Niederösterreich

Leonies Mutter weinte: "Es gibt irdische Gerechtigkeit"

Vor 1,5 Jahren starb Leonie, 525 quälende Tage mussten die Eltern der 13-Jährigen auf ein Urteil warten. Jetzt die Mutter: "Es gibt Gerechtigkeit."

Leonie starb mit nur 13 Jahren und war ein sehr lebensfroher Teenager: Hier mit Deutschlandfarben und Mutter im Bild (Anm.: Mutter hat Wurzeln in Deutschland, somit war beim Fussball stets Österreich und Deutschland wichtig)
Leonie starb mit nur 13 Jahren und war ein sehr lebensfroher Teenager: Hier mit Deutschlandfarben und Mutter im Bild (Anm.: Mutter hat Wurzeln in Deutschland, somit war beim Fussball stets Österreich und Deutschland wichtig)
Privat

Leonies Mutter (41), Vater sowie die vier Geschwister (3 Brüder, eine Schwester) durchlebten in den letzten knapp 18 Monaten einen wahr gewordenen Alptraum. Kurz nach Verkündung des (nicht rechtskräftigen Urteils) war die Mutter von Leonie zu einer kurzen, emotionalen Stellungnahme bereit.

Denn: 18 Monate des Schmerzes, des Frustes und der Verzweiflung gingen an der gebeutelten Familie keinesfalls spurlos vorbei - eine kurze Chronologie:

Dreifache Überdosis

Leonie (13) war am Abend des 25. Juni 2021 nicht nach Hause nach Tulln an der Donau gekommen, ab 22 Uhr erlebte Mama Melanie P. (41) einen schier nie endend wollenden Weg des Schmerzes und Trauer: "Kommst heim?", hatte die 41-Jähriger nach längerer Diskussion via Chat der teils aufmüpfigen Teenager-Tochter noch am späten Abend des 25. Juni 2021 geschrieben, Leonie antwortete, unbeschwert und flockig, nur kurz und knapp: "Nein."

Denn Leonie war nach Wien gefahren bzw. chauffiert worden, war dann am Donaukanal mit drei Afghanen mitgegangen, wurde dann schließlch Drogen gesetzt und vergewaltigt. In den Morgenstunden des 26. Junis hörte Leonies Herz auf zu schlagen. Denn das Mädchen hatte eine dreifach tödliche Überdosis XTC verabreicht bekommen. 

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    Die Angeklagten wurden in den Saal geführt.
    Die Angeklagten wurden in den Saal geführt.
    Trimmel Sascha

    Am 26. Juni 2021, nachdem eine junge, damals noch unbekannte Frau, tot an einem Baum lehnend in Wien-Doaustadt gefunden worden war und schließlich die Mutter ihre geliebte, jüngste Tochter an der Kleidung erkannt hatte, war es traurige Gewissheit: Leonie kommt nie wieder nach Hause.

    Binnen kurzer Zeit waren zwar zwei Verdächtige von der Polizei gefasst, der dritte Afghane (23) tauchte unter und begab sich als Flüchtling nach London (GB).

    Politikum und Anfeindungen

    Erst nach zwei Monaten durften die Eltern ihren Liebling am Simmeringer Friedhof verabschieden, die Leiche war lange nicht freigegeben worden. Denn der "Fall Leonie" war zu einem Politikum geworden, zu brisant und heikel, die Polizei wollte sich keine Fehler erlauben. Die trauernde Mutter wurde jedoch in ihrem Schmerz nicht alleine gelassen - einige Eltern verurteilten das Elternhaus von Leonie, nach dem Motto: "Was hat denn bitte eine 13-Jährige nachts in Wien verloren? Was sind das nur für Eltern?"

    Nach rund einem halben Jahr wurde dann schließlich der dritte Verdächtige, ein Boxer (23) und mutmaßlicher Drogendealer (Anm: zu dem er gezwungen worden sein soll) in London von Zielfahndern geschnappt und nach Österreich ausgeliefert - mehr dazu hier.

    Es folgten intensive Einvernahmen, Ermittlungen sowie zahlreiche Gutachten, die Exekutive war sehr bemüht, keine Fehler zu machen. Der 16-jährige, angebliche Ex-Freund von Leonie dürfte schließlich nach aufwändiger Expertise bereits 20 Jahre alt sein - mehr dazu hier. Zahlreiche, teils namhafte Anwälte übernahmen Mandate der drei Angeklagten, um über kurz oder lang das Handtuch zu werfen - mehr dazu hier

    Und erst im Sommer 2022, rund ein Jahr nach dem Tod der jungen Mittelschülerin aus Tulln an der Donau, war die Anklage endgültig fertig - mehr dazu hier.

    Mit Ende September 2022 ging der für sechs Tage anberaumte Prozess wegen Vergewaltigung mit Todesfolge los - alles dazu hier. Die Familie überlegte sehr lange, ob sie dem Prozess beiwohnen sollte oder nicht - entschied sich dann, nicht am Wiener Landesgericht zu erscheinen.

    Richterin krank

    Nach drei recht zügigen Verhandlungstagen, erkrankte die vorsitzende Richterin, die zweite Prozesswoche wurde abgeblasen - mehr dazu hier

    Ende Oktober und Mitte November konnten schließlich Verhandlungstag Nummer Vier und Nummer Fünf absolviert werden - mehr dazu hier.

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      Leonie liebte Tiere: Hier mit Kater Felix, der 13 Jahre alt ist,...nur so alt durfte Leonie werden.
      Leonie liebte Tiere: Hier mit Kater Felix, der 13 Jahre alt ist,...nur so alt durfte Leonie werden.
      privat (von Eltern ausgesucht)

      Und am Freitag kam es zum Finale mit schnellen Plädoyers und schier endloser Beratung. Nach sechs Stunden dann die Urteile: Lebenslang für den 23-Jährigen, 20 Jahre für den 19-Jährigen und 19 Jahre für den 20-jährigen Afghanen (nicht rechtskräftig). Der 20-Jährige Afghane entging als einziger Angeklagter der Höchststrafe, weil er in Österreich keine Vorstrafe aufwies (Anm: kam erst mehrer Wochen vor Leonies Tod nach Österreich, nämlich im April 2021).

      Kurz nach den Urteilen zeigte sich die Mutter von Leonie bewegt und meinte unter Tränen: "In Österreich gibt es doch tatsächlich noch Gerechtigkeit - irdische Gerechtigkeit."

      Auch Opferanwalt Florian Höllwarth sagte nach dem Urteil: "Ein Zeichen für alle Mädchen und Frauen, die Opfer so schwerer Straftaten wurden."