Wien
Lobau-Tunnel: Jugendrat droht nun mit zweitem Hainburg
Mit einer Besetzung der Lobau will der Jugendrat den Baustart des Lobau-Tunnels verhindern. Die Aktivisten drohen der Stadt mit einem "2. Hainburg".
Seit es die Pläne zur Errichtung des Lobau-Tunnels gibt, wird um ihn gestritten. Während die Stadt Wien und das Land Niederösterreich in dem Teil der geplanten Nordostumfahrung von Schwechat bis Süßenbrunn (Donaustadt) eine wichtige verkehrstechnische Maßnahme sehen, laufen Umweltschützer und Bürgerinitiativen gegen den Bau Sturm. Nun rüstet sich auch der Jugendrat, eine unabhängige Organisation von Jugendlichen für den Kampf gegen den Lobau-Tunnel.
"Niemand soll unsere Entschlossenheit unterschätzen, auch nicht der Bürgermeister"
Via Aussendung kündigte Jugendrat-Sprecherin und Aktivistin Lena Schilling (20) heute tatkräftige Widerwehr an. Sollte die Stadt Wien trotz Protesten den Baustart vollziehen, so werde man vor Ort die Bagger blockieren. "Sollte der Bau des Lobau-Tunnels tatsächlich starten, dann werden wir die Bagger persönlich aufhalten. Zehntausende junge Menschen haben auch in Wien für ihre Zukunftschancen demonstriert und wir meinen es ernst damit. Wir können die Rodung des Regenwalds in Brasilien nicht stoppen, aber wir können die Zerstörung dieses Naturjuwels bei uns verhindern. Niemand sollte die Entschlossenheit unserer Generation unterschätzen, auch nicht der Wiener Bürgermeister", gibt sich Schilling kämpferisch.
Schilling, die auch eine der Sprecherinnen der unabhängigen Bürger-Initiative für ein Lieferkettengesetz ist, warnt vor den, aus ihrer Sicht, dramatischen Folgen des Tunnelprojekts. Diese habe "fatale Konsequenzen für das Klima und die Umwelt" und trage zu einem weiteren Verlust der Biodiversität in Österreich bei.
Besondere Kritik übt der Jugendrat, dass beim Lobau-Tunnel nicht auf Beteiligung gesetzt werde. "Statt weitere Straßen zu bauen, soll die Stadtregierung lieber den öffentlichen Verkehr optimieren: Erst wenn eine attraktive öffentliche Anbindung besteht, wäre eine tatsächliche Wahlfreiheit gegeben. So hingegen wird Menschen jede Wahl genommen sich auch Klima- und zukunftsfreundlich zu bewegen", so Schilling.
"Wird gebaut, wird besetzt"
Doch trotz der Proteste von Experten, Anrainern, Aktivisten und lokalen Wirtschaftstreibende, wie etwa Gärtnereien, halte die Stadtregierung "stur und kurzsichtig wider aller Vernunft an ihren zukunftsfeindlichen Bodenversieglungsplänen fest", ist Schilling verärgert. Daher richtet sie an Stadtchef Michael Ludwig (SPÖ) eine direkte Warnung und zieht dafür eine prominentes Vorbild heran: Die Besetzung der Stopfenreuther Au, mit der vor 38 Jahren der Bau des Donau-Kraftwerks Hainburg (NÖ) verhindert wurde: "Wird gebaut, wird besetzt. Wenn Michael Ludwig ein zweites Hainburg erleben will, dann kann er das haben. Nichts und niemand wird uns stoppen die Natur zu schützen", droht Schilling.