Gesundheit
Neue Corona-Varianten in Österreich – nun droht neue Welle
Der Herbst ist da und mit ihm die steigenden Corona-Zahlen. Was uns in den nächsten Monaten erwartet, verrät Molekularbiologe Ulrich Elling.
Die Kurve der Corona-Neuinfektionen in Österreich legt derzeit eine Achterbahnfahrt hin – Tendenz steigend. Schuld daran seien derzeit jedoch noch nicht die neuen Varianten BA.2.75.2 und BQ.1.1, sondern "der Jahreszeiten-Effekt, der im Oktober zusätzlich durch die BA.5-Zusatzmutation angefeuert werden wird", erklärt Molekularbiologe Ulrich Elling im "Heute"-Gespräch.
Bisher seien die Mutationen in den verschiedenen Varianten immer wieder in den gleichen Positionen aufgetaucht. Damit gab es noch Regionen, wo bisher keine Mutationen entstanden waren und deswegen die letzten neutralisierenden Antikörper noch binden konnten. Doch das sei inzwischen anders: "Jetzt entstehen in ganz, ganz vielen Varianten an eben diesen Positionen - wie der berühmten 346 - Mutationen."
Eine solche Zusatzmutation in 346 weise nun auch die BA.5-Unterlinie auf, die mittlerweile 10 bis 20 Prozent des Infektionsgeschehens in Österreich ausmache.
Die nächsten Varianten stehen in den Startlöchern
Der Forscher vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist für die Sequenzierungs-Überwachung in ganz Österreich verantwortlich und sieht derzeit allerdings schon mehr als BA.5 mit der 346-Mutation auf uns zukommen: "Unsere letzten Daten sind nicht ganz aktuell, aber da liegen wir bei BA.2.75 bei ungefähr einem Prozent und bei BQ.1.1 deutlich darunter. Es handelt sich also um einzelne Proben, aber die Varianten sind in Österreich angekommen."
Wann die beiden neuen Varianten hierzulande zu einer Welle führen werden, könne man noch nicht genau sagen, Elling geht jedoch davon aus, dass sie "uns wahrscheinlich erst im November beschäftigen werden." Spätestens rechnet der Experte jedoch gegen Jahresende wieder mit einer stärkeren Welle aufgrund der neuen Varianten und ihrer Mutationen in der Position 346.
Hohe Infektionsrate, keine schweren Lungenschäden
Was uns zumindest einen Vorteil verschaffe, sei die eingetroffene Erwartung, dass es sich um Weiterentwicklungen aus BA.2 und BA.5 handle. "Sie sind in ihrer Pathogenität klassische Omikron-Linien, das heißt, diese schwere Schädigung der Lunge ist bei beiden Linien nicht zu erwarten. Sie besitzen auch nicht die Mutation, die dafür typisch wäre." Damit werde die Krankheitslast so bleiben, wie sie derzeit ist.
"Was sich mit den Linien aber ändern wird, ist, dass sie den Immunschutz stark, sehr stark umgehen können – nach bisher vorliegenden Labordaten praktisch vollständig", warnt Elling jedoch.