Wien
Lobau-Aktivistin (14): "Habe Angst vor Klage der Stadt"
Die Stadt droht Gegnern der Stadtstraße per Brief mit Schadenersatzklagen, auch der 14-jährigen Rosa. "Heute" hat mit der Schülerin gesprochen.
Die Zeit für Gespräche scheint vorbei zu sein: Nach Auflösung des Protestcamps in der Hausfeldstraße kündigte die Stadt per Anwaltsbrief rechtliche Schritte gegen Lobau-Aktivisten an – ihnen drohen Schadenersatzklagen in Millionenhöhe. Davon betroffen sind auch Kinder und Jugendliche, wir haben berichtet. Einen der "Drohbriefe“ erhielt ein 13-jähriges Mädchen sowie Schülerin Rosa Mangold (14) per Mail: "Ich war komplett geschockt und hatte keine Ahnung, was ich tun soll“, erzählt sie "Heute“.
Wie kam Stadt an Daten der Mädchen?
Wie die Stadt an die Kontaktdaten von Protestunterstützern kam, wirft Fragen auf: Auf den Briefköpfen scheinen falsche Adressen auf, nur die Emailadressen stimmen. Der Mobilitäsforscherin Barbara Laa wurde der Anwaltsbrief etwa an die Wohnadresse ihrer Mutter zugeschickt. Auch Rosa kann sich nicht erklären, wie die Stadt sie ausfindig gemacht hat: "Ich bin nie öffentlich aufgetreten, habe vielleicht ein Posting auf Instagram zu dem Thema gemacht. Außerdem war ich nur im legal angemeldeten Camp in der Anfanggasse. Dort habe ich meine Hausaufgaben gemacht und Schilder gebastelt.“
Dass die Stadt ihr dafür eine Klage androht, findet Rosa inakzeptabel. Rechtliche Unterstützung erhält die junge Aktivistin nun von den beteiligten Umweltorganisationen, auch die Eltern von Rosa stärken ihrer Tochter den Rücken. Sorgen macht sie sich trotzdem: "Ich habe immer noch Angst, dass die Stadt mich anklagen will.“
Verängstigt ist laut Rosa auch ihre betroffene 13-jährige Freundin: "Als ich mit ihr telefoniert habe, war sie völlig aufgelöst und hat geweint“, schildert sie. Ihren Protest will Rosa trotz allem nicht aufgeben, engagiert sich weiterhin im Camp: "Die Drohbriefe sind ein Skandal! Das Einzige, das wir tun, ist, dass wir uns für unsere Zukunft einsetzten.“
Stadt rechtfertigt Klagsdrohungen mit Wohnbau
Im zuständigen Büro von Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) bleibt man auf "Heute“-Nachfrage hart: "Die Stadt hat monatelang mit Geduld und Verständnis zugeschaut, hat zur Kenntnis genommen, dass überdimensionale Bauwerke errichtet wurden“, heißt es. Dass Minderjährige betroffen sind, bedaure man zwar, aber: "Auch sie sollen die Besetzung beenden. Es geht bei dem Projekt immerhin auch um tausende leistbare Wohnungen“, so eine Sprecherin. Sima hatte bei einer Pressekonferenz die Stadtstraße als essentiell für die Errichtung neuer sozialer Wohnbauten verteidigt.