Reisen

Flug-Chaos – Lufthansa-Crew braucht jetzt Polizeischutz

Mit einem Brandbrief wollen die Mitarbeiter der deutschen Airline auf die prekäre Lage aufmerksam machen. Selbst ihre Sicherheit ist in Gefahr.

Christine Scharfetter
Bei der Lufthansa wird die Situation immer prekärer. Sogar zu Handgreiflichkeiten soll es bereits gekommen sein.
Bei der Lufthansa wird die Situation immer prekärer. Sogar zu Handgreiflichkeiten soll es bereits gekommen sein.
Matthias Schrader / EPA / picturedesk.com

Lange Wartezeiten, gestrichene Flüge, verloren gegangenes Gepäck – seit Wochen herrscht vor allem bei der deutschen Airline Lufthansa und ihren Töchtern das reinste Flug-Chaos. Auslöser dafür sei der seit der Pandemie herrschende Personalmangel, sowohl in der Luft als auch am Boden. Zeitgleich steigen die Flugpreise.

Kein Wunder, dass die Kunden mittlerweile auf die Barrikaden steigen – zum Leidwesen der unschuldigen Mitarbeiter, denen mittlerweile selbst der Kragen platzt. "Wir verspielen unseren guten Ruf und auf Dauer wird Lowcost-Service und -Zuverlässigkeit zu Premiumpreisen sicher nicht funktionieren", heißt es nun in einem Brandbrief an den Lufthansa-Aufsichtsrat, der von den Vorsitzenden der Betriebsräte und Personalvertretungen verschiedener Unternehmensteile unterzeichnet ist.

Gewalt an der Tagesordnung

Wie wenig die Sparschiene der Lufthansa nach zwei Freiwilligenprogrammen zum Ausscheiden aus dem Unternehmen – allein gut 380 Piloten und Pilotinnen sollen ein solches Angebot angenommen haben – funktioniert, zeigt wohl vor allem die Situation auf den Flughäfen.

"Am Flughafen werden Kolleg*innen mit Polizeischutz vom Gate geführt, ein Kollege wurde niedergeschlagen, Monitore werden herausgerissen und den Kolleg*innen nachgeworfen."

Unmut darüber gebe es sowohl bei den Kunden, die für völlig überteuerte Tickets irgendwo stranden und sich selbst überlassen werden würden, als auch bei der Belegschaft. Aufgrund der enormen Buchungsnachfrage für die Sommermonate müsse diese nun Überstunden leisten um einer Krankheitsquote von 20-30 Prozent Herr zu werden.

Die dicke Luft ist vorprogrammiert: "Am Flughafen werden Kolleg*innen mit Polizeischutz vom Gate geführt, ein Kollege wurde niedergeschlagen, Monitore werden herausgerissen und den Kolleg*innen nachgeworfen."

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    Elias (25), Jannis (25), Tina (30) und Anna (28) saßen in Wien fest.
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    Denise Auer

    Pessimistisch äußern sich die Arbeitnehmer auch zur Rekrutierung neuer Kräfte: „Die Arbeitsbedingungen sind in vielen Bereichen so, dass es uns an Bewerbern fehlt. Die Vergütungen starten in manchen Gesellschaften unter den nun kommenden Mindestlohnanforderungen.“ Die Unterzeichner aus vielen Unternehmensteilen forderten die Aufsichtsräte auf, auf eine konstruktive und positive Personalführung hinzuwirken.

    Keine Zukunft für die Lufthansa

    Auch die Aussichten sehen die Arbeitnehmervertreter düster. Die Arbeitsbedingungen seien in vielen Bereichen so, dass es an Bewerbern fehle. "Die Vergütungen starten in manchen Gesellschaften unter den nun kommenden Mindestlohnanforderungen." Ein Dienstleistungsunternehmen, welches in dieser Art und Weise gegen das eigene Personal geführt werde, habe keine Zukunft, resümieren die Unterzeichner.