Tortur im Gemeindebau

Lift kaputt– Seniorin muss Hund in 5. Stock schleppen

Der Aufzug im Gemeindebau ist kaputt – für Bewohnerin Margit (86) eine tägliche Qual. Sie muss ihren fußmaroden Vierbeiner nun in den 5. Stock tragen.

Christoph Weichsler
Lift kaputt– Seniorin muss Hund in 5. Stock schleppen
Defekter Aufzug: Margit (86) und ihre treue Begleitung Susi müssen sich jeden Tag die Stiege rauf und runter kämpfen.
Sabine Hertel

Mit zitternden Händen klammert sich Margit G. (86) an das Geländer der Treppe. Ihre Beine schmerzen, der Atem geht schwer – doch es bleibt ihr nichts anderes übrig: sie muß zu Fuß in den fünften Stock gehen. Denn seit Wochen ist der Aufzug in ihrem Wohnhaus im vierten Bezirk defekt. Jeden Tag muss sie die steilen Stufen erklimmen. "Ich weiß nicht, wie lange ich das noch schaffe", meint sie verzweifelt im Gespräch mit "Heute". Doch die körperliche Anstrengung ist nicht alles – Margit muss auch ihren Hund Susi regelmäßig tragen, der selbst die Treppen nicht mehr bewältigen kann. "Ich kann nicht mehr", flüstert sie, während ihr fast die Tränen kommen.

Hund Susi schafft es nicht alleine

"Es ist schon schwer genug, für mich allein, die Stiegen hochzukommen", erzählt Margit mit erschöpfter Stimme. Doch auch ihr betagter Vierbeiner braucht Hilfe. "Susi kann die vielen Stufen nicht mehr gehen, ich muss sie oft die Treppe hinauftragen", erzählt Margit und streichelt ihren kleinen Malteser liebevoll.

Susi, eine Hündin mit einer bewegten Vergangenheit, kam über die Organisation Vier Pfoten zu Margit. "Susi hat viel durchgemacht, sie wurde schlecht behandelt, bevor sie zu mir kam. Jetzt kümmere ich mich gut um sie, aber das mit den Stiegen ist eine Katastrophe", erklärt Margit.

"Niemand kümmert sich um Lift"

Seit Wochen ist der Aufzug kaputt, und für Margit wird die Situation immer unerträglicher. "Am Montag habe ich gesehen, dass Kabel an der Straße herausgerissen wurden und der Schutt einfach liegen geblieben ist. Aber nichts wurde gemacht", berichtet Margit. "Ich rufe ständig an, aber es heißt nur, dass es weitergeleitet wird. Bis heute hat sich niemand gekümmert."

Die Verantwortung für den defekten Aufzug wird – wie Margit gegenüber "Heute" erzählt – zwischen der Stadt Wien, der Aufzugsfirma und der Telekommunikation hin- und hergeschoben. "Es scheint, als würden wir alten Leute einfach vergessen werden", sagt Margit verzweifelt. "Wir sind hier im Haus viele ältere Menschen, und keiner von uns schafft es, ständig die Stiegen hochzugehen. Wir sind krank, und es ist einfach zu viel."

Alltag wird zur Tortur

"Einkaufen gehen, den Müll runterbringen, das sind Dinge, die jetzt wahnsinnig anstrengend geworden sind", erklärt sie. "Ich kann kaum noch eine Einkaufstasche tragen, geschweige denn meinen Hund Susi." Die alte Dame kämpft täglich, um das Nötigste zu erledigen, aber ihre Kräfte schwinden. "Es macht mich fertig, ich weiß nicht, wie lange ich das noch schaffe."

Margit's Sohn unterstützt seine Mutter während der schweren Zeit
Margit's Sohn unterstützt seine Mutter während der schweren Zeit
Sabine Hertel

Ihre Einkäufe reduziert die 86-Jährige mittlerweile aufs absolute Minimum. "Ich habe meine Kühltruhe vollgemacht, damit ich nicht jeden Tag raus muss", sagt sie. Doch selbst das bringt nur eine kurze Erleichterung, denn der Gedanke, die Treppen wieder und wieder hinaufsteigen zu müssen, belastet sie jeden Tag aufs Neue. "Ich hab es langsam satt, immer noch warten zu müssen."

Hoffnung auf eine baldige Lösung

Die Verzweiflung bei Margit und den anderen betroffenen Bewohnern ist groß, doch es gibt Hoffnung. Auf "Heute"-Anfrage hat Wiener Wohnen sofort reagiert und versichert, dass die zuständige Stelle den Fall nun noch einmal genauer unter die Lupe nehmen wird. Es wird betont, dass die Anliegen der Bewohner ernst genommen werden und man bemüht ist, eine rasche Lösung zu finden. Zudem gibt es ein Trageservice für Personen, die Probleme mit den Treppen haben, solange der Aufzug defekt ist. Margit und ihre Nachbarn hoffen nun, dass der Aufzug bald wieder funktioniert und der beschwerliche Alltag ein Ende hat – für sie und ihre treue Begleiterin Susi.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Im Gemeindebau im vierten Bezirk ist der Aufzug seit Wochen defekt, was für die 86-jährige Margit und ihren fußkranken Hund Susi eine tägliche Tortur bedeutet, da sie die steilen Treppen bis in den fünften Stock bewältigen müssen
    • Trotz wiederholter Beschwerden und der Verzweiflung der betroffenen Bewohner, darunter viele ältere Menschen, scheint sich niemand um die Reparatur zu kümmern, doch Wiener Wohnen hat nun versichert, den Fall erneut zu prüfen und eine Lösung zu finden
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