Gesundheit
Forscher weisen Mikroplastik nun sogar im Gehirn nach
Die weltweite Plastikkrise bedroht sämtliche Lebewesen. Forscher konnten jetzt nachweisen, wie die unglaublich kleinen Partikel ins Gehirn gelangen.
Der Mensch ist ständig Plastik ausgesetzt, z. B. in Textilien, Autoreifen und Verpackungen. Leider verschmutzen ihre Abbauprodukte unsere Umwelt, was zu einer weit verbreiteten Kontamination mit Mikro- und Nanokunststoffen (MNP) führt. Das bedroht Meere und Tierwelt genauso wie Pflanzen und uns Menschen. Mittlerweile sind sie auch in Nahrungsmitteln, sodass wir sie auch in unseren Körper gelangen. Aber nicht nur in den Verdauungstrakt und ins Blut – sondern bis ins Gehirn.
Mikroplastik und Nanoplastik – die unsichtbare Gefahr
Mikroplastik ist mit 0,001 bis 5 Millimeter teilweise noch mit freiem Auge sichtbar. In die Nahrungskette gelangt Mikroplastik etwa aus Verpackungsabfall. Dem Österreichischen Umweltbundesamt zufolge trägt Reifenabrieb am meisten zur Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt bei, gefolgt von Abfallentsorgung und Textilwäsche.
Im Zuge einiger Untersuchungen wurde bereits nachgewiesen, dass Mikroplastik von Meerestieren wie Fischen, Muscheln und Garnelen mit Plankton verwechselt und dieses als Nahrung aufgenommen wird. Außerdem konnte bereits gezeigt werden, dass dieses Mikroplastik auch in den Magen-Darm-Trakten dieser Tiere wiederzufinden ist. Durch den Verzehr von Meerestieren landet das Plastik im menschlichen Körper und wird ins Abwasser ausgeschieden. In Kläranlagen wird zwar das Abwasser von Mikroplastik befreit, allerdings gelangt es bei der Verwendung von Klärschlamm als Dünger in die Böden.
Alles was kleiner als 0,001 Millimeter ist, wird als Nanoplastik definiert und ist für das menschliche Auge unsichtbar.
Normalerweise verhindert die so genannte Blut-Hirn-Schranke, dass schädliche Substanzen wie Krankheitserreger oder Gifte ins Gehirn gelangen. Dass diese Schranke, die das Gehirn vor Fremdstoffen schützen soll, nicht zu 100 Prozent abdichtet, ist auch bereits bekannt. Anders kämen Medikamente wie zB. Antidepressiva nicht dorthin, wo sie hin müssen, um zu helfen. Wie diese Teilchen es schaffen, die Blut-Hirn-Schranke zu durchqueren, wurde nun in einer Forschungsarbeit der MedUni Wien erstmals gezeigt.
Im Rahmen einer Studie haben die Forscher Mäusen Mikro- und Nanoplastikpartikeln aus Polystyrol einem weit verbreiteten Kunststoff, der z.B. in Lebensmittelverpackungen verwendet wird, verabreicht. Bereits zwei Stunden später waren winzige Polystyrol-Teilchen im Gehirn nachweisbar. Mithilfe von Computermodellen konnte festgestellt werden, dass eine bestimmte Oberflächenstruktur für die Passage ins Gehirn entscheidend ist.
So viel Plastik nimmst du über Plastikflaschen auf
Leider ist Mikroplastik in unserem modernen Leben nicht 100-prozentig vermeidbar, Du kannst aber einen wertvollen Umweltbeitrag leisten, indem du in deinem Alltag auf Plastik verzichtest. In die Nahrungskette gelangen Mikro- und Nanokunststoffpartikel unter anderem aus Verpackungsmaterial – nicht nur aus fester, sondern auch aus flüssiger Nahrung. Wer die täglich empfohlenen 1,5 bis 2 Liter Wasser aus Plastikflaschen trinkt, nimmt einer Studie zufolge allein auf diese Weise rund 90.000 Plastikpartikel pro Jahr zu sich. Wer zu Leitungswasser greift, kann – je nach geografischer Lage – die Menge auf 40.000 reduzieren, so die MedUni.
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