Gesundheit

Impfung gegen Blasenentzündung – so sinnvoll ist sie

Harnwegsinfekte können belastend sein, vor allem wenn sie immer wieder auftreten. Was hilft, weiß Gynäkologin Dr. Barbara Bodner-Adler.

Christine Scharfetter
Der Leidensweg bei einem Harnwegsinfekt kann belastend sein.
Der Leidensweg bei einem Harnwegsinfekt kann belastend sein.
Getty Images/iStockphoto

Die Hälfte aller Frauen hatte im Laufe ihres Lebens bereits einmal eine Blasenentzündung. Jede Dritte von ihnen ist mindestens ein zweites Mal betroffen. Das häufige Wasserlassen und die brennende Schmerzen können belastend sein, vor allem wenn die Blasenentzündung immer wiederkommt. Um hier eine schnelle Linderung zu verschaffen, wird häufig die Einnahme von Antibiotika verschrieben.

Doch es gibt auch andere Möglichkeiten, wie Gynäkologin Dr. Barbara Bodner-Adler des Instituts für Frauengesundheit, Santé Femme im 8. Wiener Gemeindebezirk, im Interview mit "Heute" verraten hat:

Wie kommt es zu einer Blasenentzündung?

Univ.-Prof. Dr. Barbara Bodner-Adler: Der Scheideneingang sowie die Harnröhre besitzen im Normalfall und bei ausreichender Östrogenversorgung eine Flora aus grampositiven Bakterien und Lactobazillen. Kommt es jedoch zu einer Besiedelung mit sogenannten uropathogenen Keimen, welche meistens vom Darm aus in die Blase gelangen können, wird die normale Bakterienflore gestört und es kommt zu einer Scheidenentzündung. Mechanische Einwirkungen, wie Geschlechtsverkehr oder Katheterisieren, oder ein Hormonmangel unterstützen zusätzlich das Wachstum dieser Keime und es kann zu einem Harnwegsinfekt kommen.

Woran erkenne ich einen Harnwegsinfekt?

Typische Symptome eines Harnwegsinfektes sind Schmerzen und Brennen bei urinieren, imperativer Harndrang – also schwer unterdrückbarer Harndrang – , Blut im Harn, unangenehm riechender Urin, Schmerzen über der Blase, Flankenschmerz oder auch eine Verschlechterung einer bereits bestehenden Inkontinenz.

Gynäkologin Dr. Barbara Bodner-Adler aus dem Institut für Frauengesundheit, Santé Femme im 8. Wiener Gemeindebezirk.
Gynäkologin Dr. Barbara Bodner-Adler aus dem Institut für Frauengesundheit, Santé Femme im 8. Wiener Gemeindebezirk.
Jolly Schwarz

Wer ist besonders häufig betroffen?

Risikofaktoren sind die Verhütung mit Spermiziden oder einem Scheidendiaphragma, aber auch übertriebene Intimhygiene, zu geringe Trinkmenge, Östrogenmangel in der Menopause, Diabetes mellitus , immunsuppressive Erkrankungen und Therapien sowie Geschlechtsverkehr. Hier wird auch gerne von Honeymoon-Zystitis gesprochen.

Wie wird eine unkomplizierte Blasenentzündung behandelt? Sind Antibiotika unverzichtbar?

Der akute unkomplizierte Harnwegsinfekt heilt in gut der Hälfte spontan aus, jedoch mit längerer Symptomdauer als unter Behandlung. Häufig besteht vonseiten der Patientinnen der Wunsch nach einer raschen Beschwerdelinderung. Die Therapieoption bei einem unkompliziertem Harnwegsinfekt ist eine vorübergehende antibiotische Therapie. Neuere Daten zeigen auch, dass auch bei Schwangeren eine Antibiotikatherapie in einer Einzeldosis ausreicht. Grundsätzlich sollte in allen akuten Fällen die Behandlung mit Antibiotika so kurz wie möglich erfolgen. Außerdem ist die Patientin darüber zu informieren, dass ein Harnwegsinfekt in den meisten Fällen eine selbstlimitierende Erkrankung ist. Die Symptome können auch mit nicht steroidale Antirheumatika (NSAR), die schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend wirken, gelindert werden und der Zeitraum bis zur Eradikation der Bakterien unter Antibiotika und NSAR dauert gleich lange.

Wann ist eine Impfung gegen Blasenentzündung empfehlenswert?

Es besteht die Möglichkeit eine sogenanntes orales Immunprophylaktikum über drei Monate zu verwenden , das ist ein Medikament, welches ein Extrakt aus 18 verschiedenen E.Coli-Stämmen beinhaltet und dadurch die Häufigkeit von wiederkehrenden Harnwegsinfektionen reduzieren kann. Durch die Einnahme dieses Medikaments können wir die Häufigkeit wiederkehrender Harnwegsinfekte um bis zu 40 Prozent reduzieren. Weiters gibt es auch die Möglichkeit der Patientin eine Impfung, welche über einen ähnlichen Mechanismus funktioniert, anzubieten. Die Impfung erfolgt einmalig als sogenannte Grundimmunisierung und sollte dann nach einem Jahr aufgefrischt werden. Beide Maßnahmen eignen sich für Patientinnen mit rezidivierenden, also wiederkehrenden Harnwegsinfektionen – das bedeutet mehr als zwei nachgewiesene Harnwegsinfekte in sechs Monaten oder mehr als drei in 12 Monaten.

Warum nimmt das Risiko in den Wechseljahren zu?

Durch den Östrogenmangel wird die Scheidenschleimhaut dünner und anfälliger für Keime unterschiedlichster Art. Kommt es in dieser Phase zu einer Besiedelung mit bestimmten Keimen, können diese leicht in die Schleimhaut eindringen und eine Entzündung von Harnröhre und Harnblase verursachen. Eine lokale Östrogenisierung mit eine Östrogencreme zur Harnwegsinfektions-Reduktion ist bei postmenopausalen Frauen daher zu empfehlen.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Harninkontinenz und wiederkehrenden Blasenentzündungen?

Ein akuter Harnwegsinfekt kann eine bestehende Inkontinenz verschlechtern, das heißt es sollte immer zuerst der Harnwegsinfekt abgeklärt und behandelt werden, danach ist erst eine Abklärung der Harninkontinenz sinnvoll. Weiters kommt es auch häufig zu rezidivierenden Harnwegsinfekten bei Patientinnen mit Senkungszuständen, vor allem der Blase und einer damit einhergehender Restharnbildung. In solchen Fällen muss die Ursache zuerst behandelt handelt werden. Man spricht hier auch von eine kausalen Therapie.

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