle zum Anbetteln ist viel tiefer als etwa bei einem reichen Unternehmer", so Mesmer. Swisslos rät in einer Broschüre: "Ein Glückspilz schweigt und genießt!"
Ein Schweizer Lottoschein mit Franken-Banknoten. Archivbild.
IMAGO/Björn Trotzki
Ein gutes Team
Emily Irwin rät: "Es ist wichtig zu lernen, wie man anständig Nein sagt, wenn man angesprochen wird." Sie rät, ein vertrauenswürdiges Team von Beratern zusammenzustellen. Dazu gehören ein Rechtsanwalt, ein Buchhalter, ein Anlageberater und ein Berater, der bei wohltätigen Spenden und deren steuerlichen Aspekten hilft.
Wichtig: Dabei solltest du nicht die Erstbesten auswählen, sondern sorgfältig nach Experten suchen, die sich auf die Steuerplanung für Vermögende spezialisiert haben.
Auch ein Coach für Familienführung oder Familiendynamik könne helfen, wie ein Lottogewinner finanziell und taktisch mit den Angehörigen umgehen kann. Je später man damit beginnt, desto schwieriger wird es im Nachhinein, diese Situationen zu meistern.
Diese Fachleute seien meist zertifiziert. Wichtig sei auch, mehrere Kandidaten anzuhören, um festzustellen, ob sie in Bezug aufs Fachwissen und die Persönlichkeit zu einem passen. "Denn ihr werdet langfristig mit ihnen zusammenarbeiten", rät Irwin frischgebackenen Multi-Millionären.
Vorsicht bei Immobilien
Laut Swisslos investieren Personen, die in der Schweiz einen Jackpot von umgerechnet drei bis fünf Millionen Euro gewonnen haben, oft in Wohneigentum. Dafür brauche es keine Berater, sondern erst bei einem deutlich höheren Betrag, so die Lotteriegesellschaft.
Hals über Kopf sollte man sich dennoch nicht in den Immobilienmarkt stürzen. Besser vor einem Kauf drei Mal überlegen, ob die Investition wirklich zum aktuellen Zeitpunkt auch Sinn macht.
Denn: Einen Marathon läufst du nicht ohne Trainingsplan. Beim Lottogewinn sollte es gleich sein, so Expertin Emily Irwin.
Fatale Fehler-Falle für Neo-Millionäre
In der Vergangenheit hatten auch Experten von zwei der größten Lotto-Gesellschaften Deutschlands gegenüber der "Bild" die häufigsten Fehler der Neo-Millionäre aufgezählt. Regel Nummer 1: "Stillschweigen bewahren!"
"Wer bei seiner kleinen Hausbank persönlich bekannt ist, sollte darüber nachdenken, die Gewinnüberweisung auf ein ganz neues Bankkonto zu lenken", schildert Dorothee Hoffmann von Lotto Hessen der Zeitung. Trotz des Bankgeheimnisses kann sich so ein plötzlicher Geldregen gerade in ländlichen Regionen schnell herumsprechen.
Und auch Kindern sollte man nichts davon erzählen. Denn diese sind mit der Info oft überfordert. Da kann es schon sein, dass es gegenüber Wildfremden einfach mal so aus ihnen heraussprudelt. Dann hat man ein Problem.
Axel Weber von WestLotto in Münster, Nordrhein-Westfalen, warnt auch davor, dem besten Kumpel etwas zu schenken. Dadurch könne eine ungewollte psychologische Abhängigkeit entstehen. "Wenn ich meinem Kumpel zum Beispiel eine Million überweise, fühlt der sich mir gegenüber lebenslang verpflichtet – was in Antipathie umschlagen kann." Harmlose Gefälligkeiten werden plötzlich zum Reizthema.
"Engste Freundschaften zerbrechen"
Auch Hoffmann mahnt: Besser nicht alles rausposaunen, "daran können selbst die engsten Freundschaften zerbrechen."
Lotto-Gewinner sollten sich zudem eine passende und vor allem plausible Lebensgeschichte zulegen. Für Axel Weber ist das keine Lüge, sondern Selbstschutz: "Wenn Sie von einer Erbschaft von einem Onkel aus den USA berichten, von dem ihre Freunde noch nie gehört haben, kann die Gerüchteküche brodeln."
Puncto Immobilienkauf warnt auch das deutsche Duo: Erst nachdem die erste Aufregung abgeklungen ist, sollte man man über Ausgaben und Geldanlagen nachdenken – aber immer nur, wenn man sich diese wichtigen Entscheidungen auch zutraut! Der wichtigste Leitsatz: Schnäppchen auf dem Immobilienmarkt gibt es auch noch zu späterer Zeit. Man muss also nicht sofort eine halbe Mille für eine Eigentumswohnung rauspulvern, nur weil der Preis gerade günstig erscheint.
Zu guter Letzt noch ein Fehler, das eigentlich logisch sein sollte, aber dennoch oft gemacht wird: KEINESFALLS sollte man auf Facebook, Instagram und Co. mit dem neuen Reichtum protzen. "Irgendwann kommt immer raus, wer wann was wo gepostet hat – und dann ist alles öffentlich", weiß Weber. "Dann trudeln plötzlich waschkorbweise Briefe, Anträge, Bettelschreiben ein."
Bevor man sich aber den Kopf vollends zermartert, es gibt laut den Experten eine goldene Regel, die alle Lotto-Millionäre vor allen anderen gleich befolgen sollten: "Freuen Sie sich erstmal!"
Diese Vornamen gewinnen am häufigsten im Lotto
Die Auswertung eines deutschen Lotteriebetreibers zeigt, dass es durchaus Menschen gibt, denen Fortuna öfters zulächelt. Könnte es am Vornamen liegen? Der Datensatz zeigt: Männer mit diesen Vornamen haben die Nase vorne.
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