Handy- und Kopftuchverbot, Bekleidungsvorschriften; Revival von A- und B-Zug; dazu ein lockerer Umgang mit "Nicht genügend" und Sitzenbleiben: Während Wien und NÖ in die Semesterferien gehen, errichtet Blau-Türkis auf diesen Pfeilern gerade seine "Bildungsreform".
Wenn stimmt, was man mir zuträgt,ist das schulische Handyverbot bis weit in die Unterstufe fixiert, die Schaffung des gesetzlichen Rahmens für ganz Österreich beschlossen. Habe ich nicht anders erwartet. Was ich nicht erwartet habe: dass jetzt die Länder mit dieser Agenda auf die Überholspur wollen, und zwar quer durch die Parteien. In Kärnten kündigte der rote Bildungsreferent einen Erlass für ein Handyverbot an VS an; für die MS soll es "regulierte Nutzung" geben. In der Steiermark ist ein ähnlicher Erlass für die Pflichtschule bis zur 7. Schulstufe quasi fertig. Und jetzt gilt "Weg-mit-dem Handy" auch im rot-pinken Wien.
Da schwärmt der Bildungsstadtrat plötzlich von "Handy-Safes", verortet in den Direktionen oder beim Schulwart, die Schüler erst wieder beim Verlassen des Gebäudes öffnen dürfen („Heute“ berichtete). Politisch wird er damit punkten. Ich schätze die Befürworter der "handyfreien Schule" auf 80 Prozent. Für mich ist ein Handyverbot "von oben" nicht das Gelbe vom Ei. Bitte nicht missverstehen: No na ist Snapchatten und Tiktoken, während der Lehrer den Pythagoras erklärt, ein No-Go und muss abgedreht werden. Aber das schafft die Lehrerin, das gehört zum Job. Ich halte es da mit der Bildungspsychologin Christiane Spiel. Sie plädiert dafür, das Handy didaktisch einzusetzen. Im "Kurier": "Wenn gerade die alten Griechen Thema sind, können die Kinder gemeinsam ausprobieren, was sie zum Stichwort finden." Und bekämen damit "einen Nutzen eines digitalen Mediums vermittelt, den sie noch nicht in ihrem Repertoire haben." Lesen Sie bitte unten, was eine Lehrerin, stellvertretend für die meisten, davon hält!
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: n.glattauer@heute.at
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Lehrerin Renate Z. ist im Mail an mich für ein "längst fälliges Totalverbot": "Für mich hat ein Handy in der Schule nichts verloren. Es gehört geächtet wie eine Waffe oder Alkohol. Denn genau das ist es, eine Waffe und eine Droge. Mitschüler werden gemobbt, indem gemeine Videos voll Spott und Hohn mit ihnen gemacht werden, beim Umziehen in Turnen, sogar bei der Prüfung. Du hast bei 30 Kindern in der Klasse keine Chance das zu unterbinden, denn du siehst es nicht. (…) Viele, die das Handy im Rucksack oder im Spind haben, sind unkonzentriert, denn sie warten nur darauf, bis die Stunde aus ist und sie weiterzocken können. (...) Die Schulbehörde muss Handys verbieten. Nur in der Hausordnung ist es wirkungslos, solange sich manche Kinder, Eltern und Kollegen nicht dran gebunden fühlen." Mein Kommentar: kein Kommentar.