Niederösterreich
Leonies Eltern: "Lasst uns unser Kind beerdigen"
Leonies Eltern wollen nur noch eines: ihren Liebling beisetzen. "Heute" sprach am Sonntag mit Mutter, Vater, Psychologin und Betreuerin der Familie.
Am Sonntag saßen Leonies Mama Melanie P. (40), Vater Hannes W. (39), die älteste Tochter, Psychologin und Betreuerin Sonja Stöckl, Opferanwalt Florian Höllwarth und "Heute“ mehrere Stunden im Garten von Leonies Eltern in Tulln (NÖ). Schwer begreifbar für die trauernde Familie: die Informationspolitik der Behörden: "Bei uns hat sich noch keiner gerührt, wir erfahren alles aus den Medien", wundert sich Vater Hannes.
"Wir wollen Klarheit!"
Mutter Melanie W. beginnt zu weinen: "Wir wollen endlich wissen, wann Leonies Leichnam frei gegeben wird, damit wir unser Kind endlich würdig bestatten lassen können." Am Mittwoch habe man den Ersttermin beim Bestatter.
Das sagt Betreuerin
Die klinische Psychologin Mag. Sonja Stöckl kennt die ganze Familie seit Februar 2020, sie war im Auftrag der von der Mutter kontaktierten Jugendwohlfart tätig: "Ich war wöchentlich da. Die Eltern, aber auch Leonie reflektierten viel, brachten sich selbst ein. Die Familie hat aktiv gearbeitet, meistens waren alle Familienmitglieder dabei, obwohl der Vater 40-Stunden-Schichtdienst als Notfallsanitäter und die Mutter 30-Stunden-Schichtdienst als Pflegerin hat."
Die Mutter arbeitete zuletzt nur noch in Frühdiensten bei einer großen Blaulichtorganisation, um noch mehr für Leonie da sein zu können. Die Psychologin erzählt: "Wir haben Leonie engmaschig betreut, sogar einen Vertrag betreffend der Heimkehrzeiten unterfertigt. Leonie war nur zu gutgläubig und naiv."
Heimkehrvertrag
Auch die klinische Psychologin kann die Schuldzuweisungen nicht verstehen: "Die Familie hat aus meiner Sicht alles rechtlich Mögliche getan und ausgeschöpft. Man kann heute einen Teenager nicht rund um die Uhr einsperren. Wir haben mit Leonie auch eindringlich über die Gefahren von älteren Freunden geredet und eben erst, wie angesprochen, eine Woche vor der furchtbaren Tat den Heimkehrvertrag auf 21.30 Uhr festgelegt."
Was die Eltern auch ärgert, ist der Hass im Netz und einige Unwahrheiten: "Zum Beispiel, dass ich der Stiefvater von Leonie sei. Ich bin der Vater von allen Kindern bis auf die zwei Ältesten, die Zwillinge (19). Das ist nur der Anfang ...", so Hannes W. (der einen anderen Nachnamen als seine Frau hat).
Leonie liebte Tiere
Leonie war laut Familie ein sehr tierliebendes Mädchen: "Wir hatten bereits einige Tiere, aber mein jüngstes Kind wollte noch zwei Ratten." Leonie wollte sich auch vermehrt für den Tierschutz einsetzen, gegen das "Leerfischen der Meere", schrieb via Papa Hannes sogar E-Mails an Organisationen, war aber zu jung für eine aktive Mitarbeit. "Da war sie enttäuscht, sogar wütend", so der Vater.
Und gibt einen Einblick in Leonies Seelenleben: "An Regentagen kam sie oft zu spät zur Schule, weil sie die ganzen Schnecken auf der Straße und am Gehsteig wieder ins Grün setzten musste", erzählen die Eltern und lächeln kurz. "So war unsere Tochter halt."
Trauermarsch
Die Arbeitskollegen von Pflegerin Melanie W. wollen demnächst mit einem Trauermarsch ein Zeichen setzen.
Auch der dritte Verdächtige (23) sitzt in U-Haft mittlerweile, der 4. Afghane (22) ist flüchtig, mehrfach vorbestraft und nur wegen einer Gerichtspanne überhaupt noch im Land.
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